Duolingo hat schon viel von sich reden gemacht. Die Sprachlern-App wird von allen Seiten gelobt und wirkt mit ihrer grünen hüpfenden Eule recht sympathisch. Von den Stores hervorgehoben, von den Nutzern und Experten für gut befunden. Spielerisch soll man lernen, zwischendurch im Alltag und das auch noch kostenfrei. Gelobt wurde die App also genügend. Schauen wir mal, was noch nicht so „perfekt“ ist und für wen die App genau richtig ist. In der Praxis… nunja, ich bin nicht so begeistert. Mit dem neuen iPhone 6 hatte mich die Motivation gepackt mein Englisch weiter zu verbessern. Doch nun ein paar Monate später ist die App definitiv auf einen der letzten Plätze gerutscht, was die Nutzung angeht.
Duolingo: Versprechen, Aufbau, Funktion, Erfahrungen
Der Markt für Sprachlernwillige ist riesig. Angesichts der Reisefreudigkeit, durchs Internet und die Anforderungen im Beruf tummeln sich die Anbieter wie die Badegäste an der Copacabana. Dazu gehören Sprachunterricht in der Gruppe oder autodidaktisches Training mit Lernsoftware wie Onlinekursen und mobilen Apps. Welche Vorgehensweise ist für einen die richtige? Duolingo nimmt den Mund ganz schön voll und verkündet selbstbewusst, dass es den Weg verändere wie wir Menschen Sprachen lernen. Spielerisch, leicht, motivierend. Die Stange hängt hoch und entsprechend dieser hohen Erwartungen war ich auch hoch motiviert in die App gestartet. Denn negative Erfahrungen mit den bewährten Methoden hat wohl jeder schon gesammelt. Wie viel ist z.B. von den Kursen an Schule, VHS, Uni und Sprachreisen noch vorhanden?
Absolut entscheidend bei der Wahl einer Lernform ist vor allem das Ausgangsniveau. Ich entschied mich für den Test der App für Englisch, obwohl ich mich hier schon als weiter fortgeschritten sehe. Für Nutzer aus Deutschland steht ohnehin zusätzlich nur Französisch zur Verfügung. Also habe ich gleich noch Italienisch gestartet, wo ich noch Restkurswissen habe, was eher einer Konkursmasse entspricht. Von Englisch ausgehend kann man mit Duolingo einen ganzen bunten Strauß an Sprachen lernen.
Zunächst ist eine Registrierung mit Nutzernamen und Email erforderlich. Dies ermöglicht, dass man die App auf Android, iOS und Windows Phone stets synchron vorfindet. Zugleich bekommt man doch einige Erinnerungsmails (abbestellbar). Danach kann man festlegen, wie schnell man vorankommen möchte – ob nun ganz einfach mit nur 1 XP pro Tag oder verrückt mit 50 XP pro Tag. Diese Einstellung bedingt, wie viele Einheiten zu einer Lektion zusammengestellt werden, welche dann folglich wohl idealerweise an einem Tag erledigt werden sollen. Erst wenn alle Einheiten einer Lektion der Reihe nach erledigt wurden, geht es weiter. Wem das zu langsam geht, der kann auf den Button „Abkürzung“ tippen und bekommt eine längere Einheit angezeigt, welche alle Übungen der Lektion zusammenfasst.
Das Menü zeigt eine Übersicht über alle Einheiten an, welche an ein Spielbrett mit runden Icons erinnert. Ganz am Anfang stehen Essen, Ausdrücke, Tiere als Themen und grammatische Einheiten zu Pronomen und Plural. Die Übungen bauen aufeinander auf. Diese bestehen aus relativ kurzen Einheiten, welche so 5 Minuten dauern (sich aber länger anfühlen). In jeder Einheit müsst ihr Übersetzungen machen, Worte zuordnen, Sätze bilden oder frei über die Tastatur vom Gehörten eingeben. Die Übungen wirken gut aufeinander aufgebaut. Wer einen Fehler macht, verliert ein Herz. Wer alle Herzen verspielt hat, muss die Einheit erneut starten, bevor es zur nächsten geht. Ziemlich simpel also.
