Keine Angst, ihr müsst jetzt nicht aus dem Stehgreif einen Kranich falten oder aus einem Zehn-Euro-Schein einen originalgetreuen Elefanten zaubern. Um Origami, die Kunst des Papierfaltens, geht es hier nämlich eigentlich nur am Rande, anders, als der Name vermuten lassen könnte. Schere und Klebstoff dürfen dabei traditionellerweise ja leider nicht zum Einsatz kommen, stattdessen erstellt man lediglich durch geschicktes Falten, Drehen und Falzen kleine Kunstwerke. Gefragt dabei sind vor allem Akkuratesse und ein wenig logisches Denken. Das kann ganz schön schwierig werden und wenn einem das quadratische Papier nicht in die Wiege gelegt wurde, fängt man am besten einmal einfach an. Dafür eignet sich besonders unsere heute vorgestellte App „Falte die Welt“. Dabei erstellt man zwar keine Figuren, muss aber das Papier so geschickt falten, dass man seine Spielfigur an’s Ziel manövriert. Kombiniert mit einer fantasievollen Grafik und aufwendig gestalteten Details ergibt das nicht nur eine gelungene Mischung, sondern ein richtiges Abenteuer sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.
Mit ihrer App „Falte die Welt“ haben die aus Israel stammenden Herausgeber CrazyLabs offenbar den Nerv vieler Spielwilliger getroffen, über 100.000 Downloads bei Android hatte das Spiel in kurzer Zeit. Es ist außerdem für iOS verfügbar. Im App-Store wird „Falte die Welt“ als „familienfreundlich“ beschrieben, ein etwas vager Begriff. Gut, wahrscheinlich muss man niemanden erschießen und Blut wird wohl auch keines fließen, aber ich war mir ziemlich lange nicht sicher, für wen diese App nun eigentlich gedacht ist. Erwachsene? Kinder? Irgendwas dazwischen? Die Antwort ist einfach wie kurz – alle. Tatsächlich scheint mir, als könnte sich die gesamte Familie am fantasievollen Abenteuer erfreuen. In einer Anwendung alle zu begeistern, ist gar nicht mal so einfach, aber hier wirklich gut umgesetzt. Erwachsene werden sich wahrscheinlich eher an der tollen Grafik erfreuen, die nämlich ist ziemlich spektakulär, wie ich finde. An 3D ganz nah dran, wurde einfach auf alle Details geachtet, am besten sieht man das zum Beispiel am Startbildschirm. Dort befindet sich nämlich ein Märchenbuch, in welches man während des Spieles eintaucht. Goldbeschläge und eine aufgenähte Tasche lassen da schon Gutes ahnen. Das Sparschaf daneben sieht tatsächlich sehr räumlich aus, der Apfel hat sogar einige Druckstellen und die Farben sind einfach wunderschön. Ein gelungener erster Eindruck, der neugierig macht.
Das Spielprinzip bei „Falte die Welt“
Kennt ihr aus eurer Kindheit noch die Plastikspiralen in Regenbogenfarben? Die man so schön die Treppe runterspringen lassen konnte? Hauptakteur in „Falte die Welt“ scheint eine Mischung aus genau diesen Spiralen und einer Handsockenpuppe oder so etwas zu sein. Vielleicht ist auch noch ein aus der Kiste springender Kasper und ein Bücherwurm mit eingekreuzt, so genau kann ich euch das nicht sagen. Auf jeden Fall nennt er sich YOLO und ihr begleitet ihn. Das Hauptprinzip basiert auf aufklappbaren Kinderbüchern, genau so ist nämlich auch die Landkarte gestaltet, auf der ihr bei Bestehen der zahlreichen Levels weiterrückt.
