Gigaset hatte noch vorm Weihnachtsgeschäft mit dem ME sein erstes Smartphone auf den Markt gebracht. Von den drei zur IFA in Berlin vorgestellten Modellen hatte es das mittlere und der Namensgebeber in die Verkaufsregale und auch in meine Tasche geschafft, während das Einstiegsgerät Pure und das 5,5 Zoll Pro noch nicht erhältlich sind. Während der vergangenen Wochen habe ich die ein oder andere App auf dem Androiden genutzt und konnte entsprechend ein paar subjektive Nutzungserfahrungen sammeln. Zudem konnte ich meinen Ersteindruck noch etwas setzen lassen.
AnTuTu Benchmarktest, die Aufzählung vom Datenblatt in Textform? Alles ganz nett. Hier in meinem Artikel zum Ersteindruck vom ME fand ich viele lobende Worte fürs Gerät und seine Spezifikationen. Doch so richtig ein erster Blick aufs Gerät war das ja vor vier Wochen gar nicht, da ich es bereits bei der Präsentation in Berlin in den Händen halten durfte. Leider gibt es das Gerät weiterhin nur im Onlineshop des Herstellers, sodass dies für potentielle Käufer noch immer nicht möglich ist. Schon damals bei der Präsentation durch den (nunmehr ehemaligen) CEO hatte mir das elegante Design des Gigaset ME gefallen. Freunde haben das Gerät auf dem ersten Blick natürlich mit dem iPhone verwechselt. Gerade die Frontpartie und der Rahmen zeigen schon eine gewisse Ähnlichkeit. Aber das sollte man wohl eher positiv einordnen, da die Formsprache aller Smartphones sich mittlerweile angenähert hat und eine Verwechslung mit einem Smartphone der Top-Liga für den Anspruch spricht. Zumal auf den zweiten Blick recht deutliche Unterschiede zu Tage treten: Fingerabdruck auf der Rückseite, dort auch etwas mehr Chrome als bei Apple, jedoch nicht so viel wie bei Samsungs früheren Modellen. Zudem fehlt natürlich die Ohrmuschel vorn. Dazu gleich von mir der Hinweis, dass ich das ME nicht für’s telefonieren genutzt habe. Auch ich fand die neue Technik der Schallübertragung über den Knochen schon seltsam und eine Frage der Gewohnheit. Schlechte Tonqualität, davon hat man hier und da gelesen. Kann ich so aber nicht bestätigen. Ist eine Nutzungsfrage und die Ausstattung ist eben ggf. etwas zu progressiv.
Weiter aber zur Alltagstauglichkeit des Designs – die Rückseite des Gigaset ME ist definitiv zu glatt. Ohne Case oder eine Hülle ist es nicht sicher ablegbar. Es rutscht vom Tisch im Restaurant oder vom Regal. Da wohl fast jeder eine Tasche nutzt, ist dies für mich aber kein Problem. Eher ist für mich das Gewicht etwas zu hoch. Klar macht es einen höherwertigen Ersteindruck, aber auf Dauer ist es doch gefühlt etwas zu schwer. Dass es jedoch im Vergleich zum kleineren iPhone 6s mit seinen 143 g nur 17 g schwerer ist, ist schon beinahe mysteriös.
Die Nutzung fängt natürlich immer mit dem Fingerabdrucksensor an. Dieser funktioniert anfangs nur zu 90 Prozent zuverlässig, der Sensor hat in 1 von 10 Fällen meinen Finger nicht erkannt und war auch etwas langsamer als bei der Konkurrenz. Das Softwareupdate vom 15.12 hat das Problem behoben. Dieses hat neben einer verbesserten Kamerafokussierung auch die Funktion des Fingerabdrucksensors verbessert. Die Updatepolitik von Gigaset zeigt sich seit dem Launch aber erfreulich fluffig, wenn das so weitergeht. Einen Wunsch hätte ich auch – macht bitte mal den Startton fakultativ oder zumindest leiser.
Das Smartphone ist, was Apps angeht, für jegliches Spiel von der Leistung her gut ausgestattet. Das Display ist farbgewaltig und sehr klar. Eine Freude für die Augen. Besonders gut gefällt mir das Gefühl an den runden Kanten. Die 2,5 D sind gerade bei Actionspielen optimal, da man sich nicht mehr am Rahmen stößt oder eine Begrenzung spürt.
Was die Sonderaustattung des Geräts angeht, habe ich insbesondere an der Infarot-Fernbedienung Gefallen gefunden. Zuhause hatte ich bereits meinen Samsung Smart TV damit testweise gesteuert. Unterwegs in Hotels ist das natürlich optimal, da man dann die „verschmutzten“ Geräte vor Ort nicht nutzen muss. Die Einrichtung geht flott, die Bedienung zuverlässig. UV-Sensor und Blutdruck habe ich kurz gecheckt, fand ich aber, was mein Nutzungsverhalten angeht, nicht so nützlich. Und wenn wir bei der Software sind – während meiner Büroabwesenheit fand ich natürlich die vorinstallierte Elements App sehr hilfreich die Sicherheitslage vor Ort zu checken.
Die Akkulaufzeit des Gigaset ME würde ich bei intensiver Appnutzung durchschnittlich ansehen. Die Schnellladung hingegen ist ein super Feature. Abstriche bekommt dieses trotzdem, da der Stecker per USB C eben auch verlangt, dass man neben Lightning fürs iPad und USB B für Gadgets noch einen drittes Kabel fürs Smarphone dabei hat. Zudem kann einem derzeit kaum jemand mit diesem Typ aushelfen. Also auch etwas zu progressiv.
Fazit: Insgesamt ist das Gigaset ME ein tolles Android Smartphone, was in einigen Punkten vielleicht sogar etwas zu progressiv ist. Die negativen Punkte in diesem Nutzungsbericht sind teils schon ganz schön zugespitzt, also es war schon schwierig, etwas zu finden, was mir nicht so zusagt, woran man die Qualität ablesen kann. Zum Preis von 469 Euro kann es eindeutig auch mit dem teureren Topgeräten mithalten, was für einen Erstling schon erstaunlich ist. Ich bleibe also gespannt, mit was Gigaset demnächst noch so überrascht.