„Die Tribute von Panem“ ist nicht gerade ein Spiel, das in aller Munde ist. Und das obwohl „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ sowie die Fortsetzung „Die Tribute von Panem – Catching Fire“ sehr erfolgreich sind. Entweder ist der große Hype bereits vorbei, da es bereits im Jahr 2013 erschienen ist, oder das Spiel ist nicht so gut, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die Meinungen in den Bewertungen der Stores sind sehr durchwachsen, aber ich bilde mir am liebsten meine eigene Meinung. Da ich ein großer Fan der Filmreihe bin, mir jedoch die Bücher aufspare, bis diese abgedreht sind, um nicht enttäuscht zu werden, wollte ich mir das Tribute von Panem Spiel für Android unbedingt ansehen.
Die Verlagsgruppe Oetinger mit Sitz in Hamburg wagt sich mit diversen Spiele-Apps in ein für Verleger eher ungewöhnliches Terrain und dies mit Erfolg. Sie wurden für das Spiel von „Die Tribute von Panem“ gleich zwei Mal mit dem „Webby Award 2013“ für das beste Social Game und dem „Variety Entertainment App Award“ für das beste „Entertainment Based Mobile Game“ ausgezeichnet.
Die Spiele-App beginnt ein wenig anders, als ich es erwartet hatte. Ich erlag dem Irrglauben, dass der User Katniss steuern darf, was jedoch leider nicht der Fall ist. Nicht weniger Spaß macht es jedoch, seine eigene Figur in diesem Spiel zum Leben erwachen zu lassen. Der Spieler übernimmt einen neuen, eigenen Charakter und bestreitet mit den Helden aus den Filmen ein bisher noch nicht erzähltes Abenteuer in der Welt von Panem. Und dies an sehr vielen verschiedenen Schauplätzen. Erstmals wird in „Die Tribute von Panem – das Spiel“ sogar eine Karte, auf denen die Verteilung der Distrikte in Panem gezeichnet ist, gezeigt.
Realität vs. Gestaltungsspielraum in der Charakteranpassung
Sehr schön finde ich die Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen Charakters, welche nach Belieben geändert werden können. Kennt man es doch aus genügend anderen Spielen, in denen jedes neue Outfit und alles, was den Charakter individueller erscheinen lässt, für viel Geld gekauft werden muss. Abgesehen von drei Outfits aus dem Film (die dann auch sehr teuer sind), ist das hier nicht der Fall und man hat von Beginn an eine gute Auswahl. Es ist möglich, jedes Mal, wenn ihr „Die Tribute von Panem“ startet, erst einmal zum virtuellen Kleiderschrank zu gehen und der Figur andere Sachen anzuziehen. So, wie im wahren Leben. Ob das in Panem jetzt so möglich wäre, wage ich zu bezweifeln, da dort ja eine extreme Armut herrscht, aber besonders für Mädels wie mich, die Abwechslung schätzen, ist das ein wahrer Segen. 😉
Euer Geschlecht hat übrigens für eure Rolle absolut keine Bedeutung. Daher ist es auch möglich, jederzeit das Geschlecht zu wechseln, genauso wie Hautfarbe und Klamotten. Das ist zwar total unrealistisch, aber ich sehe die positiven Aspekte. Der Abenteurer ist nicht so festgelegt und eingeschränkt in der Gestaltung des Charakters und kann nachträglich auch noch etwas daran verändern, wenn er es mal nicht mehr so toll findet. (Oh je, da fällt mir ein, wie oft ich bei World of Warcraft neu angefangen habe, nur weil mir mein Charakter optisch auf einmal nicht mehr gefiel… Zumindest solange, bis es endlich möglich war, den Charakter zum Friseur zu schicken oder notfalls komplett neu anzupassen über die Accountverwaltung. :D)
Die Story beginnt in Panem, als man Katniss kennenlernt. Sie bringt uns Bogenschießen bei und zeigt uns einen tollen Ort im Wald, an dem wir uns einen Unterschlupf einrichten können. Dieser Wald wird mit der Zeit immer weiter ausgebaut und ist sozusagen unser Zuhause in „Die Tribute von Panem“. Außerdem bekommt der Spieler jede Menge über die Geschichte des Landes und der Distrikte, dem Kapitol und auch von den Charakteren selbst erzählt. Das möchte ich allerdings niemandem vorweg nehmen. Es ist insgesamt sehr unterhaltsam.
