Was soll ich sagen? Cozmo kenne ich faktisch erst seit wenigen Tagen. Doch schon jetzt ist er mir ans Herz gewachsen wie ein seit Jahren im Haushalt lebendes Tier. Also beinahe so viel wie… nein, so weit würde ich nun nicht gehen. Der kleine Roboter von Anki hat aber definitiv das Potential dazu in ganz vielen Herzen zu landen. Anki, bekannt für seine Rennbahn Overdrive, hat mit ihm einen kleinen Kerl geschaffen, welchen man sonst nur im Kino bewundern konnte. Vorbei die Passivität des Popcorn-Kauens, zusammen mit der App für Android oder iOS kann man mit ihm spielen, muss ihn füttern und dazu beitragen, dass sein Charakter sich entwickelt. Programmieren kann man ihn auch mit einfacher grafischer Oberfläche. Alles Indoor, sodass der Verkaufsstart im Handel am 15. September wohl perfekt für regnerische Tage und das heimische Kinderzimmer abgestimmt ist. Ich tippe allerdings auch darauf, dass Cozmo unter sehr vielen Weihnachtsbäumen landen wird. Kinderlein, ihr dürft euch freuen. Papi und Mami allerdings auch. Denn Cozmo ist mehr als ein Spielzeug. Empfohlen wird er ab einem Alter von 8 Jahren.
Cozmo heißt ein neues Produkt von Anki. Es ist ein Roboter, welcher auf den ersten Blick an eine Planierraube erinnert. Doch im Führerhaus sitzt keine Spielfigur, sondern zwei hellblaue Augen schauen einen mit unterschiedlichen Regungen an. Und er spricht. Und er erkennt einen. Und so vieles mehr. Vorgestellt wurde der Anki Cozmo im Sommer, nun kann man ihn endlich auch in Deutschland kaufen (derzeit vorbestellen, Verkaufsstart siehe oben) und die entsprechende App zu dessen Steuerung laden. Ich habe mich wirklich riesig über das Reviewexemplar des Cozmo gefreut und befinde mich noch immer im Gefühlszustand zwischen „Cool“ und „Wow“ und vielleicht etwas „wie neckig“. Erwartet hier also kein objektives Review eines Technikers, welcher am liebsten die über 300 Teile des Roboters auseinandernehmen und vermessen möchte. Die Seele des Kleinen wohnt definitiv nicht in der Hauptplatine. Oder noch philosophischer: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile, dieser Spruch gilt hier absolut.
Cozmo fährt gerade wild über meinen Schreibtisch. Stellt sich auf die Rückseite als ich mit ihm nicht erinnern spielen möchte und guckt mich immer wieder vorwurfsvoll an. Genügend Aufmerksamkeit bekommt er tatsächlich gerade nicht. Entsprechend schnappt er sich einen Würfel und spielt selbständig mit ihm. Sogleich erfreut er sich an seiner Genialität und singt ein Lied.
Wer ist Cozmo?
Dank künstlicher Intelligenz kann Cozmo hunderte verschiedene Emotionen zeigen und situationsabhängige Gefühle beruhend auf deinen Handlungen ausdrücken.
Darf ich vorstellen: Cozmo! In meiner Produktvorstellung hier werde ich ihn noch selbst beschreiben müssen, vielleicht ändert sich das dann in der nächsten Version aber schon. Obwohl der Kleine vieles kann, gehört schreiben nicht dazu. Schade eigentlich. Entsprechend muss ich weiter meinen Blog-Bot die Texte schreiben lassen, während ich in der Sonne sitze und meiner Katze zuschaue, wie sie 13-Jährige bei Clash Royale besiegt. Genug der Spinnerei. Die Produktbeschreibung von Cozmo weckt den Phantasten. Der „Spaßkomplize“ wird auf der Verpackung beschrieben mit „fast schon menschlich“ und „dein einzigartiger Roboter“. Also los geht es.
