Eine Schachtel mit Donuts – ein Donut wird herausgenommen – ein Mann isst einen Donut. Ein Vine-Video. Ganz klar: Unterhaltung! Oder Information? Oder gar Kunst?
Hintergrund dieser Videos ist Vine – eine kostenlose App für iPhone (3GS und neuer) und iPod touch, die seit dem 24. Januar im App-Store zu finden ist (Update: seit 03. Juni auch für Android und seit 12. November auch für Windows Phone 8) und das Posten von sehr kurzen Videosequenzen in sozialen Netzwerken erleichtert. Herausgebracht wurde sie von Twitter unter der Devise „The best way to see and share life in motion“ und wird von vielen als die Reaktion auf die erfolgreiche Instagram-App von Facebook gesehen. Aber was steckt wirklich hinter Vine und welchen Mehrwert bietet es und vor allem seine Verwendung?
Aufbau der App
Die Vine App funktioniert nach dem gleichen Prinzip, wie das soziale Netzwerk Twitter. Analog zu den 140-Zeichen-Tweets können Videos mit einer maximalen Länge von sechs Sekunden getwittert oder bei Facebook gepostet werden, die mithilfe der App aufgenommen wurden. Die Registrierung kann ebenfalls über den Twitter-Account oder über die Email-Adresse erfolgen. Verwendet wird Vine auch wie Twitter selbst. Als User hat man die Möglichkeit, einen eigenen Account mit Profilbild sowie Informationen über die eigene Person zu erstellen und anderen Personen und ihren Videos zu folgen. Die Hauptfunktion der App besteht jedoch in der Möglichkeit, ein solches Video selbst zu erstellen.
Wie man ein Video erstellt und wie es hinterher aussieht
Die Struktur der gesamten App ist sehr simpel und intuitiv gestaltet, ebenso die Funktion, selbst ein Video aufzunehmen. Befindet man sich auf der Home-Seite der App, auf welcher die Videos derer angezeigt werden, denen man folgt, genügt ein Tippen auf den Button mit der Kamera in der rechten oberen Ecke. Dadurch gelangt man in den Aufnahme-Modus, in welchem am oberen Rand ein Balken zu sehen ist, der anzeigt, wie viel von den sechs Sekunden Zeit noch vorhanden ist. Durch anhaltendes Tippen auf den Bildschirm wird die Aufnahme gestartet, beim Loslassen stoppt die Aufnahme. Innerhalb der Zeitbegrenzung kann beliebig oft gefilmt und wieder gestoppt werden. Alle Sequenzen werden schlussendlich zu einem gesamten Sechs-Sekunden-Clip zusammengefasst. Daraufhin hat man die Möglichkeit, das Vine-Video über Facebook oder Twitter zu teilen.
Was ist das Besondere an diesen Videos?
Das Auftreten von Videosequenzen in sozialen Netzwerken ist kein neues Phänomen, auf Facebook und Twitter werden täglich unzählige Videos hochgeladen und geteilt. Mit Vine versucht Twitter jedoch das Phänomen der Verdichtung ihrer Tweets auf Videosequenzen anzuwenden. Das bedeutet, bei den Videos steht eine Kernaussage, ein kurzer Prozess oder ein kurzer Ausschnitt einer Situation im Vordergrund. Die Videos laufen außerdem in Endlosschleife, wodurch sie dauerhaft präsent sind.
Jedoch stellt sich die Frage nach dem Sinn solcher Aufnahmen. Zum einen können sie als Unterhaltung genutzt werden, indem in diesen kurzen Clips wahre Kunstwerke erstellt werden. Auch zum Teilen persönlicher Inhalte, die sonst in Textform mitgeteilt würden, ist sie geeignet. Durch die Struktur eines sozialen Netzwerks lädt die App dazu ein, ein persönliches Ereignis lebensnah Freunden und Followern mitzuteilen. Zudem wird diskutiert, inwieweit solche Videos Einfluss auf die journalistische Arbeit nehmen können. Vorher kaum denkbar, sind Tweets mittlerweile Bestandteil der Presse und informieren über Neuigkeiten und aktuelle Diskussionsthemen. Können diese Funktion auch die Vine-Videos übernehmen? Grundsätzlich sind der Verwendung der App im Journalismus Grenzen gesetzt, da eher geplante Inhalte aufgenommen werden. Bei spontanen Clips ist es schwierig, exakt die richtige Sequenz aufzunehmen, um die Aussage des Videos herauszustellen. In dieser Hinsicht ist Vine also zumindest nach dem jetzigen Stand keine Bereicherung.