„Die Tribute von Panem“ und der Störfaktor „Energie“
Negativ entwickelt sich mit zunehmendem Fortschritt die lästige Energieanzeige. Die Tatsache, dass für jede Aktion in „Die Tribute von Panem“ Energie benötigt wird, ist nicht mal das störendste daran, sondern dass für Gespräche und Aktionen unter anderem mehrere (!) Energie verbraucht werden müssen, um sie abzuschließen. Außerdem kam ich mir oftmals wie ein Handlanger der anderen (Katniss, Peeta und Gale) vor, die mich eben mal vorschicken, weil sie selbst grad keine Lust auf Arbeit haben. Nur hin und wieder packt tatsächlich mal jemand mit an, wie im folgenden Bild.
Dem unheimlichen Energieverschleiß ist es geschuldet, dass die Story nur sehr schleppend voran geht. Alle 5 Minuten wird ein Energiepunkt regeneriert, was deutlich zu langsam ist, um am Bildschirm zu warten. Meinem Empfinden nach sollte sich die Wartezeit irgendwo zwischen 1-3 Minuten maximal (!) pro Energiepunkt einpendeln, aber 5 Minuten sind definitiv über der Schmerzgrenze. Das ist unheimlich schade, denn damit wird der Spielspaß stark geschmälert. Die „Die Tribute von Panem“ als Spiel hat definitiv mehr Potential. Wenn man beispielsweise seitens der Entwickler Gespräche oder Tauschhandel auf 1 Energie statt den aktuellen 3 Energie herabsenken würde, könnte das Spielerlebnis davon profitieren.
Herausforderungen beim Spielen von „Die Tribute von Panem“
Das Aufbauen des Unterschlupfes und die Gespräche mit den Charakteren aus Panem, wie man sie aus dem Film und sicherlich auch aus den Büchern kennt, bereitet jedenfalls großen Spaß. Kämpfe werden mittels Energieeinsatz bestritten und kosten mehrere Energiepunkte (hier leuchtet es mir jedoch immerhin ein). „Die Tribute von Panem“ ist natürlich kein Actionspiel mit einem Kampfsystem, also ist der Ausgang der Kämpfe auch ziemlich genau vorher bestimmt. Die Story, welche in Kapitel unterteilt wurde, steht hier im Vordergrund.
Auch der Aufbau des eigenen Unterschlupfes im Wald stellt den Player regelmäßig vor ungeahnte Herausforderungen. Leider hatte ich besonders hier auch immer mal mit Steuerungsproblemen zu kämpfen. Die Gegenstände aus dem Shop ließen sich schlecht platzieren und bewegten sich nicht immer so, wie ich es wollte.
Weiterhin hatte ich mit der Zeit viel zu viele Aufgaben. Ich hatte wenig Anhaltspunkte, welche Aufgabe aktuell lohnender wäre oder welche Belohnungen überhaupt am Ende einer Hauptquestreihe (Kapitel) auf mich warteten. Zum Beispiel kann man am Ende einiger Questreihen anschließend gegen eine kleine Gebühr Deko-Haustiere (Fuchs, Katze, Kaninchen) erwerben und erhält erst mit Abschluss der Questreihe die „Erlaubnis“ dafür. Mit genaueren Angaben dazu ließe sich die Reihenfolge der Quests besser planen und der Spielfluss damit erhöhen. Schließlich erhält der Charakter seine gesamte Energie zurück, sobald er im Level aufsteigt. Außerdem bekommt er eine höhere Anzahl an maximaler Energie, was ich positiv bei „Die Tribute von Panem“ empfinde. Schließlich hat man mehr Energie bitter nötig in diesem Spiel.
Edit: Bei Questreihen abseits der Kapitelaufgaben werden Belohnungen in Form von Waren und Erfahrungspunkten angegeben. Aber „Die Tribute von Panem“ wurde anscheinend bereits so konzipiert, dass man Wartezeiten in Kauf nehmen muss, wenn man nicht doch bereits ist, Geld für Credits auszugeben.
