Jumping Sumo und Rolling Spider sind nicht etwa Helden in einem asiatischen Fantasy-RPG, sondern kleine Hightech-Spielzeuge von Parrot. Der französische Hersteller ist vielen sicher auch bekannt von der AR.Drone. Im vergangenen Jahr zur CES wurden der Mini-Quadrocopter und das rollende Auge vorgestellt und sind seitdem zu echten Hits geworden, sodass auch ich neugierig war. Alle beide gehören zur Familie der MiniDronen, welche flink am Boden und in der Luft unterwegs sowie mit einer Kamera ausgestattet sind. Gesteuert werden sie per Smartphone-App „Freeflight 3“, welche für Android, iOS und Windows Phone kostenfrei verfügbar ist.
Vor einigen Jahren gab es den Trend zu ferngesteuerten Mini-Helikoptern und Flugzeugen, meist von Silverlit. Als verspielter App Blogger gehört so ein Teil natürlich, wie auch Versuche mit Arduino Dronen & Co., zu meinen Flugpark. Vieeeel mehr Spaß versprechen die beiden Gesellen von Parrot, welche unterwegs zu Luft, auf dem Boden und auf… nein, nicht auf dem Wasser. Sie sind aber im wahrsten Worte kinderleicht in Bewegung zu bringen, denn was sind technisch ausgefeilte Dronen ohne die passende App? Diese heißt bei Parrot Freeflight 3 und freie Fahrt bzw. freier Flug sind auch das Motto, wenn man die App zur Steuerung der beiden Dronen nutzt. Dann werden automatisch angepasst auf die Drone unterschiedliche Steuerungen angewählt, welche auch per Gyroskope die Richtungswechsel im Flug und der Fahrt unterstützen.
Verfügbar sind die Apps für alle drei Plattformen, genutzt habe ich sie auf dem Nexus 7 Android Tablet von Google, da ich insbesondere die live Videoübetragung so besser beobachten konnte. Die Apps bekommen regelmäßig Updates und sind kostenfrei. Neben der individuell an die Geräte angepasste Steuersoftware für beide Dronen gibt es auch Links zu Tutorial-Videos, sodass der Download für der Inbetriebnahme sinnvoll ist.
Die App wirkt wohl durchdacht und ermöglicht die Dronen intuitiv zu nutzen, auch gibt es hier diverse automatische Manöver vorprogrammiert sowie weitere Einstellmöglichkeiten. Genauer gehe ich in den Reviews der beiden Dronen nachfolgend noch auf die App ein.
Rolling Spider MiniDrone
Gefährlich schaut sie mich mit ihren zwei Dioden-Augen an. Noch leuchten sie rot, aber gemäß den Tutorialvideos soll sie schnell gepairt sein. Also flugs die App Freeflight 3 auf Tablet geladen und Bluetooth aktiviert. Bevor es losgeht, muss natürlich noch einer der Sticker aufs Gesicht der Drone, sodass sie nochmals etwas „böser“ aussieht. Schon macht sie krasse Flugmanöver und begeistert wohl selbst den größten Höhenängstler.
Rollende Spinne. Den Namen hat die Rolling Spider MiniDrone von ihren beiden großen Rädern bekommen. Diese lassen sich zusätzlich anbringen, muss man aber nicht. Auch ohne sie hat man eine extrem kompakte und wendige Drone. Die namensgebenden Räder sind nur ein i-Punkt aufs schon geniale Fluggefühl. Dazu später mehr. Als ich draußen mit dem Teil unterwegs war, hörte ich ein Kind auch „verrückte Hummel“ sagen. Mit großen Augen war die Neugierde ganz bei meinem Spielzeug. Denn die bei mir rote und noch in blau und weiß verfügbare Rolling Spider summt mit ihren vier Rotoren wie eine der lustigen dicken Majas. Das Geräuch hat was ganz eigenes und hat sich bei mir in den vergangenen Wochen des Tests eingebrannt als Signal für Spaß.
