Der Mond ist nur eine weitere Apollo-Mission entfernt und die Besiedlung eine Formalie des Grundbuchamts. Den Mars werden wir nächstes Jahr erreichen und der Planet Kepler-16 ist auch nur noch einen Katzensprung entfernt. Space Age ist kein normales Spiel, sondern eine Aufzeichnung der Geschehnisse aus dem Jahr 1976. Ihr erinnert euch sicher an die erste Landung einer fliegenden Untertasse auf… ach halt. Auch wenn der Realitätscheck traurig ist, so muss auch der größte Raumfahrtenthusiast zugestehen, dass in diesem Vorwort ein paar Fehler versteckt sind. Aber man darf ja noch träumen und so nehme ich euch zumindest mit auf eine Reise in die App „Space Age: A Cosmic Adventure“ von Big Bucket Software. Das für iOS verfügbare Adventure ist etwas für Nostalgiker im doppelten Sinne. Aber schaut selbst.
Retro-futuristisch ist die Welt von Space Age. 1976 wird euch als Zukunft vorgestellt. Man spürt regelrecht die Mond-Euphorie der Welt in einer Zeit, in welcher alles möglich schien. Eure Reise führt euch auf einen Planeten, welcher in Wirklichkeit ein Gasriese in einem Doppelsternsystem ist und entsprechend nach einer anderen Fantasystory als Tatooine von den Wissenschaftlern getauft wurde. Auch ist diese Reise wohl eher in einem Generationsraumschiff zu meistern. In der App sieht er eher wie eine Ausflug nach Colorado aus, lediglich die Bäume sind unüblich für den Staat der Rocky Mountains schrill lila. Doch auch hier gibt es Bodenschätze, welche eine größere Rolle in der Story spielen werden, über welche ich euch gar nicht so viel verraten möchte. Der grün gekleidete Private aus dem App Icon ist euer Held, den ihr den größten Teil der App steuert. Er schaut etwas schüchtern und ängstlich, nicht wahr? Nicht grundlos, soviel sei geteasert. Doch die Story ist keine Gruselgeschichte, sondern eher eine Pocahontas-Parabel.
Der Planet ist in Level eingeteilt, welche wieder über eine Überblickskarte aufrufbar sind. Anfangs lernt ihr die einfache Touchsteuerung kennen, es wird ein Inventar eingeführt und es sind einfache Rätsel zu lösen. Bevor die eigentliche Story losgeht, lernt ihr andere Mitglieder der Crew kennen und es gibt durchaus eine Menge Dialoge zu lesen. Diese sind alle in Englisch und für Schnellleser gedacht. Allerdings lässt sich jedes Chapter ohne Einbußen neu starten.
Von der Aufmachung her und der Erzählweise erinnert das Spiel gewollt an Klassiker von LucasArts. Inklusive sind z.B. die popkulturellen Referenzen wie z.B. zu „A boy and his dog“. Grafisch ist die Pixelgrafik gekonnt umgesetzt ohne zu einfach zu wirken. Schön sind die Wechsel von Tag und Nacht, die unterschiedlichen Umgebungen. Musikalisch begleitet das Spiel ein Soundtrack im Stil von Zimmers Interstellar. Gerade die Figuren und Interaktionen lassen Nostalgie aufkommen. Allzu komplex sind die Rätsel jedoch nicht, sodass ich von diesem Bonus ein paar Abstriche machen muss. Ich hatte durchaus auf ein paar Kopfnüsse gewartet. Schwierig wird es später lediglich, wenn man gutes Timing bei den dunklen Gebieten beweisen muss. Hier hatte ich auch ein Problem mit einem Speicherpunkt. Dieser war so gelegt, dass bei einem Neustart das Level unlösbar war. Langweilig wird es jedoch nicht, da die App mit witzigen Ideen aufgepeppt wurde. Da sucht mein Verstand z.B. nach einem Fehler, wenn der Private erst den Doc ruft, was dann plötzlich zu einem Dog wird. Schreibfehler vom C zum G. Mitnichten! Plötzlich erlebt man einen Rückblick in die Jugend des Helden, welche später in einer traumartigen Szene aufgegriffen wird.
Fazit: Charakterentwicklung und Story sind meisterhaft miteinander verwoben und haben mich neben dem Soundtrack lange an die App gefesselt. Space Age ist für jene gemacht, welche bei Adventure mehr Wert auf die Story legen und weniger auf schwierige Rätsel. Ich hatte das Spiel erst auf dem iPhone 6 angefangen, mich dann aber aufgrund der vielen Dialoge entschieden es lieber auf dem iPad zu spielen. Ich würde es also auch eher fürs Tablet empfehlen. Space Age wurde für Android bisher nicht angekündigt.