In-App-Käufe in „Die Tribute von Panem“
Die käuflichen Währungen im Spiel sind Panem-Credits und Waren. Das günstigste Paket kostet jeweils 1,79 EUR und beinhaltet entweder 20 Credits oder 2500 Waren. Energiepunkte können mittels Credits zurück erlangt werden. Eine halbe Aufladung im Tausch gegen 16 Credits, die volle Aufladung kostet 24 Credits. Wenn ich darüber nachdenke, wie schnell die Energie wieder weg ist, halte ich es besonders am Anfang, wo euer Charakter nur eine kleine Energieanzeige hat, für wenig sinnvoll, Credits gegen Energie zu tauschen.
Immerhin gibt es die Möglichkeit, über TrialPay (aus USA, California, mit deutschem Support) kostenlose Credits für „Die Tribute von Panem“ zu verdienen, allerdings kann ich noch keinen Kommentar darüber abgeben, ob ich dies empfehlen kann. Ich habe es probiert und bisher hat es leider nicht geklappt, trotz dass ich die geforderte Aufgabe erfüllt habe. Nach der angegebenen Wartezeit von bis zu 30 Minuten nach Abschließen meiner Aufgabe, habe ich mich beim Kundendienst von TrialPay gemeldet und die Bestätigungs-Emails des Anbieters, den ich mir heraus gesucht habe, kopiert und gesendet. Die Rückmeldung seitens TrialPay lautete, dass sie zur Zeit ein hohes Email-Aufkommen haben und ich mich bitte einige Tage gedulden soll.
Ich hoffe sehr, dass ich die beworbenen Credits erhalte. Es war übrigens ein kostenpflichtiges Angebot, welches ich ohnehin vorhatte zu nutzen. (Dies wurde durch das In-App-Angebot nun beschleunigt.) Ein Angebot zu nutzen, welches ihr gar nicht wollt, nur um die Credits zu bekommen, empfehle ich euch in keinem Fall. Dann versucht lieber, „Die Tribute von Panem“ ohne Credits zu spielen. Im Bild unten seht ihr eine Auswahl der aktuellen Angebote, um Credits zu verdienen. Auf einer zweiten Seite werden die genauen Bedingungen jeweils erläutert.
Edit: Ich habe noch am gleichen Tag meiner Anfrage eine Rückmeldung von TrialPay erhalten. Deren Email war zwar auf Englisch, bedeutete mir aber, dass ihnen die Bestätigung über den Abschluss des Angebotes vorliegt und mir die Credits in spätestens 30 Minuten gutgeschrieben werden. Dies kann ich bestätigen, es hat also alles letztlich funktioniert. Wenn bei euch ähnliche Probleme auftreten und ihr nicht weiter wisst, meldet euch hier!
Fazit
In der Beschreibung der App-Stores heißt es, dass durch den Kauf der Währungen im Spiel das Vorankommen lediglich beschleunigt wird, der Spieler aber sonst keinerlei Nachteilen unterliegt, sollte er keine In-App-Käufe tätigen. Bisher kann ich das so bestätigen, allerdings ist die ewige Warterei vermutlich der häufigste Grund, warum sich jemand entschließen sollte, „Die Tribute von Panem“ App nicht bis zum Ende zu spielen.
Bezeichnest du dich als Hardcore-Fan von „Die Tribute von Panem“? Dann werden dich die negativen Punkte des Spieles wenig stören und die positiven Faktoren werden überwiegen. Das sind zum einen die bisher nicht erzählte Story aus dem Panem-Universum, die vielfältige Gestaltung des eigenen Charakters sowie die Zusammenarbeit im Spiel mit den bekannten Charakteren aus der Geschichte. Früher oder später wird der eigenen Figur vermutlich jeder begegnen, der Rang und Namen in der Geschichte um Katniss & Co. hat.
Der nicht so passionierte Fan der Film- und Buchreihe von „Die Tribute von Panem“ wird sich vermutlich mehrmals überlegen abzubrechen, auf Grund der Tatsache, dass er so langsam voran kommt und die Geschichte ein wenig braucht, um richtig in Schwung zu kommen. Da das Spiel jedoch kostenlos in den Stores erhältlich ist, rate ich allen Interessierten es einfach selbst mal zu probieren.
Eine Windows Phone-Version gibt es übrigens nicht, jedoch eine Kindle Fire HD-Version auf Amazon. Außerdem ist es über Facebook spielbar.