Bereits beim Auspacken der Drone aus ihrer schicken Verpackung war mir klar, dass ich hier etwas Besonderes in der Hand habe. Ihr Design ist klar funktionell: vier Rotoren als Plastik, ein winziges Gehäuse, in welches von hinten der Akku eingeschoben wird. Dieser nimmt den Großteil des Gehäuses ein, sodass ich die Miniaturisierung bewundere. Obwohl auch eine Anleitung beiliegt, habe ich mich sofort auf die super Tutorialvideos des Herstellers bei YouTube verlassen. Diese zeigen einem die Erstinbetriebnahme, Konfiguration der App, die einfache und komplexere Steuerung und lässt keinerlei Fragen offen. Beim Erstflug habe ich natürlich die Räder angebracht, welche es nicht nur erlauben die Wand hochzurollen und an der Decke zu fahren, sondern auch die Rotoren schützen. Die Rotoren drehen sich extrem schnell und es ist schon schmerzhaft, wenn sie einen erwischen.
Technisch ist die Drone mit einem Autopilot ausgestattet. Mit der Kamera misst sie die Fluggeschwindigkeit, mit einem Ultraschallsensor die nahen Abstände zum Boden, ein weiterer Drucksensor ist für die Höhe zuständig.
Spielen mit der Drone ist easy. Per Bluetooth verbinden, App starten und zu einem freien Flug starten. Zuvor kann man in den Einstellungen noch die maximale Flughöhe, Geschwindigkeit und Neigung festlegen, kann aus drei Steuerinterfaces wählen und auch einen individuellen Namen vergeben. Praktisch für diejenigen, welche viele kryptische Gadgets in ihren Bluetooth-Menü haben. Verkauft wird sie als In- und Outdoordrohne. Die Steuerung per App ist kinderleicht. Doch einfach nur links, rechts und hoch, runter fliegen ist nicht nur angesagt – die Drone hat eine Menge an vorkonfigurierten Manövern drauf. Es macht riesig Spaß mit ihr zu experimentieren und zu fliegen. Die Drohne liegt extrem stabil in der Luft und fliegt wie ein Produkt aus der Zukunft. Der wirklich einzigste Kritikpunkt ist für mich als Nutzer eines Lumia 1020 mit 40 Megapixeln die unterdimensionierte Kamera, welche wie oben beschrieben wohl eher für die Geschwindigkeitssteuerung gedacht ist. Diese hat für Fotos lediglich 300 Tsd. Pixel und macht entsprechend nur Aufnahmen von nicht umwerfernder Qualität. Ausgelegt ist die Kamera auf Fotos aus weiterer Entfernung/Flughöhe. Fotos aus einem Meter von einer Wiese sehen hingegen unscharf aus wie Spinat. Das folgende Bild ist Originalgröße und unbearbeitet:
Nochmals zum Thema Outdoor – die Drone ist sehr leicht. Sobald ein leichter Windzug ist, wird sie aus der Flugbahn geweht. Im Innenhof unseres Bürokomplexes lässt sie sich super fliegen. Hier sind die Maximalhöhen von 10 Metern ohne Probleme erreichbar und ungefährlich, zumal ich zur Not auch Zugang zum Dach hätte.
Außerhalb, ich war extra im Skaterpark, wollte sie nicht fliegen. Normalerweise startet die Drone bei Wind nicht, sie setzt sofort wieder auf. Doch es gibt auch versteckte Gefahren: Das kann so weit gehen, dass sie von einem Aufwind aus der Reichweite getrieben wird. Mir ist dies einmal passiert. Der Wind trug die Drone richtig weit in die Luft und eine Steuerung war nicht mehr möglich. Die Reichweite wird natürlich durchs Bluetooth eingeschränkt, welche abhängig von den Gegebenheiten zwischen 10 und 20 Metern liegt. Hier wäre jedoch trotzdem eine zusätzliche Notabschaltung sinnvoll (es gibt schon eine Notabschaltung per Button, welche jedoch in Reichweite erfolgt). Andernfalls liegt es beim Anwender, die Drone nur dort zu benutzen, wo sie nicht auf Dächern landen kann oder sogar im Wasser. Ich habe sie auf einer Wiese geflogen und dort ist sie nach dem geschilderten Verwehungsabenteuer nach kurzer Zeit dann ganz sanft gelandet, nachdem der Akku leer war. Das Thema Nutzungsdauer ist auch ein besonderer Punkt. Obwohl der Akku einen Großteil des Gewichts und Volumens der Drone einnimmt, reicht die Ladung doch nur für wenige Minuten an Flugdauer. Das ist natürlich keine Produkteigenschaft an sich, sondern eher Ausdruck für unsere immer noch schlechten Stromspeicher. Parrot macht das beste draus: Die App zeigt einem den Ladezustand an, deaktiviert die Flugmöglichkeit bei leerem Akku. Außerdem gibt es die Möglichkeit mit Zusatzakkus und Ladegerät die Spiel- und Flugdauer auszudehnen.
