PanzerWars, das klingt nach heftigen Geländekämpfen und einer Kombination aus schnellen Manövern und feurigen Granateinschlägen. Bestätigt von dieser Erwartung vom Namen her zeigt das App Icon eines der Stahlungetüme, wie es scheinbar auf mich zurollt – „immer näher kommt das Geräusch der Ketten auf dem Asphalt“ schreibt Entwickler Bytro Labs. Doch ach. Ich kann überhaupt nix hören? Das liegt wohl nicht an meinem schlechten Gehör. Nach dem Startbildschirm mit dieser Szene wird es wesentlich ruhiger im Spiel selbst. Publisher Xyrality hat PanzerWars nach iOS nun auch für Android herausgebracht. Ich hatte damals nach einer kurzen Partie keinen großen Anreiz darüber zu schreiben und war nun neugierig, ob die Androidversion mit Verbesserungen daherkommt. Und: Sag ich mal so, es gibt noch schlechtere Apps im Store. Vereinzelt.
Selten schreiben wir hier im App Blog eher kritische Texte, schließlich wollen wir euch ja gute Spiele und Anwendungen empfehlen. Bei PanzerWars wird es angesichts der Bugs, Schwächen im Gameplay und der lieblosen Umsetzung definitiv keine Empfehlung. Die Entwickler werden das aber wohl verkraften, da sie sich beim besten Willen nicht viel Mühe gegeben haben mit PanzerWars. Beispiel: selbst die Highscore-Liste ist nur ein Webview.
Die PanzerWars-App ist kein Actionspiel. Die mobile Variante von Risiko erfordert anstatt schneller Reaktionen vielmehr Geduld. Du kannst einem öffentlichen Spiel beitreten oder ein privates Spiel mit Freunden starten. Das geht offenbar auch über Facebook. Nun befindest du dich auf einer Karte. Es gibt nur Europa als Karte. Keine Zufallskarten, keine anderen Erdteile oder durchdacht gestaltete Arena-Karten. Die Europakarte hat 101 Gebietsteile und bietet zu Beginn Platz für 10 Spieler, wobei neutrale Gebiete von einer m.E. passiven KI übernommen werden. Nun geht es los. Nein, nix geht los. Wie nun?
Das Gameplay von PanzerWars ist so unheimlich träge, dass ich mir kaum ein Strategiespiel vorstellen kann, was noch langsamer abläuft. Prinzipiell läuft Risiko ja doch eher rundenorientiert ab. Nun wäre es wohl zu schlecht zu monetarisieren gewesen, wenn jeder Spieler brav seinen Zug gemacht hätte und danach die nächste Runde gestartet wäre. Das Argument, dass der ein oder andere Spieler nicht aktiv bleibt und dann Züge verpasst, zählt für mich nicht. Denn bei der Umsetzung über einen Timer, welche PanzerWars erhalten hat, passiert mir das viel eher noch. Ich starte also erste Truppenverschiebungen. Das geht schonmal nicht so einfach, da die Buttons komplett unbeschriftet sind und die Hilfe eher etwas für Entschlüssler ist. Okay, so kompliziert ist es aber gar nicht. Also sei das mal noch verziehen.
Du kannst jedenfalls Truppen bewegen, Truppen angreifen lassen und deine Gebiete mit Bunkern und Fabriken ausbauen sowie zwei (!) unterschiedliche Einheiten produzieren. Es gibt nur Infanterie und Panzer. Die Einheiten selbst sind nicht verbesserbar, nicht indivualisierbar. Ach, ich bin überhaupt nicht anspruchsoll. Selbst eine andere Uniform hätte mir doch gereicht. Alle Aktionen bei PanzerWars werden in Stunden als Zähleinheit durchgeführt. Erst dachte ich noch, es wären Minuten, aber es braucht tatsächlich zwei Stunden um einen Angriff zu starten bzw. 6 Stunden und 15 Minuten für den Bau einer neuen Infanterie-Einheit. Klar, das lässt sich beschleunigen. Eine ausgebaute Fabrik reduziert die Wartezeit bei Stufe 20 auf 3 Stunden und vier Minuten. Mit 400 Goldcoins kann ich den Bau auch sofort abschließen. Pay to win? Aber absolut. Anfangs dachte ich ja noch, dass die 5000 Goldstücke pro Partie zur Verfügung stehen. Das liegt daran, da im Hauptmenü bis jetzt 0 Coins steht – im Spiel jedoch 3500 Coins. Das scheint aber ein Bug zu sein. Ich kann mir jedoch 4000 Golddollar-Coins kaufen für 2 Euro. Wer also 10 Euro übrig hat, kann die Produktionen beschleunigen aka sich Einheiten kaufen und sie beschleunigt angreifen lassen. Habe ich schon „Pay to win“ geschrieben? Achja, kann man aber auch nochmal wiederholen.
Das Spielprinzip ist selbst ohne die Kritik an den üblichen Punkten „Wartezeit und teure In-Apps“ nicht der Burner. Es fehlt an strategischen Optionen, an spielerischer Tiefe an allen Ecken. Risiko lebt von schnellen Wendungen, vom Würfelglück und kleineren Überraschungen. All das fehlt komplett. Wenn zumindest die Grafik etwas besser wäre und nicht an die ersten Onlinespiele aus dem Jahr 1995 erinnern würde, wäre es vielleicht noch etwas fürs Auge gewesen, PanzerWars zu spielen.
Eine weitere Ausgabemöglichkeit für Coins bietet das Hauptmenü – man kann nur 3 Spiele gleichzeitig starten und für jedes weitere Spiel nochmal 100 Golddollar berappen. Verdienstmöglichkeiten für Coins gibt es durchaus. Man kann sich Werbeclips für andere Apps anschauen. Gerade lief bei mir eine Werbung für FarmVille 2 mit süßen Schweinchen. Mein Kontstand vorm Play: 4050 Coins. Danach 4050 Coins. What? Ich glaube ich lade mir gleich mal noch eine der beworbenen Apps, macht vielleicht mehr Spaß. Ciao PanzerWars.
Update: Hilfe meine Soldaten desertieren!
Ein Überfall, der muss zurückgeschlagen werden! Also schnell Soldaten entsenden und waaarten. Doch was passiert hier? Wo sind meine Soldaten? Statt nach Belgien zu wandern, finde ich sie plötzlich in Italien wieder. Klar, Pizza und so. Noch ein guter Wein dazu. Das ist schon besser als Pommes mit Muscheln in Brüssel zu essen. Ob die 7 Stunden für diese Aktion korrekt berechnet sind? Das lässt sich bei den aberwitzigen Wartezeiten kaum sagen. Wie auch immer – dieser Bug, nennen wir ihn Grafikfehler, hat zumindest noch einen witzigen Abschluss für meine Partien Panzerwars bereitgehalten. Deinstallation? Check.
Fazit: PanzerWars hat für mich einen totalen Motorschaden. Das Gameplay ist lahm. Oftmals wird „Pay-to-win“ kritisiert, selten habe ich es so klar umgesetzt gesehen wir hier. Falls die App mit Updates verbessert wird, würde ich ggf. sogar nochmals eine Partie starten, da ich Risiko selbst reizvoll finde. Aber so ist es einfach ein Risiko in altem Gewand, nein ohne Gewand und ohne Knochen und Blut.
Ein Kommentar
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