Einhorn gesichtet?! Noch nicht. Aus gutem Grund habe ich mir zwei Regeln auferlegt: Mehr als 30 Minuten sollte ich heute nicht Clash Royale spielen, weniger als 10.000 Schritte sollte ich nicht pro Tag laufen. Das hört sich jetzt vielleicht noch nach einem Review für einen Schrittzähler oder einen Pro-Artikel zu Pokémon Go an. Würde ja gut passen mit dem Laufen. Vielmehr geht es ums Sparen. Denn wenn eine von beiden Regeln erfüllt ist, zieht Savedroid automatisch einen kleinen Betrag von meinem Girokonto ab und legt sie auf ein Sparkonto. Und da ich meine Gewohnheiten kenne, werde ich so dem „gutem Grund“ also meinem Sparziel recht schnell näher kommen. Die App für Android und iOS hat bereits 150.000 Nutzer mit ihrem auf den ersten Blick ungewöhnlichen Konzept überzeugt, welches es erlaubt, ganz nach den eigenen Gewohnheiten individuell Kleinstbeträge für größere Wünsche wie Urlaub oder andere Käufe anzusparen. Wie das geht und was nun Einhörner damit zu tun haben, erfahrt ihr in unserem App Review von Savedroid.
Savedroid möchte es ganz easy machen zu sparen. Erstmal nicht abstrakt für ein dickes Konto, Zahlen auf dem Bildschirm. Vielmehr ganz konkret auf Wünsche hin wird gespart. Zweitens spart man nicht nach irgendwelchen Prozentformeln aus Omas Zeiten. Beides klingt schon mal praktisch. Doch dann gibt es noch ein Paradox: Savedroid hätte sich keine bessere Zeit heraussuchen können für das Angebot. Ich kann mir kaum eine Zeit vorstellen, in welcher sparen noch unattraktiver ist als heutzutage.
„Kauf mich“ rufen zahlreiche Verlockungen. Viele denken wohl es bringt nichts, da man immerzu von Strafzinsen und Nullzinspolitik hört. Das neue Pixel 2 von Google wird definitiv dieses Jahr erscheinen. Wohl nach dem neuen iPhone. Wenn du eins von beiden haben möchtest, aber kein Geld, dann kannst du natürlich Verträge abschließen. Auch Apple selbst hat bekanntlich ein Kreditprogramm. Verschulden wird einfach gemacht. Oder du machst es klüger und fängst schon mal an zu sparen. Bereits das Wort bereitet dir ein komisches Gefühl zwischen „Urks“ und „Ups“? Eine Mischung aus „ja, aber“ und „hätte ich schon längst“?
Savedroid als smarte Sparlösung
Der Wunsch steht am Anfang. Träume, Realität und so weitere Werbesprüche bleiben hier nicht abstrakt. Du möchtest in den Urlaub nach Hawaii fahren, aber nicht nur die Flugstrecke wirkt weit entfernt, sondern auch dieses Sparziel? Festdefinierte Sparziele mit individuell festlegbarem Termin und Betrag, wie Reise, Auto, Shopping und auch „Sonstiges“ stehen zur Wahl und werden dann visualisiert im Dashboard der App. Realistisch sollten sie freilich sein. Man kann mehrere Ziele festlegen, später bearbeiten oder sogar löschen. Nee, nach Barcelona, wie es die App vorschlägt bei allen Zielen, möchte ich nicht schon wieder (außer es gibt Part 2 von Papa Pear).
Die Idee hinter Savedroid ist die, dass man sparen im Alltag erledigt. Mit Minibeträgen so nebenbei. Früher hätte die Lösung wohl gelautet, dass man immer zwei Mark ins Porzellansparschwein steckt, wenn man an ihm vorbeiläuft. Heute hat man fast ständig das Smartphone dabei, nutzt Apps oder zahlt elektronisch, sodass sich darauf aufbauend Sparregeln einrichten lassen. Diese Sparregeln nennt Savedroid Smooves. Sie funktionieren nach dem Prinzip „Wenn… dann“ und nutzen wie gesagt oftmals die Funktionen des Smartphones. Gespart wird also ein Kleinstbetrag ab 10 oder 50 Cent (ja nach Smoove) bis hoch auf 25 Euro.
Die Smooves werden allen Nutzern zur Wahl gestellt. Ich ordne sie mal in drei Kategorien ein, wobei die smarte Dritte für mich sowas von Meta ist, dass ich ne Weile brauchte, um zu verstehen, wie genial das eigentlich ist.
Derzeit gibt es etwa folgende Smooves, welche Gewohnheiten rund ums Smartphone direkt nutzen:
– für sportliche Aktivität, wenn man sein Schrittziel erreicht oder auch nicht
– für Aktivitäten am Smartphone, wenn man eine bestimmte App nutzt oder das Gerät x-fach aktiviert,
– wenn man an einem bestimmten Ort ist
Daneben gibt es noch recht kreative Smooves ohne eigene Beteiligung, etwa:
– wenn Donald Trump (angeblich US Präsident) tweetet,
– wenn in der 1. Bundesliga dein Wunschverein verliert/gewinnt,
– wenn man ein Einhorn sieht.
