Während du weg warst, wurden 462 t CO2, 418 t Müll und 412 m³ Abwasser erzeugt. Mit dieser Ansage begrüßt dich Nokia Modern Mayor zurück im Spiel, wenn du einen Tag später wiederkommst. Andere Aufbauspiele warten hier mit jubelnden Level-Ups und rosa Einhörnern auf. Doch hier geht es nicht ins Traumreich. Die kostenfreie App für Windows Phone 8 wurde neu herausgegeben und mixt Simulation mit Umwelterziehung. Gratis, aber mit In-App-Käufen. Deren Profite gehen zu 80 Prozent an die Organisationen OXFAM und WWF.
Unsere Stadt hatte eine helle und gesunde Zukunft – „we failed“. Dies klingt etwas lapidar abgekürzt. Bringt es aber wohl auf den Punkt, wenn man die postatomar ausschauende Stadt auf seinem Lumia-Schirm sieht. Mitten in der Stadt steht ein Kohlekraftwerk. Alle Bäume und Büsche sind verdorrt, das Land sieht aus wie in Arizona nach einem heißen Sommer und das Abwasser fließt einfach so ins Meer neben einer Müllhalde.
Dein Job ist es nun die Stadt wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Du darfst Wohnhäuser bauen, Straßen und Versorgungsgebäude. Das Gameplay ist jedoch relativ eingeschränkt. So kennt man es auch von vielen anderen mobile Games und entsprechend ist das schon okay. Viele kritisieren, dass das Game zwar gut gedacht sei, aber etwas herzlos umgesetzt sowie durch die Microtransactions zu mechanisch. Tatsächlich fehlt der Freiheitsgrad in Nokia Modern Mayor, den man aus der „guten alten Zeit“ von PC-Spielen wie Sim City kannte. Mit der Erwartungshaltung ein neues Sim City hier zu spielen, kann man nur enttäuscht werden. Vielmehr sollte man auf Details achten. So wird der Old Diner mit den Worten beschrieben: hier gibt es Kaffee, Frühstück und Eis. Das alles schmeckt ungefähr ähnlich.
Die Missionen von Laura geben dir eigentlich 1:1 vor, was zu tun ist. Du baust Wohnhäuser, verbesserst sie bautechnisch und führst Aufgaben aus. So kannst du die Bewohner dazu zwingen die Treppen zu benutzen, anstatt den Aufzug. Das spart 4 t CO2 und bringt 2 XP. Auch kannst du Solaranlagen installieren oder Regenwasser sammeln. Beides dauert seine Zeit und kann beschleunigt werden gegen Cash (was wie gesagt zum großen Teil gespendet werde). Die Spielmechanik beschränkt sich darauf die Gebäude neu anzuordnen, Steuern und Erfahrungspunkte zu sammeln und neue Aufgaben zu starten. Viel Geld macht man übrigens durchs Anpflanzen und Abholzen von Wäldern.
Mit jedem Level wird dir erlaubt neue Anlagen zu bauen: erst ein Solarkraftwerk, dann eine Kläranlage, ein Bauernhof und vieles mehr. Gleichzeitig wird das Gelände grüner und die Gebäude sehen freundlicher aus. Der alte Diner verwandelt sich in ein organisches Café, die Mall wird größer. Freunde kann man auch besuchen und deren Fortschritt bewundern.
Das alles ist sehr schön anzusehen, man hat hier hochauflösende Grafiken für die Gebäude gewählt. Man sieht die installierten Solaranlagen und freut sich über fließendes Wasser. Die Stadt selbst wirkt aber im Vergleich zu aktuellen Spielen von G5 & Co. etwas unbelebt. Keine Menschen sind unterwegs, nur Vögel fliegen herum. Auch sind die Menüs etwas klein geraten, sodass man schon genau lesen muss bei der Schriftgröße 0,25.
Insgesamt ist Nokia Modern Mayor ein willkommenes Spiel, welches geschickt die Spielmechanik von Aufbauspielen mit einer Öko-Botschaft mixt. Zu dieser Message kann man natürlich auch kritisch sein, da sie einen vollumfänglich als Fortschritt verkauft wird. Aber diese Diskussion steht auf einem anderen Blatt. Aber was ist schon gegen sauberes Wasser und frische Luft einzuwenden? Man spürt, dass dieses Spiel nordisches Klima atmet und sollte es entsprechend auch als Kulturreise in die Heimat von Nokia verstehen. Nokia Modern Mayor ist nicht nur ein simples Städtespiel, sondern bringt ökologische Zusammenhänge näher. Gerade dass dies mit einem Smartphone-Game mit seinen beschränkten Möglichkeiten gelingt, ist eine tolle Leistung der Entwickler.
Update 2016: Leider wurde Nokia Modern Mayor inzwischen aus dem Windows Store entfernt, es gab schon länger keine Updates mehr und entsprechend zu viele Glitches. Die dazugehörige Wesite und das Forum wurden ebenfalls geschlossen. RIP!