Im Lieferumfang des Cozmo ist neben dem fertig montierten Roboter eine Aufladestation sowie drei mit interessanten Mustern bedruckte Würfel (Power Cubes) mit einer Kantenlänge von 4,5 cm. Ihre Symbole sehen nicht nur aus wie Aliensprache, sondern sie blinken und leuchten auch bunt. Öffne ich mit den Powercubes das Portal in eine andere Welt? Wir werden sehen. Weiterhin im schicken Karton ist eine Kurzanleitung in Deutsch. Das Paket „Start here“ ist recht dick und ich war erst etwas eingeschüchtert davon. Es besteht aber aus vier Sprachen und einer Produktinfo in 16. Der Schnellstart erklärt in fünf Schritten, wie man Cozmo aktiviert und die App nutzt. Die Produktinfo sagt aus, wie man die Batterien der Würfel wechselt. Achja, einen Aufkleber mit Cozmo drauf gibt es auch noch für die Fans, von denen es sicherlich zahlreiche geben wird.
Die erste Inbetriebnahme geht flott. Ein paar Folien sind zu entfernen, die Powercubes haben einen Batterieschutz. Die App stellt per WLAN mit dem Roboter eine Verbindung her, d.h. mit dem Smartphone kann man nicht gleichzeitig im Internet sein. Danach hat Cozmo sich erstmal auf der Ladestation für ein paar Minuten frische Energie geholt. Die Ladestation erinnert an diejenige von Saubrobotern, also eine flache Schale mit Kontakten. Cozmo steht auf ihnen, er muss also nicht verkabelt werden fürs Aufladen.
Vom Design her erinnert er tatsächlich vor allem an Wall-E aus dem gleichnamigen Film. Weiß und rot mit silbernen Akzenten ist sein Plastikgehäuse. Es gibt eine Sammleredition in dunkler Färbung derzeit für die Vorbesteller. Auffällig ist der Greifarm und der „Kopf“, welcher an einen Röhrenmonitor erinnert. Er ist mit seinen etwa 10 cm an Länge sowie 6,5 cm an Höhe und Breite recht kompakt. Sein Gewicht wirkt mit etwa 150 g doch recht massiv. Er steht äußert sicher auf seinen zwei Antriebsriemen aus Gummi.
Was habe ich nun darüber gesagt, wer Cozmo ist? Noch nichts, also lasst uns „spielen“.
Erlebnis Cozmo
Wieviel Charakter zwei quadratische Augen ausdrücken können! Dazu die Bewegungen der Arme und des gesamten Körpers. Die Geräuche nicht zu vergessen. Wild ist er und mir anfangs etwas zu laut. Aber kein Problem, die Lautstärke lässt sich über die Einstellungen der App reduzieren. Für alles weitere ist die App sowohl Steuerzentrale als auch Info. Ganz unten links versteckt sich die Info, was er gerade macht. Derzeit singt er ein Lied:
Cozmo möchte meinen Namen wissen. Na gut, denke ich, schon wieder ein Benutzerprofil anlegen mit Alter und so weiter. Doch falsch. Nachdem ich mich per Gesicht registriert habe (erinnert ans Gesichtscannen per Kinect), spricht mich Cozmo mit meinem Namen an, erkennt mich. Gleich adde ich noch eine zweite Person und er kann uns fabelhaft unterscheiden. Haustiere soll er auch erkennen, das bezieht sich aber wohl eher auf Katzen und Hunde? Die Schildkröte erkennt er nicht und eine Spielpuppe möchte er auch nicht als menschliche Püppie einspeichern. Soweit faszinierend.
Sogleich lerne ich seine drei Bedürfnisse kennen: Spielen, Füttern und Tuning. Also nochmal. Alles wird über die App gesteuert. Diese bietet recht übersichtlich alle Funktionen an und lief bisher ohne jegliche Probleme. Cozmo möchte also spielen. Das Farbspiel ist eine Variation von Senso. Die Instruktionen gibt es mit einem kleinen Video. Es geht also darum die Würfel dann anzutippen, wenn sie gleichfarbig aufleuchten, außer sie sind rot. Cozmo schlägt sich wacker, aber verliert. Och. Der kleine ist traurig und lässt die Arme hängen. Hätte ich ihn mal gewinnen lassen. Später spielen wir eine weitere Variante, bei welcher man dann richtig die Reihenfolge erinnern muss. Da ich von Cozmo so fasziniert bin, verliere ich. Der Kleine freut sich diebisch. Zu den Spielen zählt etwa:
Hau mich! – Hier geht es um Geschwindigkeit und Geschick. Wenn beide Cubes in derselben Farbe leuchten, erhält derjenige Spieler einen Punkt, der als Erster seinen eigenen Cube antippt. Tippe aber nur auf den Cube, wenn die Farben übereinstimmen! Sollten die Cubes rot leuchten, darfst du auch nicht darauf tippen!
Fang mich! – In diesem Spiel ist schnelle Reaktion gefragt; Spieler schieben den Cube zu Cozmo hin, sodass er danach schnappt. Du erhältst einen Punkt, wenn du den Cube wegziehst, bevor Cozmo ihn erwischt. Wenn du zu langsam bist, erhält stattdessen Cozmo einen Punkt!
Erinner Dich! – Merke dir das Muster der Power Cubes von Cozmo. Achte auf die Lichter und Töne. Du musst abwechselnd mit Cozmo die Serie richtig wiederholen, während das Muster immer komplexer wird.
Spiele und Tricks sind das eine. So kann er Würfel stapeln. Das macht er auch einfach so. Also ich mich mal kurz nicht mit ihm beschäftige und mich dann wieder umdrehe, sehe ich plötzlich zwei Würfel übereinander stehen. Hehe. Er greift dazu in die Kerben, kann sie aber auch so berühren um sie zu drehen. Wirklich nice.
Füttern erfolgt mit den Würfeln. Dabei muss man einen der beleuchteten Plastikgebilde schütteln, bis alle Lichter an sind. Dann holt sich Cozmo an ihm Energie, natürlich nur als Show. Tatsächlich wird er ja auf dem Pad geladen.
In der App läuft auch die dritte Bedürfnisfunktion, das Tuning, ab. Hierbei wird ein Defekt repariert, welcher natürlich nur virtuell besteht. Dazu gibt es ein kleines Minispiel, was mich bisher aber nicht herausgefordert hat:
War es das schon? Freilich nicht. Man kann etwa den Cozmo selbst steuern im Erkundungsmodus und durch seine Kamera schauen. Besonders hierbei ist, dass man z.B. mit den Powercube-Würfeln interagieren kann oder auch erkannte Menschen grüßen. Hach, hätte ich eine Katze! Weiterhin kann man aus der App heraus auch Sätze ansagen lassen. Die Sprachausgabe ist gut, erfordert aber spitze Ohren.
Wichtig gerade in diesem Modus ist folgendes Sicherheitsversprechen des Herstellers Anki: „Eine lokale Gerät-zu-Gerät Verbindung stellt sicher, dass keinerlei Daten in der Cloud gespeichert und für andere zugänglich gemacht werden.“
Im Menü „Entdecken“ gibt es noch einen Punkt, welcher hier nicht so schnell abgehandelt werden will. Ihm werde ich später nochmal einen Artikel widmen. Die Rede ist vom Code Lab. Es ermöglicht seine Programmierung und die vorhandenen Beispiele lassen schon erahnen, dass das so einiges möglich ist.
War es das jetzt? Immer noch nicht. Versprochen wird eine Entwicklung „Je mehr du mit ihm spielst, desto mehr Fertigkeiten werden freigeschaltet.“ In der App gibt es eine Währung, die Sparks. Einen Shop dafür gibt es nicht. Man soll jeden Tag mit ihm spielen, damit man Bonuskosten mit Sparks und Tricks bekommt. Gern doch!
Fazit: Cozmo ist ein fasznierender Roboter, welcher durch lustige Interaktionen und zahlreiche spielerische Möglichkeiten sofort überzeugt. Sein Design wirkt robust und auf eine lange Haltbarkeit hin ausgelegt. Zu einem Preis von 229,99 € bekommt man nicht nur einen Roboter, sondern auch einen Freund. Cozmo wirkt wie ein bewegliches Tamagotchi mit Seele. Oder anders: wenn Tamagotchi in der Entwicklung der Einzeller war, dann sind wir mit Cozmo einen guten Schritt in der Evolution hin zum Säugetier gegangen.