Gelb ist nicht Grün. Wer dies verinnerlicht, dürfte schon auf der Gewinnerstraße sein bei Color Stroop. Richtig? Falsch. Denn das auf den ersten Blick simple Spiel bedient sich eines experimentalpsychologischen Phänomens, welches eure Konzentration auf die Belastungsprobe stellt und sie schärfer werden lässt als jede Chili. Die kostenfreie App gibt es bisher nur für Windows Phone, wo sie sich mit ihren Farben und einfachem Design wunderbar ins Kachel-OS einfügt.
Also Gelb ist nicht Grün. Diese Erkenntnis hatte sicher jeder schon an der Ampel. Die Farben zu kennen ist schonmal eine gute Voraussetzung für einen Highscore, aber wie gesagt geht es darum nicht. Color Stroop ist kein Kleinkindspiel, sondern eine Übung, die selbst Mr. Spock zu Emotionsausbrüchen bringen würde.
Eigentlich ist es ganz einfach – in der der App begegnest du einem farbigen Kreis, in dessen Mitte der Name einer Farbe steht. Seit dem letzten Update sind die Farben auch auf Deutsch benannt sowie noch leichter zu unterscheiden, sodass hier nochmals so etwa 0,003 Sekunden an Rechenleistung in deinem Kopf freigesetzt wurden. Die brauchst du nicht? Wirst du schon sehen.
Du tippst auf das grüne Häkchen, wenn die Farbe der Schrift und des Kreises der entspricht, welche abgebildet ist. Du tippst aufs rote Kreuz, wenn Farbname und Farbe nicht übereinstimmen. Gelb ist nicht Grün – rotes Kreuz. Easy.
Doch die Uhr läuft. Während sich anfangs ganz gemütlich der Kreis schließt und dir 5 Sekunden bleiben, aufs grüne Häkchen oder das rote Kreuz zu tippen, ist so ab 50 Punkten die Luft schon sehr dünn. Dann gilt es innerhalb eines Augenschlags die richtige Entscheidung zu treffen. Weiterhin kommen neue Farben hinzu, sodass man plötzlich z.B. im Level 53 einer neuen Farbe das Kreuz oder Häkchen geben muss. Das ist es schon. Du wirst während des Spiels durch keine Punkteanzeige abgelenkt, sodass der Flappy Bird Effekt ausbleibt. Bei diesem scheitert man bekanntlich immer dann, wenn man kurz vorm Highscore steht bzw. ihn geradeso etwas überboten hat.
Die Color Stroop App braucht euch durch künstliche Angaben gar nicht unter Druck setzen, das macht sie schon allein durch die Beschleunigung. Selten gibt es Apps, zu deren Spielprinzip ein Wikipedia-Beitrag, ach sogar Fachliteratur, vorhanden ist. Kurz gesagt ist der Stroop-Effekt diese Verwirrung, die sich anfühlt wie mit einem rechtsgelenkten Auto auf einer Straße im Linksverkehr zu fahren. Das ist aber nur das Gefühl. Eigentlich geht es darum, dass eine Diskrepanz zwischen Farbname und Wortfarbe unser Gehirn verwirrt. Um einen Highscore zu erzielen, sollte man also wissen, dass man fürs Erkennen einer falschen Reaktion länger braucht. Wer also ganz gut ist, spürt schon anhand der Verzögerung, dass er rechts auf „falsch“ tippen muss.
Achievements belohnen euch seit dem letzten Update fürs Erreichen bestimmter Levelschwellen. Derzeit arbeite ich noch an der „weißen Weste“. Sicher werde ich die bald bekommen. Nur noch ein Versuch und dann werde ich die 60. Levelstufe erreichen, die dafür wahrscheinlich benötigt wird. Naja, dann gleich noch ein Versuch. Und noch einer. Eine weiße Weste bekommt man eben nicht so einfach.
Fazit: Color Stroop ist ein kurzweiliger Zeitvertreib, der auch noch eure Konzentrationsfähigkeit schult. Apps mit Lerneffekt finde ich super. Zudem gibt es hier sogar noch einen wissenschaftlichen Hintergrund – teste also deine individuelle Interferenzneigung und die Inhibitionsprozesse deiner zentralen Exekutive – oder: hab einfach Spaß! Jetzt fehlt mir nur noch eine Highscore-Liste, welche vielleicht nicht nur die Levelstufe berücksichtigt, sondern auch die Reaktionszeit misst. 🙂
Hinweis für Eltern: Die App ist kostenfrei ohne In-App-Käufe, beinhaltet jedoch Ads am unteren Bildschirmrand.
Update: Mittlerweile hat die App durch Updates weitere Funktionen erhalten. So gibt es eine Zone für Schnelltipper und neue Errungenschaften. Die aktuelle Version 1.0.1.18 bringt nun auch eine Bestenliste mit. Leider ist diese nur für Käufer der Premiumversion verfügbar. Der Kaufpreis beträgt 1,29 Euro.