Deine erste Begegnung mit Josef ist schon seltsam. Weit vor der sich auftürmenden Stadt liegt er da. Nein, eigentlich ist nur sein eimerartiger Kopf vom Sturz aus dem Flugobjekt übrig geblieben. Dieser reagiert auf deine Berührung auch nur springend wie eine Blechbüchse auf dem Jahrmarkt. Doch die Lösung ist eingängiger als gedacht und schon steht er auf seinen Beinen und ist bereit für ein Abenteuer. Machinarium, das herausforderne Point-and-Click-Adventure der tschechischen Entwickler Amanita Design, entführt dich in eine Welt des Stahls und des Öls. Trotz dieser anscheinenden Kühle weiß die App ihren Spieler sofort in ihren Bann zu ziehen. Die vom PC portierte App ist auf Android, iOS und Windows Phone / Windows 8 verfügbar, idealerweise auf einem Tablet bzw. größerem Bildschirm zu erleben, und ein Must-Have für Spieler des Genres.
Ein komischer Käfer läuft wie aufgezogen am Boden herum. Seine Augen leuchten rot wie die Diode eines Aufladegeräts. Seine Rüsselnase hingegen pustet lebendig wie ein wilder Staubsauger, seine Beine klappern hingegen wieder mechanisch. Auch unser Held Josef scheint nicht ganz so blechern zu sein, wie er aussieht. Nachdem du ihn zusammengesetzt hast, geht eine Reise bis ins Zentrum der Stadt los. Aufgeteilt ist sie in Level-Ansichten, welche leicht düstere, aber stets detail- und phantasiereiche Gebilde zeigen. Auf dem ersten Schirm ist z.B. ganz oben links eine Antenne, welche ich erst als Fussel auf meinem iPad wegpusten wollte. Grafisch top, musikalisch ist die App wie eine Entspannungsdusche zwischen Chillout und Lounge mit etwas Klaviereinsatz und Getrommel. Sie unterstützt die mystische Stimmung, welche zugleich neugierig macht.
Neben diesen grafischen Raffinessen ist das Storytelling von Machinarium als ganz besonders zu bezeichnen. Es gibt keine Dialoge mit Sprachblasen. Auf welcher Mission sich Josef befindet, wird durch kleine Tagträume über dessen Kopf klarer. Sie zeigen ihn mit seiner großen Liebe z.B. beim Öl-Baden. Wird er sie wiederfinden? Dialoge mit Wachen und anderen Blechbüchsen werden über Gesten und kleine Zeichnungen wiedergegeben. Sprache findet man ganz selten in einzelnen Worten. Und doch bekommt der Roboter recht schnell einen Charakter. Da rutscht ihm der Torso zu den Beinen wie ein zu langer Pullover, da schaut er durch die Gegend wie ein Tollpatsch und wartet auf deine Anweisungen. Diese gibst du komplett mit simplen Tippgesten.
Zur Lösung von Machinarium kommt es darauf an, alle Objekte im Raum einzusammeln. Manchmal ist dies nur ein Schlüsel, manchmal auch mehrere zu kombinierende Dinge, wie die Angel gleich auf dem Schrottplatz. Die kleinen Gegenstände kann man schon aufgrund der eben skizzierten Leveldetails übersehen. Meist kommt es aber eher darauf an, logische Rätsel zu analysieren und zu lösen. Dem ersten dieser Art begegnest du, meines Erachtens nach, im Heizraum. Hier steht ein hungriger Feuerkessel im roten Schein des Lichts und möchte mit komischen Energiebrocken gefüttert werden. Die Anlage hilft Josef aber zugleich, um oben links die Rampe zu erreichen sowie abschließend das Rohr oben rechts. „Alles“ was du dafür tun musst, ist die Schalter richtig zu stellen und Drähte so einzustellen, dass Kreis- und Greifbewegung der Schaufel wie gewünscht ablaufen. Sterben kann Josef nicht, sodass auch Versuch- und Irrtum nicht verkehrt sind.
Wer in einem Level hängt, kann zwei Lösungshilfen in der App nutzen. Einmal zeigt die Glühbirne einen simplen Hinweis, wo es weitergeht. Dann kannst du ein Minigame spielen, um das komplette Storyboard für das jeweilige Level freizuschalten. Die Lösungen von Machinarium scheinen übrigens von derjenigen vom PC etwas abzuweichen. Jedenfalls haben mir Lösungen bei YouTube nur gering weitergeholfen, den Weg zu finden. Nachdem ich dann die eingebaute Hilfe freigeschalten hatte, dachte ich aber ohnehin immer: da wärst du auch so drauf gekommen. Trotzdem habe ich die Storyboards gern freigespielt, da sie allein schon eine Augenweide sind.
Fazit: Machinarium ist ein Must-Have für Adventure-Freunde und ein Glanzstück des Gamedesigns. Ich habe bei diesem Spiel alles genossen – von den Zeichnungen bis zum Soundtrack und fand alle Rätsel auch ohne Hilfe lösbar. Vor allem gibt es keine zufälligen Elemente, sodass ich die gesamte Lösung von Machinarium nachvollziehbar empfand.