Jede neue Herausforderung ist dabei tatsächlich ein kleines Kunstwerk geworden. Öffnet ihr ein Level, habt ihr jedes Mal ein Blatt Papier vor euch, das einige Hinweise enthält. Ziel ist es nun, den roten Pfaden zu folgen, um YOLO an’s Ziel zu bringen. Das ist allerdings gar nicht so einfach, weil ihr die Wege durch geschicktes Hin- und Herfalten erst einmal „verbinden“ müsst. Auf dem Weg dahin sammelt ihr auf Teilabschnitten Regenbogenjuwelen, die während des Spiels nützlich sein können. In späteren Levels gibt es dann zum Beispiel Löcher im Papier, die man nutzen muss, um auf eine andere Seite zu kommen, leuchtende Pfade oder Lesezeichen, die richtig gedreht als Brücke fungieren. Langweilig wird es also nicht. Hier muss ich sagen, dass die ersten Levels zwar einfach sind, später allerdings wird die ganze Falterei schon ziemlich komplex und schwierig, für kleine Kinder ist das eher nicht geeignet. Die Grafik allerdings überzeugt natürlich auch innerhalb der Levels. Ich mag besonders, dass auf viele Kleinigkeiten geachtet wurde. Faltet man zum Beispiel falsch und begräbt YOLO unter Papier, sieht man seine Umrisse darunter zappeln. Neben dem Papierblatt stehen zudem immer Tintenfässer, stößt man aus Versehen daran, wird tatsächlich Tinte verkleckert.
Aus YO und LO wird eins
YOLO, das dachte sich wohl auch der Fürst der Finsternis, der eines Nachts die beiden Brüder YO und LO verfluchte und aus Zweien Einen machte, bösewicht-like eben. Von nun an mussten die beiden aneinandergeschweißt ihre Abenteuer bestehen. Woher ich das weiß? Zu jedem einzelnen Level wird euch eine kleine Hintergrund-Information geliefert. Begonnen beim Schlüpfen der beiden Wesen über deren Erlebnisse im Zauberwald bis hin zu den kuscheligen Schafen.
Diese Geschichten sind sehr kindgerecht geschrieben, mich stört das überhaupt nicht, denn man möchte natürlich auch als Erwachsener wissen, was in der Welt des Papierkönigreichs so geht und was es eigentlich mit dem Dreiecksfluch auf sich hat. Hier löst sich dann auch das Rätsel, was YO und LO eigentlich darstellen, nämlich Sprungfedern. Wer möchte, kann die bisher erspielten Informationen jederzeit im Spiel nachlesen.
Die Kapitel in „Falte die Welt“
Wie in jedem ordentlichen Buch gibt es auch hier einige Kapitel, die entdeckt werden wollen. Bisher kann man hier drei verschiedene Welten durchspielen, die als verschiedene Märchen dargestellt werden.
- Wald-Märchen
- Wüste-Märchen
- Traum-Märchen
Selbst das Wechseln von einer Welt zur anderen ist wirklich toll gestaltet, das große, staubige Märchenbuch blättert dann nämlich um und führt dich zum richtigen Märchen.
Wer es nicht erwarten kann, hat durch In-App-Käufe die Möglichkeit, 20 neue Levels für 0,80 €, 40 neue Levels für 1,60 € oder das komplette Spiel inklusive 250 Regenbogenjuwelen für 2,40 € freischalten (Letzteres ist im Moment im Angebot und kostet sonst wohl doppelt so viel).
Was du sonst noch wissen solltest
- schalte durch Regenbogenjuwelen neue Levels frei oder lasse dir durch Hinweise helfen
- entscheide selbst, ob du die Geschichte zum jeweiligen Rätsel angezeigt bekommen möchtest
- schaue Videos an, um kostenlos Regenbogenjuwelen zu erhalten
- oben links siehst du, wieviele Puzzleteile du finden kannst
Fazit
„Falte die Welt“ ist ein wirklich gelungenes Spiel für tatsächlich die ganze Familie. Während die Geschichten um die Faltbilder herum als auch die Musik wahrscheinlich vor allem Kinder ansprechen werden, beeindruckt die wirklich tolle 3D-Grafik auch jeden Erwachsenen. Bei den Levels an sich sind alle Schwierigkeitsstufen dabei, einige scheinen mir für Kinder tatsächlich zu schwer zu sein, da ist Hilfe oder Herumprobieren gefragt. Besonders schön sind die Details, die einem während des Spielens über den Weg laufen. Das einzige, was mich gestört hat, ist wirklich enorm viel Werbung und was das betrifft, bin ich eigentlich nicht sehr empfindlich. Einige Videos kann man wegclicken, andere wiederum muss man anschauen. Dazu ist die Ladezeit zwischen den Levels ziemlich lang, was vor allem Kinder schnell langweilen könnte. Alles in allem ist „Falte die Welt“ aber dennoch für all diejenigen zu empfehlen, die gern in eine fantasievolle, magische Welt eintauchen möchten, Denk- und Geduldsspiele mögen und eine Vorliebe für alte Märchenbücher und schräge Bücherwürmer haben.