Den Kurs auf Englisch habe ich nach einer Woche abgebrochen. Ich habe etliche Lektionen per Schnelltest übersprungen und finde es trotzdem noch viel zu einfach und vor allem zu monoton. Die Übungen wiederholen sich von ihrem Prinzip, ich kam mir vor wie in der Grundschule. Liegt das daran, dass ich unterfordert bin? Nein. Auf Italienisch kann ich wohl maximal noch „Hallo“ sagen und eine „Pizza bestellen“, so viel ist vergessen. Trotzdem kam ich mir vom ersten Test an „veräppelt“ vor. Hier sollte ich die Frau raussuchen. Weder ein Glas Wasser, noch der Apfel, noch der Apfel passen. Die nächsten Fragen drehen sich um die Frau, welche ich jeweils wieder übersetzen soll. Dann kommt aber L’uomo. Wie soll ich wissen, dass hier der Mann die richtige Übersetzung ist? Einmal gelesen, soll ich diesen bei der nächsten Übung dann frei eintippen. Zwei Herzen sind flöten gegangen. Die nächste Übung ist eine Hörübung, wo mir die Schildkröte die Frau langsamer aufsagt und ich sie zwar verstehe, aber nicht frei eintippen kann. Und schon war die erste Lektion aus. Die kommenden Wochen wirft mich die App weiterhin ins kalte Wasser. Von Unterforderung kann also keine Rede sein. Jedoch ist auch hier meine Motivation stetig sinkend, da die Übungen sich vom Prinzip her immer gleich sind. Habe ich etwas gelernt? Habe ich etwas gelernt? Sicher! Hat es Spaß gemacht und war es einfach? Naja.
Wie sehr kann ich mich ans ewige Vokabellernen erinnern, an mühsame Dialoge bei Sprachreisen und die dann doch ziemlich steile Lernkurve. No Pain, no Gain. Nach meiner Erfahrung macht Duolingo einen guten Job. Von Gamification und spielenden Sprachlernen zu sprechen, finde ich aber übertrieben. Die App ist sehr einfach aufgebaut, ganz gut zwischendurch mal für eine Übung geeignet. Ich ziehe vielfach trotzdem ein Arcadespiel vor, um kurze Wartezeiten zu überbrücken.
Wichtigster Punkt für mich bei einer Sprache ist die Konversation. Kommunikation ist heutzutage per Telefon und vor Ort doch fast immer mündlich. Hier leistet Duolingo fast keinen Beitrag. Die App funktioniert sicher für diejenigen gut, welche Vokabeln lernen wollen und erste Schritte in der Sprache machen. Hier gibt es nur wenige Kritikpunkte. Störend sind die sehr seltsamen Textbeispiele, welche recht realitätsfern wirken. Störend ist auch, dass die Worteingabe keinerlei Toleranz zeigt bei Buchstabendrehern.
In einer Analyse der Duolingo-App hat Check-App festgestellt, dass trotz der allgemeinen Beliebtheit der App und ihrer spielerischen Herangehensweise an das Sprachenlernen einige Nutzer auf technische Probleme, inhaltliche Herausforderungen und allgemeine Unzufriedenheit gestoßen sind, was darauf hinweist, dass Verbesserungen erforderlich sind:
Duolingo’s Dilemma: Messenger und App Probleme, die Sprachlerner plagen!
8 Kommentare
Sehr gute Zusammenfassung der App. Musste gerade ein bisschen schmunzeln. Die Übungstexte sind wirklich meistens ziemlich sinnfrei. Und mit der Zeit hat man auch das Gefühl nicht wirklich weiterzukommen.
Für den Anfang kann man Duolingo aber mit gutem Gewissen weiterempfehlen.
