Sorry Leute, aber ich möchte kein Diktator sein. Ich möchte niemanden beherrschen und niemanden bezwingen. Diese Anfangsworte der Rede aus Chaplins Spielfilm sind gerade in den letzten Jahren durch YouTube wieder verstärkt rumgegangen. Aber auch die Parodie gen Korea hat seine Wellen geschlagen. Nun gibt es die Essenz der Tätigkeit als Volksunterdrücker auch als Spiele-App: Soll ich nun die blaue oder rote Hose anziehen? Und trinke ich lieber den Kaffee mit Zucker oder Milch? Okay, zugegeben ist die Kaffee-Frage etwas fies, da die Auswahl in der durchschnittlichen Rösterei ja noch etwas komplexer ist. Doch Entscheidungen, Entscheidungen, die treffen wir alle Tag für Tag. Nicht anders ergeht es da einem Staatslenker. Während sich Demokraten noch auf Kompromisse einlassen müssen, ist die Lage der Diktatoren bei unbeschränkter politischer Macht eine andere… ja, wirklich? „Dictator: Revolt“ heißt ein Spiel für Android und iOS von Tigrido, welches kürzlich auch für Windows Phone erschienen ist. Es zeigt nicht nur, dass es auch nicht viel einfacher wird mit derlei Befugnissen, sondern parodiert auch auf seine Weise diese Regierungsform.
Bevor wir mit dem App-Review starten, welches natürlich dann auch ein paar Tipps zur gekonnten Führung enthalten wird, noch ein Hinweis: Es gibt gleichzeitig auf Android und iOS die App „Dictator Outbreak“ (Download hier bei Google Play / Download bei iTunes). Von „Dictator: Revolt“ unterscheidet sich diese zweite App vor allem darin, dass sie nur drei statt sechs zufriedenzustellende Zielgruppen hat und wesentlich weniger Fragen. Außerdem hat die Freeversion recht unsägliche Werbung. In-Apps gibt es in beiden. Natürlich stellen wir euch hier die von uns gespielte Bezahlversion „Dictator: Revolt“ App vor und nicht die kostenfreie Testvariante. Fürs kurze Spiel würde ich ggf. aber trotzdem zur Outbreak App greifen.
Dictator: Revolt Gameplay
Die nach oben gestreckte geballte Faust aus dem Icon begrüßt euch auf dem Titelbild. Diese ist natürlich ikonografisch als Kampfesgruß der Sozialisten schon in Gebrauch und kann zu Missverständnissen führen, zumal es auch noch die linke Faust ist. Argh. Hier in der Dictator App geht es nicht um die SPD, sondern um einen jungen Diktator in einem demokratiebefreiten Land. Welches Land, welche Zeit? Vollkommen egal. Auch mit weiteren Details braucht ihr euch nicht plagen. Die App ist relativ simpel aufgebaut, wenn auch mit schöner Flatdesign-Grafik, und kein Tropico fürs Smartphone.
Im Kern besteht die Dictator: Revolt App aus der Beantwortung simpler Fragen. Insgesamt gibt es wohl 1000 davon in der App. Je Runde wird eine Frage mit Ja oder Nein beantwortet. Spielziel ist natürlich lange durchzuhalten, den Job als Diktator zu behalten. So lange wie möglich, trotzdem endet das Spiel also stets im demotivierenden Game Over. Belohnt wird der Fortschritt mit Achievements sowie täglichen Aufgaben. Zudem gibt es Geld als stets knappe Ressource, welche pro Zug für Expenses reduziert wird. Dein Berater fragt dich jede Runde: „Who will we be receiving today?“ und zur Wahl stehen sechs Interessengruppen: die Polizei, die Oligarchen, die Bevölkerung, die Opposition, die Armee und die Familie. Deine Antwort hat dann Einfluss auf die Stimmung der sechs Gruppen. Erreicht sie bei einer Gruppe ein kritisches Level, wirst du abgesetzt, auf verschiedene Art und Weise. Das gleiche ist der Fall, wenn dein Geld alle ist, du einen Krieg verlierst oder eine der Gruppen zu Wohlhabend wird. Es gibt also mehr Möglichkeiten, das Spiel erfolgslos zu beenden als man sich zunächst vorstellen kann. Gerade Cash ist der echte King ähm.. Dictator in der App: Um Geld zu verdienen, musst du die Zufriedenheit der Gruppen wiederum auf 10 erhöhen. Zudem kannst du in die Ölindustrie investieren.
Das Problem des Spiels ist, dass viele der Fragen unklar sind. Das liegt nicht an fehlenden Englischkenntnissen, sondern an teils absurden Problemen. Darf dein Onkel etwa Schneeleoparden züchten? Na, klar. Warum nicht. Das freut ihn. Komischerweise ärgert das aber die Oligarchen. Warum auch immer. Das schmälert auch enorm den Spielspaß, da sich viele Fragen nicht mit Logik oder Verständnis abschätzen lassen und pures Glücksspiel sind. Als Hilfe bietet die Dictator: Revolt App wenige Hinweise an, mit welchen du die Auswirkung der Entscheidung siehst. Diese sind aber nur schwer über Achievements zu verdienen bzw. auf Android und iOS per In-App-Kauf.
Wie man nun lange bei Dictator überlebt, wollt ihr wissen? Also die Hinweise könnt ihr vergessen, davon gibt es zu wenige. Auch lohnt es sich angesichts der großen Zahl an Entscheidungen nicht die Fragen aufzuschreiben oder sich gar zu merken. Vergesst es (ganz wörtlich). Ganz sinnvoll ist es zunächst, bis die Ölindustrie läuft, Entscheidungen mit Geldeinsatz zu verneinen. Sicherlich ist es noch am sinnvollsten eine Kategorie, wie z.B. die Bevölkerung, zu favorisieren und sie aufs Maximum zu bringen, während du die Oligarchen eher bluten lässt. Dann passt es auch wieder mit der ausgestreckten linken Faust. Da das Spiel nicht so komplex ist, möchte ich mich, was weitere Tipps angeht, allerdings zurückhalten. Einziges Spielziel ist es herauszufinden, wie man in etwa eine Balance herstellt. Und ich will doch kein Spielverderber sein.