Hallo, kannst du mich hören? Ich brauche deine Hilfe… das wird jetzt kein Auszug aus den Chat-Protokollen während der Prüfung in der Uni oder Schule. Auch werten wir hier nicht die SMS und Whatsapp-Nachrichten unbekannter Dritter aus. Vielmehr wäre das der klassische Anfang einer jener Chat-Stories, die derzeit so angesagt sind. Unter Jugendlichen. Sagt zumindest der Redakteur des WDR, welcher den Beitrag „Kurzgeschichten auf dem Smartphone“ erstellt hat. Auf diesen vor wenigen Tagen ausgestrahlten und mittlerweile in der Mediathek abrufbaren Clip möchte ich euch in diesem Beitrag hinweisen.
Spiele mit Chats. Sie kennzeichnen sich durch ein recht einfaches Gameplay aus, was nicht durch Grafik, sondern Nachrichten mit Text funktioniert. Als ob man mit einer anderen Person chattet. Bei Lifeline war das z.B. so, dass man dem gestrandeten Astronauten helfen muss zu überleben. Regelmäßig meldet er sich in Realtime und fragt um Rat.
Explizit werden im Beitrag mit Tap, Yarn und Hooked aber drei Apps genannt, welche dann noch etwas anders sind, da sie nicht nur eine Story enthalten, sondern gleich eine ganze Bibliothek. Wenn man denn diesen Begriff für die simplen Dialoggeschichten anwenden will. Ganz unterschiedliche Themen werden in den Stories behandelt, deren Niveau ist mitunter auf seifig. Das ist zumindest die Outline aus dem TV-Beitrag. Schüler eines Gymnasiums, genauer einer Literatur-AG wurden gefragt, was sie von den Geschichten halten. Positiv könnte sein, dass durch sie wieder echte Bücher mehr gelesen werden, hofft die Lehrerin. Komischerweise werden „analoge“ Bücher auf Papier als Gegenentwurf gesehen und nicht etwa eBooks. Negativ wird das Abo-Bezahlmodell gewertet, wonach man auf weitere Nachrichten warten muss oder bezahlen: „Mal 8,5 Euro im Monat, mal 3,15 Euro in der Woche“. Gefragt werde bei den Abos nicht, ob sie verlängert werden sollen. In der Bücherei hingegen gebe es Bücher kostenfrei, ist eine Meinung.
Ein klein wenig enttäuscht bin ich da schon über die Jugend. Meine Erwartung an den Beitrag war, dass sie selbst am Ende dastehen und was besseres gemacht haben. Nein, lieber kritisieren und konsumieren. Anstatt sich mit der Informatik-AG zusammenzutun und mal selbst was zu coden und zu schreiben, wird ernsthaft das eine dem anderen gegenübergestellt mit dem Fazit: „Wer braucht da schon ein Smartphone im Bücherregal?“ Auch wäre es vielleicht mal sinnvoll gewesen die Anbieter der drei genannten Apps zu fragen bzw. sich die Apps ein klein wenig genauer anzuschauen. Stattdessen wird ein „gut vs. böse“ Szenario aufgemacht und irgendwie fühlt es sich mal wieder so an wie immer, wenn es einen neuen Trend gibt.
Den Beitrag „Kurzgeschichten auf dem Smartphone“ in der ARD-Mediathek gibt es hier zum nachschauen. Verfügbar bis 13.12.2018.
Wir wollen uns die drei genannten Apps natürlich in Kürze mal anschauen.