Wir haben auf unserem SprachenlernBlog auch mal eine kleiner Zusammenfassung zu dieser App geschrieben.
sprachenlernblog.com/duolingo-spielend-leicht-sprachen-lernen
Viele Grüße
Daniel
Ich habe mehr als 100 Tage ohne Unterbrechung mit Duolingo gearbeitet und kann den Artikel nur bestätigen. Viele sinnfreie Sätze und wenig Abwechslung. Immer wieder kommen die Enten, das Paar oder der Kellner zum Einsatz. Die anderen Figuren sieht man nicht und kann die Vokabeln nicht wiederholen. Dazu kommt die politische Correctness in der Sprache. Im Spanischen kommt „ellas“ kaum vor, da ein Mann unter 1000 Frauen aus ellas ellos macht. Trotzdem handeln gefühlte 70% der Sätze, vor allen die mit „positiven“ Aussagen von weiblichen Gruppen. Im Englischen wird bei someone, person etc. das falsche PC Pronom they verwendet. Ja, es ist kostenlos und animiert mehr zu regelmässigem Üben. Es gibt auch noch ein riesiges Potential zur Verbesserung.
Nachdem ich jetzt alle Übungen – bis auf 2, da komme ich trotz fehlerfreien Hebungsergebnissen nicht mehr von 4 auf den 5ten Balken – habe ich es aufgegeben, mich über „trinkende Elefanten“, Leute die „auf der Ecke wohnen“ und anderen Satzkombinationen zu wundern. Zudem gibt es eine ganze Lektion um Wörter wie „Angriff“, „Bombe“, „Armee“ etc. zu üben. Eben sehr amerikanisch.
Ich werde die App jetzt abschalten und mich wieder mit Büchern beschäftigen.
Nett, wenn man keinen Anspruch an ne Sprache hat, fuer alle anderen der Tipp, euch einen guten Lehrer zu nehmen (gibts auch über Skype). Das bringt viel mehr.
Aha, Kritik kommt scheinbar nicht gut an. Ich wollte gerade meinen Kommentar zur App abschicken, jetzt lese ich, dass ich diesen Kommentar schonmal abgegeben habe.
Das ist nicht korrekt, da ich mich bisher noch nie zu irgendwas Geäußert habe.
Dennoch:
Nachdem ich jetzt alle Übungen – bis auf 2, da komme ich trotz fehlerfreien Hebungsergebnissen nicht mehr von 4 auf den 5ten Balken – habe ich es aufgegeben, mich über „trinkende Elefanten“, Leute die „auf der Ecke wohnen“ und anderen Satzkombinationen zu wundern. Zudem gibt es eine ganze Lektion um Wörter wie „Angriff“, „Bombe“, „Armee“ etc. zu üben. Eben sehr amerikanisch.
Ich werde die App jetzt abschalten und mich wieder mit Büchern beschäftigen.
Nett, wenn man keinen Anspruch an ne Sprache hat, fuer alle anderen der Tipp, euch einen guten Lehrer zu nehmen (gibts auch über Skype). Das bringt viel mehr.
Wie du siehst, ist dein erster Kommentar erschienen. Du kannst hier gern zu jedem Spiel deine Kritik abgeben. 🙂 Wir selbst haben Duolingo ja auch in diesem Review kritisiert.
Hallo! Wenn du Englisch per Skype üben willst , check preply.com/de/englisch-lernen-via-skype. Hier kann man leicht einen guten Englischlehrer finden, auch einen Muttersprachler aus Großbritannien oder den USA. Die Preise sind sehr attraktiv, es ist möglich, nur 5 Euro für eine Stunde zu zahlen. Es ist auch sehr hilfreich, dass man hier einen Lehrer mit Spezialisierung, z. B. Englisch für Kinder, TOEFL, Business English finden kann.
es kommen neuerdings siebenmal die selbe frage in jeder Lektion was soll der Scheiß??
drei neue Fragen und siebenmal dasselbe ???? Hallo guckt da vielleicht mal jemand rein
das war doch vorher nicht!!!
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