Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – nach diesem Prinzip funktioniert die App Pinterest, ein soziales Netzwerk, das in den USA bereits die Menschen begeistert. Ein Foto vom Essen, der Blick aus dem Fenster oder ein wunderschönes Kleid – das Foto mit passender Beschreibung ist elementarer Bestandteil eines jeden Beitrags. Entweder selbst aufgenommen oder nur von anderen übernommen ist es Teil einer oder mehrerer Pinnwände, die vom User selbst zusammengestellt werden.
In Deutschland ist das Netzwerk aufgrund des Urheberrechtsgesetzes noch umstritten. Daher stellt sich die Frage nach dem Nutzen oder auch Schaden des Netzwerks. Wie viel mehr oder gar weniger aussagekräftig ist ein Beitrag im Vergleich zu denen in bekannten sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter?
Aufbau und Funktionsweise der App:
Pinterest ist sowohl für iOS, als auch für Android erhältlich. Registrieren kann man sich entweder über Email oder über die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter. Grundlage der Nutzung ist die Erstellung eigener Pinnwände unter den Profil-Einstellungen. Diese können sowohl öffentlich, als auch geheim sein und einer Kategorie zugeordnet werden, wie zum Beispiel „Essen und Trinken“. Der Name der Pinnwand wird vom User selbst bestimmt. Um die Pinnwände zu füllen hat man entweder die Möglichkeit selbst Fotos aufzunehmen oder von anderen Usern Fotos zu repinnen und der eigenen Pinnwand hinzuzufügen. Die Beziehung zu anderen Nutzern gleicht der Funktionsweise bei Twitter. Man kann Freunden oder anderen interessanten Personen folgen und ihre Beiträge dadurch abonnieren, ebenso können die Personen umgekehrt einem selbst folgen. Zusätzlich ist es möglich, in verschiedenen Kategorien die Fotos anderer Mitglieder zu durchstöbern und deren Fotos auf der eigenen Pinnwand zu veröffentlichen.
Wie viel Aussagekraft steckt in einem Beitrag?
Bei den einzelnen Pins ist es grundsätzlich wie bei „herkömmlichen“ Beiträgen auch – manche sind interessanter, manche weniger interessant. Trotzdem kann durch ein einzelnes Bild deutlich mehr ausgesagt werden als durch ein paar Worte. Bereits in den bekanntesten sozialen Netzwerken Twitter und Facebook wird viel mit Bildern gearbeitet um die Posts oder Tweets auffälliger zu gestalten. Zudem kann bei Pinterest durch einen kurzen Text zum Bild die Aussageabsicht des Bildes verdeutlicht werden. Mit der Verwendung von Bildern wirken die Beiträge persönlicher und lassen mehr am Leben des Users teilhaben, als ein paar Zeilen über die aktuelle Tätigkeit.
…aber?
Fotos, die eigens aufgenommen wurden, geben einen kleinen Einblick in das Leben des Nutzers und in seine Interessen oder Tätigkeiten. Ebenso ist es bei Mitgliedern, die die App nutzen, um für sich zu werben. So können zum Beispiel Fotografen ihre Fotos veröffentlichen und ihren eigenen Stil präsentieren. Dadurch bekommt man ein Bild von der Arbeit des Fotografen und engagiert ihn eventuell für eigene Projekte. Allerdings kann auch exakt das Gegenteil erfolgen. Beim repinnen eines Bildes kann der Nutzer zwar ausdrücken, dass ihm das Bild gefällt und zu seiner Person passt, allerding ist der Ursprung des Bildes nicht mehr nachvollziehbar. Das bedeutet, dass die eigentliche Aussagekraft des Bildes in einem anderen Kontext verloren gehen, beziehungsweise nicht mehr als einzigartig angesehen werden kann. Findet man also beispielsweise die Bilder eines Fotografen auf unzähligen anderen Pinnwänden, sind sie kein Alleinstellungsmerkmal des Fotografen mehr und machen ihn nicht mehr besonders. Natürlich muss jedem Nutzer des Netzwerks bei der Registrierung klar sein, dass die eigenen Bilder beliebig durch andere weiter verbreitet werden können. Trotzdem stellt sich damit erneut die Frage nach der Aussagekraft des Bildes und dem Mehrwert des Netzwerks. Ist ein Bild nun aussagekräftiger, je mehr es verbreitet wird? Oder ist es die Einzigartigkeit des Bildes, die es besonders macht? Welchen Mehrwert hat Pinterest wirklich für Werbende und wie viel sagt das repinnen eines Fotos wirklich über die eigene Person aus?
Es steht definitiv fest, dass ein eigenes Foto als Pin unabhängig vom Motiv aussagekräftig ist. Besonders durch die Verwendung der App auf dem Smartphone oder Tablet hat man immer die Möglichkeit den aktuellen Augenblick mit der Kamera festzuhalten und zu teilen. Das Repinnen von Fotos gibt einen Einblick in die Interessen und Vorlieben des Nutzers, kann jedoch auch bewusst gewählt werden, um einen bestimmten Eindruck zu konstruieren. Somit kann die Frage nach dem Persönlichen der Beiträge nicht klar beantwortet werden. Auch die Nutzung der App im Bezug auf Werbung kann nicht eindeutig bewertet werden. Die Verbreitung der Fotos kann sowohl von Vorteil, als auch von Nachteil sein. Rechtlich gesehen spielt hier jedoch auch das Urheberrecht eine Rolle, was in Deutschland als die größte Einschränkung im Bezug auf Pinterest gesehen werden kann. Das Repinnen der Bilder ohne Verweis auf den Urheber kann hier als Urheberrechtsverletzung angesehen werden.
Fazit:
Insgesamt ist die Handhabung der Pinterest App simpel und der Funktionsweise anderer Netzwerke wie Twitter angepasst. Auch die Idee, nur Bilder als Beiträge zu veröffentlichen, ist eine interessante Alternative zu normalen Posts oder Tweets. Trotzdem kann die Frage nach dem Urheberrecht und nach der Aussagekraft der Bilder nicht außer Acht gelassen werden, dahingehend besteht noch Verbesserungspotential. Von der Grundidee aber überzeugt die App und ist es wert, getestet zu werden.
Für Windows Phone gibt es bisher übrigens noch keine offizielle Pinterest App, sondern nur 4-5 unauthorisierte Alternativ-Apps.
Update, Juni 2014: Nun ist die offizielle Pinterest App für Windows Phone erschienen.
Autorin des Artikels:
Sydney ist Studentin der Medienkommunikation an der TU Chemnitz. Sie ist interessiert an Medienevents und nimmt gerne an der Planung und Umsetzung dieser teil. Zudem liebt sie Musik und Reisen, am liebsten mit vielen Freunden. Ihre Medienaffinität zeigt sich sowohl in ihrem Studenten- als auch in ihrem Privatleben.
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