Der Fotoscanner von Google Fotos soll es ermöglichen, alte Fotos leichter zu digitalisieren. Zwar bin auch ich vorwiegend in der digitalen Fotowelt bunt geworden, doch neugierig hat mich die App allemal gemacht. Sie wurde nicht nur für Android veröffentlicht, sondern gewohntermaßen auch für iOS. Denn mehr oder weniger ist sie auch als Promo für den hauseigenen Cloud-Dienst zu verstehen, also kein reiner Selbstzweck in Liebe zum iPhone. Ich hatte die App vorige Woche auch gleich auf dem iPhone 7 ausprobiert, war mit dem Resultat jedoch nicht zufrieden. Auch die neue Version mit Neigungswarnung hat es noch immer nicht gebracht. Lag es an den schlechten Lichtverhältnissen? Für diesen Schnellcheck werde ich die App mal noch auf dem Androiden mit dem erforderlichen OS > 5 nutzen. Mal sehen, wie die digitalisierten Bilder aussehen.
Der Fotoscanner (auch PhotoScan genannt) möchte Bilder vom Papier aufs Smartphone bringen. Fotos sind am Ende nur Chemie und wer da an Prozesse denkt, liegt richtig. Gerade die mit Polyethylen überzogenen Papierfotos aus den Entwicklerlaboren der 90er dürften besonders schnell im UV-Licht verblassen. Wie Erinnerungen vergehen auch diese Bilder. Wer mal auf Reddit in Restoration reingeschaut hat, kennt die Problematik zu gut. Freilich kann es auch andere Motivationen geben, etwa weil man ein Foto so besser teilen kann oder sich auf Facebook mit alten Aufnahmen so richtig lächerlich machen kann. Ist ja schade, dass die eigenen Eltern damals noch keine Babyfotos ungefragt posten konnten. Ah, so ganz überzeugt mich das Angebot eben nicht, da es eben von Google kommt und der Konzern… naja, lassen wir das hier.
Die gratis App besteht aus einem Scantool und einer Galerie. Der Scanner verlangt fünf Bilder: Überblick und an vier Ecken jeweils eins. Damit kann er die Kanten begradigen, entzerren und entspiegeln. Die Verarbeitung durch die App geht innerhalb von Sekunden. Danach landen die Bilder in einer temporären Galerie. Erst wenn man sie speichert, werden sie auf Gerät oder auf Google Fotos gezogen. Die App möchte einem außerdem die Google Fotos App schmackhaft machen zur weiteren Bearbeitung. Das wird so beworben: „Sichere deine Scans mit der kostenlosen Google Photos App, um sie sicher, durchsuchbar und geordnet zu speichern. Mit Filmen, Filtern und umfangreichen Bearbeitungswerkzeugen kannst du deine Scans zum Leben erwecken. Und du kannst sie ganz bequem teilen, indem du einfach einen Link sendest.“
Die Speicherung bei Google ist jedoch kein Must, sodass die Datenschutz-Kritik der Nutzer (gerade im iTunes-Store) ins Leere läuft. Man kann die Resultate auch lokal speichern und dann einfach per Datenkabel auf den PC holen. Oh, sorry. Geht ja nicht bei Apple. Sorry about that, Fanboys.
In meinem Praxistest schneidet die App erst katastrophal ab, dann etwas besser. Begeisterung werdet ihr im kommenden Absatz nur begrenzt finden. Tatsächlich habe ich nur 10 Fotos probiert. Auf glatter Unterlage mit klaren Kontrasten. Das graue Foto vom Facebook HQ in Menlo Park habe ich also gleich mal gar nicht probiert. Anfangs brauchte ich fürs erste Foto so etwa 10 Versuche, bis es überhaupt ganz auf dem Scan zu sehen war. Das Prinzip von den vier Punkten ist mir nicht ganz klar. Obwohl es in den Tipps auf der Hilfeseite, dass der Blitz aktiviert sein soll, lieferte das bei mir komplett unbrauchbare Fotos: sie waren vom Weißabgleich jenseits von brauchbar. Oben sieht man aber, dass ich es letztlich doch fertig gebracht habe das Pferd einzufangen. Das Resultat ist von den Farben her etwas zu stark, was man am Himmel sieht, der fast ins Azur geht. Der Scanner hat definitiv auch bereits am Weißabgleich etwas Gelb rausgenommen, sodass das Sommergras etwas grüner wirkt. Die Schärfe und Tiefen sind hingegen sehr gut erfasst.
Hier noch zwei Aufnahmeversuche, welche nicht so gut liefen:
Fazit: Insgesamt bin ich mit der Fotoscanner-App von Google noch nicht zufrieden. Wer einen normalen Flachbett-Scanner hat, fährt noch immer besser, wenn es um Schnelligkeit und Qualität geht. Sicher werden aber noch Updates kommen, im Store berichten Nutzer von ähnlichen Problemen, worauf Google sicher hören wird.