Camera360 bzw. Camera360 Ultimate ist nicht etwa ein experimentelles Tool zur Sphärenfotografie, sondern eine gerade im asiatischen Raum stark verbreitete Foto-App für Android, iOS und Windows Phone. Sie ist gratis und überzeugt vor allem durch ihre intuitive Bedienung und über bloße Filter hinausgehende Features. Wir haben das Instagram Chinas u.a. auf dem Lumia 1020 im Einsatz, wo der Zusatz „Ultimate“ zwar fehlt, aber fast die gleichen Funktionen wie auf den anderen beiden Plattformen vorhanden sind.
Der Entwickler der Camera360, Pinguo, stammt aus ChengDu in SiChuan / China, was man schon im asiatischen Intro zur App vermuten kann. Das erklärt auch die Popularität im Land der Frühlingsrolle. Du fühlst dich traurig und deprimiert? Schau doch, wie schön das Gras ist und die Bokeh-Effekte der Regentropfen am Fenster. Freiheit verspricht Camera360 im kurzen Vorspann zur App, welcher beim ersten Start abgespielt wird. Und tatsächlich kann Fotografie ja den Blick auf Dinge ändern.
Fokus der App liegt in der Erweiterung deiner Kamerafunktionen. Die eingebaute Kamera bietet bei Windows Phone ein Steuerrad als Menü, bei den anderen Plattformen die klassische Slidemenüs. Hier kann man zwischen sechs Motivprogrammen wählen: Porträt, Makro, Nacht, Essen, Landschaft und Auto. Bei den ersten fünf Programmen gibt es wieder Effekte sowie Rahmen, welche man anwenden kann. Die Besonderheit hierbei ist, dass man sie Realtime angewendet sieht. Man macht also nicht erst ein Foto und sucht dann einen Filter, sondern sieht sofort das mögliche Resultat. Natürlich kann man die Effekte auch später nachträglich anwenden. Hierbei gibt es auch Tilt-Shit Unschärfe, HDR, Lomo und vieles mehr. Ansonsten bietet die Kamera viele Einstellmöglichkeiten – wie Blitzaktivierung, Belichtungseinstellung und Wechsel zwischen den beiden Kameras.
Die Bedienung fällt sehr leicht. Negativ ist lediglich die helle Schrift der Filter, welche man bei Sonnenlicht vor hellem Hintergrund nicht lesen kann.
Besonders gut gefällt uns auch das Feature zur doppelten Belichtung. Hier kann man Scary-Effekte erzeugen und aus einer schon so seltsamen Puppe die ultimative Horrorfilm-Deko machen. Sieht doch jetzt aus wie Chucky, oder? 😉
Die Filter können leicht angewendet werden, es fehlt uns jedoch eine Undo-Funktion. Auch sind die Rahmen für Hochkant-Bilder nicht immer geeignet. Hier gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten, wenn man einen direkten Vergleich mit anderen Foto-Apps, wie z.B. Aviary nicht scheut.
Die Anwendung der Filter ist natürlich immer eine Geschmacksfrage. Hier haben wir ohne eine solche subjektive Entscheidung ein Beispiel für ein verändertes Bild mit dem Lomo-Effekt. Würde man das Bild mit gängigen Tools am PC bearbeiten, wäre sicherlich noch mehr möglich. Gerade was Schärfe und Farbtemperatur angeht, ist das Resultat nicht befriedigend. Diese Filter fehlen uns. Gerade bei einem einfachen Motiv spürt man solche Grenzen besonders deutlich.
Das Teilen der Fotos ist auch möglich, darauf wird aber als Feature nicht abgezielt. Denn es gibt nur die chinesischen Netzwerke in der App, also QQ und WeChat. Insofern ist das oft zu lesende geflügete Wort zum Instagram-Vergleich nicht ganz richtig. Dafür bietet die App eine Sortierung deiner Fotos im Photodiary an. Die ähnlich dem Storyteller die Fotos chronologisch ordnet.
Fazit zur Camera360 App
Praktische Foto-App für den Alltagseinsatz. Filter und Effekte sind nicht so umfangreich vorhanden wie bei vergleichbaren Apps. Das Livepreview, also die Möglichkeit die Filter bei der Aufnahme schon einzustellen, gefällt aber sehr gut. Camera360 ist kostenfrei. Wer mehr Features auf iOS wünscht, sollte sich die HelloCamera anschauen. Noch ein Hinweis zu Versionsunterschieden: Bei Windows Phone gibt es einige Funktionen nicht. Dazu gehören Serienbilder, Raster und Montagen.