Transport Tycoon war zweifelohne eine der faszinierendesten Wirtschaftssimulationen in der PC-Ära. Die Begeisterung war so groß, dass sogar eine Open-Variante mit neuen Skins, größeren Karten und Funktionen in der Szene entstand. Entsprechend war auch bei uns die Freude groß als Chris Sawyer eine mobile Neuauflage ankündigte. Nun gibt es sogar eine Version für Android und iOS von 31X und Origin8. Trotzdem hat sich keine richtige Begeisterung breit gemacht und das liegt ausnahmsweise mal nicht an einer Auflage als Freemium-Version.
Von der dampfenden Kirby Paul bis hin zum blitzschnellen Maglev spielte man stunden- und nächtelang, um das perfekte Schienennetz aufzubauen. Da wurden Tunnel gebaut, vielfache Parallelstrecken mit Signalanlagen versehen und jede Industrie versorgt. Städte mit Baumaßnahmen bestochen, damit sie einen doch noch ein Haus abreißen lassen, um den Flughafen zu vergrößeren. Auch wenn die Warenströme nicht so komplex waren, so war aufgrund der großen Karten doch scheinbar alles möglich. Es wurden Buslinien errichtet und Berge versetzt, nur damit selbst die kleinste Stadt angeschlossen war. Wenn dann die Überschallflugzeuge auf riesigen Flugplätzen landeten und der Kontostand mehr Nullen hatte als man jemals ausgeben konnte, war das Spiel perfekt. Beim PC-Klassiker ging es vielfach gerade nicht um Konkurrenz, zumal der KI-Mitspieler ziemlich dumm war und erste Versuche übers Netzwerk zu spielen aufgrund zu geringen Modembandbreiten in unsynchronisierten Spielen endeten.
Die Transport Tycoon Apps sind nun nicht so schlecht, wie man angesichts der aktuellen Trends in der Spieleindustrie fürchten könnte. Auch jetzt braucht man keine Freunde, um sich Ersatzteile für neue Loks zu leisten. Man braucht auch kein Diamanten. Das Spiel ist eine 1:1 Umsetzung. Wieder darf man auf Straße, Schiene, Luft und Wasser die zeitgemäßen Transportmittel nutzen. Während die Zeit tickt, sollt ihr Strecken planen und Fahrzeuge zuteilen. Spielziel ist noch immer viel Geld zu verdienen. Dies gelingt über den Transport der Waren über große Distanzen in kürzestmöglicher Zeit, ganz so wie in der Realität. Manche Waren bringen mehr, wie z.B. Kohle, auch das hat sich nicht geändert. Mehr ins Detail muss man nicht gehen, da ein Tutorial für Novizen und alte Hasen alles nochmal erklärt.
Gespielt wird bei der Transport Tycoon App in Szenarios. 50 in der Zahl und mit drei Schwierigkeitsgraden. Das freie Spiel ohne Ziele fehlt hingegen. Die Steuerung ist jedoch gewöhnungsbedürftig. Wer es gewohnt war mit der Maus die Bahnhöfe und Strecken zu bauen, dürfte sich an die Touchsteuerung nur schwer anpassen. Die Bewegungen sind länger, es dauert alles etwas. Größter Kritikpunkt vieler Spieler ist jedoch die Grafik. Während sie den Geist des Originals bewahrt, sieht sie für heutige Zeiten einfach nicht mehr schön aus. Etwas mehr Politur hätte dem Spiel sicher nicht geschadet.
Fazit zur Transport Tycoon App
Noch immer freuen sich die Städte, wenn der erste Zug ankommt und ein „Wow“ ertönt, wenn eine neue Lok zur Verfügung steht. Aber beim Spieler will nicht so ganz der Funke überspringen, wenn man die durchschnittliche Bewertung im Store anschaut. Die App ist in Ordnung. Aber so richtig gelungen ist sie nicht. Während das Retrogefühl durch die bekannte Musik und Grafik sowie fast alle Spielelemente gut transportiert wird, fehlen Neuerungen. Dadurch werden ältere Spieler nicht unbedingt angesprochen, können sie doch weiter auf dem PC die Open-Varianten mit vielen Mods nutzen. Junge und neue Spieler hingegen werden durch die Komplexitität aufgrund der ungewohnten Steuerung abgeschreckt.
Die Transport Tycoon App gibt es für Android und iOS jeweils auch in einer Testversion, bei der man offenbar nur zwei Jahre spielen kann. Wer die Simulation kennt, kann sich vorstellen, dass der Download dafür keinen Sinn macht. Es reicht sich dahingehend ein paar Screenshots anzuschauen. Windows Phone User können die App nicht spielen, während Androidler noch die Open TTD Version zur Wahl haben.