O2 bietet DSL an. Soweit so lapidar. Wird ja beworben und ist seit dem Wegfall des Monopols auch keine so große Sache. Schon seit 2006 ist dies der Fall. Doch sollte man das stationäre Internet auch hier bei der Firma mit dem Sauerstoffnamen abschließen? Die Preise und Konditionen sind ähnlich zu denen der Konkurrenz, die Kombo zum Handyvertrag lockt einige. Bei mir war es die Möglichkeit das O2 DSL All-in M monatsweise zu kündigen, welche mich zum Abschluss brachte: „Ist man flexibler, kann man auch mal leichter wechseln“. Das dachte ich zunächst und das sollte sich bei meinen Erfahrungen mit dem O2 DSL auch bewahrheiten. Eigentlich ist O2 bei mir im Kopf ohnehin für Mobilfunk bekannt. Die Telefonica Tochter hat aber nicht nur Funkmasten und Smartphones im Angebot. Auch O2 DSL soll es also sein. Das wirkt so etwa wie einen Hometrainer im Radladen kaufen, oder? Nicht doch. Noch immer ist es günstiger übers WLAN im Internet zu surfen, gleich recht bei der Nutzung von Apps und Videos. Also rein ins Abenteuer O2-DSL.
Bevor wir in den Erfahrungsbericht einsteigen, gehört an den Anfang die technische Einordnung, dass auch O2 ein eigenes Netz hat. Doch eben nicht bis in den Keller zum Hausanschluss, zumindest nicht bei mir. Man „mietet“ sich bei Telekom oder dem jeweils eigentlichen Netzbetreiber ein. Ein Umstand, der mich erst etwas skeptisch machte. Wird die Technik für eingemietete Fremdkunden zuverlässig freigeschalten?
O2 DSL Erfahrungsbericht
Zu den Rahmenbedingungen: Abgeschlossen habe ich den Vertrag im Shop, da ich ohnehin gerade meinen überteuerten Mobilvertrag ändern wollte (was schließlich nach fünf Jahren zu einer Kündigung wurde, da 20 Euro für 1 GB Datenvolumen inzwischen unverschämt ist). Ich habe den Vertrag zwei Monate vorm Aktivierungstermin unterzeichnet, was wohl ausreichend Planungszeit für den Anbieter bedeutet.
Der Kommunikationsprozess bis zum Aktivierungstag war recht intensiv. Gezählt habe ich drei SMS und zwei Mails. Immer wieder der Hinweis zu den Datengurus von O2. Das ist kein kluger Schachzug von O2, denn ich informiere mich mal schon vor der Schaltung im verlinkten Forum, was so geht. Logischerweise melden sich hier vor allem die, bei denen irgendwas nicht läuft. Die Antworten der Gurus sind teils ziemlich schnöde und sinnfrei. Da beschwert sich ein Kunde lang und breit, dass die Aktivierung bei ihm nicht funktioniert hat. Die Antwort des Gurus lautet in der Art: Möchten Sie nur Stunk machen? WTF, O2? Ich erhielt auch eine Mail mit dem mega Betreff „Wichtige Info für Sie“. Die Erwartung ist natürlich, dass irgendwas nicht funktioniert, der Termin nicht eingehalten wird. Aber falsch: im elektronischen Schreiben ist nur ein Link zu einem YouTube-Video, welches einem die Aktivierung leichter machen soll – „Die o2 Gurus klären sämtliche Fragen und kennen sich zudem mit den neuesten Trends aus.“ Tatsächlich jedoch wird hier im Stil „sweet YouTuber“ von Luise in zwei Minuten darauf hingewiesen, dass man ein Klingelschild haben und nicht unter der Dusche stehen sollte, wenn der Techniker kommt. Wirklich. Das Video ist nicht wirklich hilfreich, allerding scheint die Aktivierung so kinderleicht zu sein, dass man ein sinnfreies Video als ausreichend erachtet. Die Bewertungen auf YouTube quittieren das.
Die Probleme der anderen O2-DSL-Kunden sollen mir aber erstmal egal sein: Eine Woche vor der Aktivierung erhalte ich planmäßig das Modem, für welches ich nur den Versand zahle (anders als bei der Telekom, wo die Geräte eine Miete kosten). Die o2 Homebox 6441 als Leihgerät hat im Internet diverse Testberichte bekommen, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Dieses bietet WLAN mit 2,4 und 5 GHz sowie auch eine Medienserverfunktion. Das Design ist irgendwie ausgezeichnet, es sieht aber recht normal aus wie ein DSL Modem der einfachen Bauart halt. Es frohlockt mit „In nur 3 Schritten installiert – so einfach geht´s“.
Die technische Aktivierung des DSL
Vor der Aktivierung informiere ich mich zwei Mal bei O2, ob der Anschluss zustande kommt. Leider wird mir mehrfach auf Papier und per Mail die falsche URL „http://dsl.02.de/auftragsstatus“ genannt, welche zu einer Fehlerseite führt. Auch jetzt, zwei Monate später ist die URL noch nicht belegt und führt zu einer 404. Ja, ich habe den Kundendienst darauf aufmerksam gemacht.
Am Tag der Aktivierung, wie gesagt zwei Monate nach der Beantragung, wird ein Zeitfenster für den Techniker von 8 bis 12 Uhr angegeben. Und tatsächlich lässt sich der freundliche Herr von der Telekom kurz vor zwölf blicken. Alles easy. Draußen am Verteiler habe er bereits aktiviert, ein Test der Leitung an der Dose sowie ein schneller Umknipser am Hausverteiler reichen und schon zeigt das gelieferte Modem von O2 ein grünes dauerhaft leuchtendes Lämpchen bei DSL. Super! Zur Technik könne er nichts weiter sagen, aber er vermute bei O2 DSL wäre das schon mal ein gutes Zeichen. Macht mir nix aus, schließlich soll es ja eine Hotline geben. Was ich noch nicht weiß ist, dass ich diese noch brauchen werde.
O2 DSL Kontakt
„Per Mail sind wir nicht erreichbar. Sie erreichen uns entweder telefonisch, per Chat, per Post oder Fax“
Hinweis zu den Kontaktmöglichkeiten zu O2: Die Hotline von O2 ist 7 Tage die Woche, rund um die Uhr erreichbar. Auch am Feiertag. So steht es auf dem Papier. Stimmt aber nicht, man muss genau lesen: „So erreichen Sie uns 7 Tage die Woche…“. Unter Erreichbarkeit versteht O2, dass man jederzeit ein FAX oder einen Brief schicken kann. Mails möchte man überhaupt nicht haben, teilt jedoch sehr gern Werbung aus.
Telefonich gibt es laut Router-Kurzanleitung eine Nummer mit Münchner-Vorwahl, mit O2-Vorwahl sowie auf meinem Begrüßungsschreiben noch eine Installationshotline mit 0800. Die kostenfreie Nummer soll nur am Tag der Freischaltung verfügbar sein, sodass ich mal darauf verzichte, sie hier für andere Hilfesuchende anzugeben. Insgesamt ist es ja mit Hotlines so, dass man sie wie die Notfalltermine des Zahnarztes nicht wahrnehmen möchte, da es fast immer zu Schmerzen kommt. Callcenter-Mitarbeiter offenbar, deren Verhalten hier nicht in der Kritik steht, sondern eher ihre Rahmenbedingungen. Das kenne ich von Primacom bis Vodafone, von O2 bis Telekom. Ja, insbesondere von der Telekom, wo auch nicht alles glatt läuft im Service. Aber das wäre eine andere Geschichte. Bleiben wir bei der O2-DSL Erfahrung.
Update an dieser Stelle zur Hotline: Die Hotline sowie kostenfreie 0800er für die Hilfe zur Einrichtung des O2-DSL ist von 7 bis 20 Uhr besetzt, wie ich bei meinem vierten Anruf (siehe unten) von der automatischen Ansage erfahre. Luftnummer. Dafür gibt es eine 0800-1237744 für die Störungsmeldung, für die Meldung eines Ausfalls beim DSL des blauen Anbieters.
Erfahrungsbericht Aktivierungsprobleme (Service)
Es ist also 12 Uhr, der Techniker hat seinen Job erledigt und war sehr freundlich. Auch wenn der Vertrag über O2 läuft. Laut Schreiben soll der DSL-Anschluss nach 1,5 Stunden aktiv sein. Konkret wird versprochen: „Ihr Anschluss steht erst 1,5 Stunden nach dem o.g. Freischaltungstermin vollständig zur Verfügung.“ Laut einer der vorherigen SMS jedoch erst 17 Uhr. Ich stelle mich darauf ein etwas Geduld mitzubringen. Also mal abwarten.
Es ist 15:30 Uhr und eine SMS informiert mich, dass es nun losgehen könne. Also einfach mal die Einrichtung gestartet. Läuft soweit gut. Im Schritt für die Einrichtung des Routerpassworts hängt es. Es steht geschrieben in der Benutzeroberfläche: „Das Kennwort muss mind. 5 und kann max. 16 Zeichen enthalten.“ Ich kann weder eins festlegen noch ohne fortfahren. Der Weiterbutton reagiert nicht. Also Hotline das erste Mal angerufen, was da los ist. Es kommt die erwartbare Reaktion „Haben Sie neugestartet und den Reset gemacht?“ Ja, habe ich. Ein anderer Tipp lautet: ich solle das Passwort 123456 probieren, da der Hersteller der O2 Homebox 6441 dieses manchmal festlegt. Ich habe nicht das Gefühl, dass der Herr mir überhaupt zugehört hat oder einer Routine folgt. Also probiere ich selbst weiter. Erneuter Reset, anderer Browser, Handbuch durchforstet. Dort steht noch, dass man ein Passwort von „mindestens 5 und aus maximal 6 alphanumerischen Zeichen (A–Z, 0–9)“ festlegen kann. Okay, auch das nochmal probiert, obwohl das wohl nicht die Ursache ist. Meine Vermutung ist eher, dass das Gerät sich gar nicht verbindet, da die Infoleuchte nicht blinkt oder leuchtet, sondern weiterhin nur DSL grün ist. Auch ist der Eintrag „Status der Erkennung des Zugangsnetzes“ im Programm rot. Weshalb man dann überhaupt weiterklicken kann im Menü? Schlecht gemacht. Oben rechts am Router Homebox 6441 leuchtet die Info-Lampe noch nicht, welche laut Kurzanleitung über den Einwahlstatus informiert. Dummerweise gibt es keine Info für den Fall „leuchtet gar nicht“. Sie soll rot oder grün dauerhaft leuchten oder blinken. Na toll. Alles dunkel, nicht nur die Leuchte am Router. Also zwei Stunden später ein erneuter Anruf.
Bitte sehen Sie von weiteren Statusanfragen ab.
Es ist 17:30 Uhr und die Hotline nimmt schnell eine Störung auf. Ich warte zwei Stunden, in welchen nichts passiert. Erneuter Anruf also 19:30 Uhr. Die automatische Stimme sagt mir, dass eine Störung gemeldet sei und ich auflegen soll. Ich würde es fast tun, aber ein Nebensatz lautet, dass es „mehrere Tage dauern könne, diese zu beheben“. Das möchte ich genauer wissen und nehme die Wartezeit von 20 Minuten in Kauf, um endlich DSL von O2 zu genießen bzw. die bezahlte Leistung in Anspruch zu nehmen. Der Herr um 19:52 Uhr möchte die ganze Geschichte nochmal hören und natürlich nochmal einen Hardreset durchführen. Soll er haben, die roten Leuchten sehen ja auch ganz nett aus. Bringt aber nix. Von einer Störungsmeldung sei ihm gar nichts bekannt. WTF-Moment. Eine Störung seit der Anschaltung werde aufgenommen. Außerdem verspricht er eine Priorisierung in der Technik. Was passiert? Nichts.
Es ist 21:45 Uhr am Tag der eigentlichen Aktivierung und die missverständlich als „rundum die Uhr erreichbare Hotline“ ist nicht mehr erreichbar. Ich könnte jetzt ein FAX schicken oder einen Brief, was denn los ist. Das nennt man wohl eine unglückliche Platzierung der Überschrift, da man damit wohl nicht die Hotlines meint, sondern die Homepage oder den Briefweg (siehe Update oben). Die alternative Störungshotline am Tag der Aktivierung soll eigentlich nach 5 Minuten Wartezeit erreichbar sein, lässt mich wieder knapp 30 Minuten warten. Als Info erhalte ich lediglich, dass bisher „keine Bearbeitung stattgefunden hat“ und es bis zu 48 Stunden dauern könnte. Ich warte.
Es ist nun 48 Stunden später – niemand hat sich gemeldet. In der Hotline habe ich 30 Minuten gewartet, sodass ich den Chat ausprobiere. Dort heißt es auf meine prophylaktische Frage, ob ich aus dem Vertrag auch ohne Kosten rauskomme, wenn das O2 DSL gar nicht aktiviert werden kann: „Die Störung ist noch in Bearbeitung. Ihre Kündigungsfrist ist 4 Wochen zum Monatsende.“
Die normale Kündigungsfrist ist mir bekannt. Ich konfrontiere daraufhin den Mitarbeiter mit dem Satz, welcher von der Bundesnetzagentur in so einem Fall vorgeschlagen wird:
[Kunde1000]: Ich habe einen Vertrag mit ihrem TK Unternehmen abgeschlossen und muss nun feststellen, dass die vereinbarten Leistungen durch das Unternehmen nicht im gewünschten und vereinbarten Umfang erbracht werden. Kann ich den Vertrag außerordentlich kündigen (Sonderkündigungsrecht)?
Die Antwort der Mitarbeiterin lautet, dass ich die Kündigung schriftlich einreichen könne und sie mir nicht sagen kann, wie lange die Entstörung noch dauere und wie lange sie dauern darf laut AGB. Man kennt die Fristen von der Telekom. O2 hat offenbar keine solche Festsetzungen, zumindest kennt sie keiner der nachfolgenden Mitarbeiter: „In den AGBs finde ich nichts dazu“.
Am Montag, eine halbe Woche später, erhielt ich eine Mail mit der Bitte an der Kundenumfrage teilzunehmen. Diese fragt ab, wie zufrieden man mit der DSL-Aktivierung war und wie hilfreich das YouTube-Video mit dem Klingelschild-Tipp. Ich denke dazu muss ich nichts weiter schreiben. Allerdings habe ich es zum Anlass genommen, mal bei O2-DSL nachzufragen, wie es nun weitergeht mit der Aktivierung oder Entstörung. Hier erhielt ich die Info, dass sich ein Techniker am Mittwoch nochmal den Hauptverteiler anschaue.
Am Mittwoch, eine Woche später, erhielt ich dann 19 Uhr die SMS, dass ich vom Standort aus mal anrufen soll. Das tat ich, worauf ich eine automatische Ansage erhielt, dass ich an diesem nun vergangenen Mittwoch zwischen 7 und 16 Uhr vor Ort sein soll. Zweiter WTF-Moment. Also wieder in den Chat. Mittlerweile hatte ich mich schon entschieden, den Vertrag alsbald zu kündigen und zur Telekom zu wechseln, sodass ich den Vorgang mittlerweile als Parodie betrachtete. Aussage – der Techniker war da und hat entstört, weshalb man mir das nicht mitteile, bleibt unbeantwortet.
Fazit: Service mangelhaft, Leistung am unteren Ende der Bandbreite
Eine Woche nach der ursprünglichen Aktivierung habe ich nun endlich das DSL aktiviert bekommen. Wo der Fehler lag? Sagt mir niemand so genau. Wie schon der gesamte Prozess seit dem ersten, zweiten, dritten Kontakt mit Hotline und Chat bleibt vieles dunkel. Gerade der Chat ist noch mein Tipp, da man hier zumindest alles schwarz auf weiß sich als Protokoll sichern kann (einfach Strg+A und Strg+C drücken und ins nächstbeste Textverarbeitungsprogramm reinziehen).
Letztlich sind nun natürlich alle gespannt, welche Geschwindigkeit ich für 30 Euro monatlich von O2 erhalte. Ein Vertrag, welcher mir im Shop so verkauft wurde mit den sinngemäßen Worten: das Paket „S“ nimmt eigentlich niemand mehr – an ihrem Anschluss werden ja laut Telekom bis zu 50 Mbit unterstützt, aber 16 werden wir schon bekommen. In der Bestätigung war dann jedoch nur noch von 1.500 – 6.000 kbit/s die Rede, sodass ich schon vorgewarnt war. Ein Speedtest ergab folgende Werte:
Download 1965 kbits/s und im Upload 436 kbits/s
Das ist also knapp 1/10 der bezahlten Leistung. Wir befinden uns damit also am untersten Ende der in der Bestätigung in Aussicht gestellten Leistung. Dass dies im Gegensatz zu den 50 Mbits bei der Telekom zum gleichen Preis nur ein Scherz ist, dürfte klar sein. O2 DSL All-in M lässt sich freilich aufs günstigere S abstufen. Das kostet allerdings der Produktwechsel pauschal 20 Euro, auch so kurz nach Aktivierung und Leistung am unteren Ende der Bandbreite. Entsprechend ist eine Kündigung ratsam. Ich hätte auch kostenfrei ins S-Paket gewechselt. Der einzige Vorteil dieser lahmen Leitung ist natürlich, dass ich niemals die 300 GB Grenze erreiche, nach welcher meine Geschwindigkeit gedrosselt würde.
Letztlich kann ich aufgrund dieser Erfahrung das O2-DSL nur eingeschränkt empfehlen. Sicher ist es eine gute Sache, wenn alles reibungslos läuft, aber sobald man den Service bei Ausfällen benötigt, ist das eine Dreiecksgeschichte mit der Telekom. Die Anschaltung des DSL von O2 war um eine Woche verzögert. Der Prozess wurde mangelhaft kommuniziert. Im Kontrast dazu die Vorbereitung vielsprechend mit etwas zu viel Mails, SMS und Schreiben.
O2-DSL Kündigung
Obwohl es im Portal von O2 den Punkt „Kündigung vormerken“ gibt, ist dies wörtlich nur eine Vormerkung. Wie schon beim Smartphone-Tarif, muss man innerhalb von 10 Tagen eine kostenfreie Hotline anrufen: „Sollten Sie sich nicht innerhalb dieses Zeitraums melden, verfällt Ihre Kündigungsvormerkung automatisch und Ihr Vertrag läuft weiter.“ Der Anruf dauerte 10 Minuten. Die Mitarbeiterin wollte mich natürlich umstimmen.
Ein Kommentar
Das deckt sich genau mit meinen Erfahrungen mit mehreren O2-Anschlüssen im Verlauf des Jahres 2017. Servicewüste.