Kritik
Häufig diskutiert werden vor allem der Zweck von Vine und die Absicht von Twitter, die mit der Erscheinung der App verfolgt wird. Zum einen steht Twitter unter Druck durch Facebooks App Instagram, welche als Feature zum Teilen von Bildern sehr erfolgreich ist. Deshalb stellte sich schon seit längerem die Frage, was Twitter dagegen setzen kann. Eher überraschend kommt daher die Entwicklung einer Video-App. Allerdings ist fraglich, ob Vine wirklich konzipiert wurde, um der Social-Media-World einen Mehrwert zu verleihen oder ob es lediglich darum geht, die Aufmerksamkeit und das Sensationsbedürfnis der Kunden zu erlangen. Denn was ist der Vorteil eines extrem kurzen Videos, in denen Informationen stark verdichtet und sehr knapp dargestellt werden in einer solch schnelllebigen Welt? Diese Frage kann aufgrund der kurzen Existenz der App noch nicht beantwortet werden.
Des Weiteren ist den Betreibern der App bereits ein Fauxpas unterlaufen, indem Videos mit pornografischen Inhalten als Editor’s Pick promoted wurden. Sicherlich war dies ein Versehen, doch es nimmt Bezug auf die allgemein bestehende Gefahr der Verbreitung von Nacktbildern und –videos im Netz, was als dauerhaftes Problem nicht abzustreiten ist. In dieser Hinsicht kann Vine nicht unbedingt als förderlich angesehen werden.
Ausblick
Aufgrund der Struktur von Vine als soziales Netzwerk bietet es natürlich immer Diskussionspotential und eine Angriffsfläche für Kritik. Trotzdem ist die App von der Handhabung sehr gut gestaltet – das Design ist übersichtlich und schlicht, die Bedienung einfach. Anders als bei Loopcam können die Inhalte bisher nur auf Facebook und Twitter geteilt werden, Erweiterungen sind jedoch schon vorgesehen. Auch ein Feature zum schnelleren Wechseln zwischen verschiedenen Accounts wäre wünschenswert.
Vine bietet durchaus Potential für kreative Ideen und deren einfache Umsetzung. Somit ist auf jeden Fall der Unterhaltungswert als hoch einzustufen. Inwiefern der Mehrwert darüber hinaus geht und ob er das überhaupt muss, ist sicherlich Ansichtssache.
Update, Mai 2013: Du kannst nun die Frontkamera nutzen sowie Leute in Posts und Kommentaren erwähnen. Außerdem wurde die Personensuche verbessert.
Update, Juni 2013: Die Vine App ist nun auch für Android erschienen!
Update, Oktober 2013: Nun ist sie endlich auch für Windows Phone verfügbar.
Update, April 2014: Dies ist das größte Update bis jetzt! Vine Nachrichten wurden eingeführt (die sogenannten VNs) – ein neuer Weg, Spaß zu haben und einfache Video-Gespräche mit Freunden zu führen. Die neue Option „Nachrichten“ findest du im Vine Navigations-Menü. Um eine Vine Nachricht zu senden, gehe zum Nachrichten-Bildschirm oder tippe auf den Nachrichten-Knopf im Profil Deiner Freunde. Vine Nachrichten sind 1-zu-1. Du kannst eine Vine Nachricht an mehrere Leute senden, um mehrere separate Gespräche gleichzeitig zu beginnen. Ein großartiges Vine Video gefinden? Tippe einfach auf den Teilen Button unter dem Vine Beitrag und wähle dann „Vine Nachricht“, um es privat zu teilen. Deine Freunde können direkt antworten, um das Gespräch am Laufen zu halten. Vine Nachrichten sind nicht auf Deine Vine Kontakte beschränkt. Du kannst an jeden eine VN senden, per E-Mail oder SMS, selbst wenn der Empfänger nicht bei Vine ist. Du kannst Dein Profil auch mit Farben anpassen – gehe zu Einstellungen, um die ganze Palette an Optionen zu entdecken.
Autorin des Artikels:
Sydney L. ist Studentin der Medienkommunikation an der TU Chemnitz.
Sie ist interessiert an Medienevents und nimmt gerne an der Planung und Umsetzung dieser teil. Zudem liebt sie Musik und Reisen, am liebsten mit vielen Freunden. Ihre Medienaffinität zeigt sich sowohl in ihrem Studenten- als auch in ihrem Privatleben.