Fazit: Die Drone ist ein spaßiges und technisch ausgereiftes Spielzeug-Gadget. Die App ist leicht zu bedienen und durchdacht gemacht. Die Steuerung ist einfach, die Drone selbst ist sehr robust. Im direkten Vergleich mit professionellen Dronen kann sie natürlich aufgrund der geringen Nutzungsdauer nicht mithalten. Wenn man jedoch den technologischen Fortschritt von den damaligen Styropor-Flugzeugen hin zur App-gesteuerten Drone sieht, kann man echt verblüfft sein. Die Parrot Rolling Spider MiniDrone ist hier bei Amazon.de für derzeit 89 Euro erhältlich.
Jumping Sumo MiniDrone
Zwei große Räder links und rechts, hinten eine Art Deichsel und vorn ein großes Weitwinkel-Videoauge, was von zwei grün und rot leuchtenden Dioden als Statusanzeige begleitet wird. Im Lieferumfang sind auch hier Sticker enthalten, welche ich jedoch nicht aufgeklebt habe, da ich das Design so dezenter fand. Als Spielzeug sollte es wohl doch als böser Alienpredator herumfahren. Die Jumping Sumo hat also ein auffälliges Design. Ungewöhnlich sind auch ihre Funktionen laut Beschreibung. Sie fährt nicht nur bis zu 7 Kmh, sondern kann Dank Sprungfeder auch 80 cm hoch springen und sich flink wenden und drehen. Für schnelle Fahrten lassen sich die Räder nochmals ein Stück herausziehen / umklappen. Dadurch verbreitert sich die Spur. Sobald sie ein bestimmtes Tempo erreicht hat, hebt sich die Deichsel an. Bei langsamen Fahrten schleift sie auf dem Boden.
Direkt aus der Box kann man sie benutzen, man muss nichts zusammenbauen. Auf ihren Rücken schiebt man zur Inbetriebnahme den Akku ein, welcher identisch zu dem der eben vorgestellten Flugdrone ist. Mit einer Akkuladung kann man 20 Minuten fahren. Zudem besitzt er einen Ein-/Ausschalter. Gepairt wird sie per Wlan und nicht per Bluetooth, sodass man eine größere Reichweite von 50m hat sowie live gestreamt aus dem Kamerauge die Fahrt verfolgen kann. Auch diese Drone kann Indoor und Outdoor genutzt werden. In der Anleitung wird vor Staub gewarnt, sodass ich auf die Fahrt auf der Straße bzw. auf der Skateranlage dann doch verzichtet habe.
Während der Fahrt sieht man in der App aus Perspektive des Sumo die Umgebung. Das ist ein witziger Effekt und für Spionagefahrten bei Kindern sicher sehr beliebt. Möchte man auch ein Video aufnehmen, dann benötigt man einen extra Mini-USB-Stick, da die Drone keinen internen hat. Die Verarbeitung wirkt insgesamt sehr hochwertig. Besonders witzig beim Sumo sind die unterschiedlichen Soundprofile. Man kann ihn als Roboter „sprechen“ lassen oder als Monster. Hier hätte ich noch die Idee, dass man auch individuelle Geräusche aufnehmen könnte. Cool wäre natürlich auch eine Funktion, um einfach Sounds vom Smartphone aus zu streamen und so Durchsagen zu machen. Lol. So viel Phantasie für neue Features muss man aber gar nicht entwickeln, denn mit den Parcours ist schon eine abgefahrene Funktion vorhanden. Mit dieser kann man Bewegungsabläufe vorher in einer Listenansicht vorprogrammieren.
Fazit: Wendig, frech und klug – die Drone kann einem mit ihren Sounds beinahe das Gefühl vermitteln, hier ein virtuelles Haustier zu besitzen. Nur leider bringt sie einem nicht die Zeitung, ist als Spielzeug jedoch absolut genial. Durch die Verbindung mit der App und der planmäßigen Parcoursfahrt ist die Drone für Kinder sicher auch nochmals interessanter als ein normales ferngesteuertes Auto. Die Parrot Jumping Sumo Minidrone ist hier bei Amazon für 130 Euro erhältlich.
Für beide Dronen gibt es im Shop des Herstellers auch Austauschakkus, sodass man die Nutzungsdauer wesentlich verlängern kann: