„Verwandelt Bilder in Kunst“ – der Slogan von Deep Art Effects bringt es schon auf den Punkt. Und das hört sich vertraut an, was kein Zufall ist. Die App nutzt den gleichen Algorithmus wie Prisma, bietet aber gerade für deutsche Nutzer einige Vorteile des Rechtsraums, wie das GmbH hinterm Herausgebernamen andeutet. Denn die größten Bedenken an der russischen Version der Bilderveränderung waren eben diejenigen der Nutzungsrechte und des Datenschutzes. Deshalb wollen wir uns heute mal die Deep Art Effects App als Alternative zu Prisma anschauen. Oder muss sich die Anwendung überhaupt vergleichen lassen?
Die eben gestellte Frage will ich auch gleich aufklären. Ein Vergleich Birne-Apfel ist das nicht. Vielmehr bauen beide Apps wie gesagt auf den gleichen Vorarbeiten auf, welche open source sind. Wenn also du Lust hast selbst eine derartige App zu machen… naja. Jedenfalls werde ich nicht das Wörtchen „Klon“ in den Mund nehmen fürs heute hier vorgestellte App-Produkt aus Karlsruhe. Das wäre so, als wenn man zwei Memory-Spiele als Klon voneinander ansehen würde.
Funktion, Filter
Direkt ein Foto frisch machen oder ein älteres aus der Galerie des Geräts nehmen, wie ich von meinem King-Besuch in London – die erste Funktion des Imports ist wie gewohnt bei allen Fotoapps. Auch der weitere Bearbeitungsverlauf ist intuitiv und ohne Kunstdiplom umsetzbar. Eine Besonderheit ist zugleich der freie Beschnitt und Drehung. Bei Prisma waren anfangs ja sogar nur quadratische Bilder möglich, hier ist jegliches Format, auch außerhalb der üblichen 1:1, 4:3 und 16:9 möglich. Inwieweit das Sinn macht, ist natürlich eine andere Frage. Vordefinierte Seitenverhältnisse würden mich schon freuen, ggf. auch gleich mit für die Profil- und Titelfotos gängiger Netzwerke.
Danach heißt es einen der Filter wählen und… nicht die Magie den Rest machen lassen, sondern hier wird per „Intelligenz“ verwandelt. Ah, das ist korrekter als die Sache mit dem Zaubern bei Prisma, für die technisch super korrekten unter uns vielleicht wichtig. Die Filter heißen wieder nach berühmten Malern und repräsentieren somit wunderbar das platte Vorurteil (Stereotyp) des jeweiligen Künstlers. Ist schon okay. Mehr als 40 Kunststile sind vorhanden und die Namen lesen sich gewohnt: Van Gogh, Monet, Leonardo da Vinci, Michelangelo, Picasso, Raphael, Rembrandt. Die Filter sind teils identisch mit den gleichen Vorschaubildern zu Prisma, teils gibt es andere. Es fehlen freilich auch welche, etwa der derzeitige Werbefilter vom Autohersteller. Einen genauen Vergleich werde ich hier nicht machen. Toll ist, dass man die Intensität des Filters stufenlos selbst regeln kann. Der Prozess dauert seine Zeit und gefühlt auch etwas länger als bei Prisma, aber wir reden hier von Sekunden. Mit Photoshop würde man selbst mit einer Aktion wohl wesentlich länger benötigen.
Exportmöglichkeiten sind wie gewohnt lokale Speicherung, Teilung per Mail und Messenger sowie Instagram. Etwas stört meinen Ordnungssinn, dass die Bilder auf Android nicht im Unterordner unter „Pictures“ liegen, sondern in einem Ordner im Stammverzeichnis. Luxusproblem. Zudem gibt es die Möglichkeit sich eine hochauflösende Version für den Druck zu kaufen (Kostenpunkt Android 1,19 Euro).
Premium vs. gratis
Wie man schon auf der Startseite von Deep Art Effects sehen kann, gibt es eine Premiumversion für 3,60 Euro (Android) bzw. 3,99 Euro (iOS). Diese erlaubt das Wasserzeichen zu entfernen, den Export in FULL HD Auflösung und es werden „jede Woche exklusive neue Kunststile“ versprochen. Gerade die Entfernung des Werbelogos am unteren Bildschirmrand finde ich essentiell. Bei Prisma geht das gratis. Entsprechend bekommt Deep Art Effects hier einen dicken Abzug für mich. Der Export einer Druckversion des Bildes kostet auch bei Premium weiterhin, muss für jedes Bild bezahlt werden.
Leider habe ich erst nach etwas suchen in der App einen Hinweis auf den Datenschutz gefunden. Ein richtiges Impressum fehlt sogar ganz, es ist auf Android nicht über die Startseite aufrufbar und erst bei der Bearbeitung gibt es dann einen sparsamen Link „Webseite öffnen“. Hier wird mit „German Data Privacy – Servers in europe and encrypted data transfer. No data will be saved on our servers“ geworben, was recht weitläufig ist. Auch Russland liegt in Europa. In den lediglich englisch vorliegenden „Terms of Service“ finde ich keine weiteren Hinweise dazu. Hier räumt sich der Entwickler jedoch nicht das Nutzungsrecht an den Fotos ein. Und da er sich dem deutschen Datenschutz unterstellt sieht, gehe ich mal davon aus, dass hier der Prozess sicherer ist als bei Prisma. Insgesamt könnte das Thema trotzdem noch transparenter behandelt werden.
Fazit: Die für Android und iOS verfügbare App „Deep Art Effects“ ist alles in allem zu Prisma gleichwertig. Der Funktionsumfang ist noch größer als bei der russischen App, jedoch werden diese ja aufgrund der größeren Nutzerbasis schnell besser. Jedenfalls finde ich es sehr gut, dass es auch eine deutsche Version von Deep Art gibt, da der Algo dahinter eben keine russische Erfindung ist.