Gerade der Sport-Smoove fühlt sich an wie eine Wette, bei welcher man nichts verlieren kann, was großen Fun-Charakter hat.
Nun kommt noch die Meta-Kategorie, welche sich rund ums Thema Kontobewegungen dreht und smart ist. Einfach kann man von jedem Geldeingang was ansparen, ab 0,1 Prozent. Oder man rundet Ausgaben auf den nächsten Euro oder fünf, zehn oder sogar 25 Euro auf. Alles natürlich als Sparbetrag fürs eigene Konto, nicht als Trinkgeld für den jeweiligen Rechnungssteller. Also immer, wenn man z.B. mit Karte zahlt, dann wird ein Kleinstbetrag angespart. Bezahlt man bei McDonalds etwa 5,99 Euro mit Karte, dann könnte man 1 Cent sparen (auf den nächsten Euro) oder sogar 4,01 Euro, wenn man auf die zehn Euro aufrundet. Der eigentliche Gag in dieser Sparkategorie der Smooves ist aber der KI-Algorithmus, welcher immer dann was spart, wenn er erkennt, dass dafür Luft ist.
Etwas Background – wie funktioniert Savedroid?
Savedroid hat mir auf den ersten Blick gefallen. Flatdesign, nur zwei Ansichten und ein kleines Menü mit wenigen Einträgen. Man merkt beim Ersteindruck, dass die App recht durchdacht gestaltet ist und man Sparziele und Smooves mit wenigen Schritten ohne Bachelorabschluss im Sparsamkeit hinbekommt. Einfacher als einen Tweet zu erstellen. Sicherheit ist natürlich ein großes Thema. Die App verlangt die Eingabe einer vierstelligen PIN beim Start oder nach Inaktivität.
Die Nutzung von savedroid startet mit einer Anmeldung. Man muss nicht nur persönliche Daten eintragen, sondern logischerweise auch sein Girokonto verknüpfen. Die Quelle für die Sparbeträge. Geht alles in der App, etwa wie man es von Sofortüberweisungen kennt. PayPal wird hingegen noch nicht unterstützt, was sicherlich an den Gebühren liegt. Das angesparte Geld geht auf ein Konto der Wirecard. Dieses ist ohne die übliche Legitimation bis 100 Euro möglich. Danach bietet Savedroid ein Videoverfahren. Zurück aufs Girokonto geht das angesparte Geld per Überweisung, wenn man es aus der App abfragt.
Aus Frankfurt beame die App ihre Daten, sagt sie beim Start. Soso. Savedroid ist im Fintech-Hub der Deutschen Börse angesiedelt. Der TÜV Saarland hat die App auf Sicherheit geprüft, sodass ich diesen Part hier abkürzen kann. Die Firma und das Team stellen sich transparent und sympathisch vor.
Interessant ist vielleicht noch, dass die angesparten Beiträge nicht verzinst werden, aber auch keinerlei Gebühren für den Nutzer entstehen. Außerdem sind sie durch die gesetzliche Einlagensicherung bis zu einer Höhe von 100.000 Euro gedeckt. Kritische Zeitgenossen werden sich nun fragen, wie Savedroid Geld verdient? Geplant sind Zusatzleistungen. In einem Interview habe ich gelesen, dass es in Zukunft wohl auch darum gehen wird, günstigere Stromverträge zu vermitteln. Damit hätte ich persönlich kein Problem. Savedroid bietet einen deutschen Support per Telefon und Email.
Fazit und Download
Gleich nach dem Start der Nutzung von Savedroid für dieses Review hier wurde ich über den ersten Sparerfolg informiert. 50 Cent wurden gespart, da ich 10.000 Schritte gelaufen bin. Oder, weil ich 30 Minuten CR gespielt habe. So genau möchtet ihr das nicht wissen. Verraten kann ich aber, dass ich bisher noch kein Einhorn gesichtet habe laut Savedroid. Das stimmt nicht, da es sowohl Bier als auch Kekse mit Einhorn im Supermarkt gab. Mal sehen, wann der Smoove ausgelöst wird. Ich bleibe dabei. Mein Fazit zur App ist, dass sich sparen noch immer nicht sexy anhört, es aber völlig egal ist. Savedroid fühlt sich nicht an wie eine Banking-App mit Sparschweinfütterung, sondern wie ein Spiel. So bin ich schon gespannt, was es für neue Smooves geben wird. Vorstellbar wäre für mich auch eine Art Spendenaktion, also als Sparziel ein Betrag für vertrauensvolle Organisationen festzulegen.