Neulich auf einer Autofahrt von Berlin habe ich mir ja diverse Videos angehört, wie Leschs Kosmos oder etwas aus dem Pixelmacher-Archiv (RIP Leute). Angehört nicht geschaut. Ihr braucht mich jetzt nicht bei der Polizei melden, mein Blick war auf der Straße. Doch eigentlich hätte ich ja eher Lust darauf gehabt mir was Informatives anzuhören, das wäre wohl auch sinnvoller, da gerade die Gestik unseres Kosmoslehrers ja einzigartig ist und dazugehört. Eine super Alternative zu Hörbüchern und Radiobeiträgen stellt die App Phonicle dar, welche euch vertonte Artikel aus Qualitätszeitungen kostenfrei bietet. Ich stelle euch die App für Android und iPhone vor und verrate euch etwas über meine Lesegewohnheiten.
Auf sich aufmerksam macht Phonicle mit dem schönen doppeldeutigen Spruch: „schon gehört?“ Damit ist nicht nur gemeint, ob man von der neuen App mit ihrem Angebot etwas gehört hat. Vielmehr ist auch damit genau auf dieses Angebot hingedeutet – denn hier gibt es etwas für die Ohren. Nicht irgendetwas, sondern hochwertigen journalistischen Content. 1A-Artikel aus den Redaktionen von Handelsblatt, Wirtschaftswoche, FAZ, The European und anderen renommierten Häusern. Das Szenario von eben mit der Autofahrt scheint ein typisches zu sein, wo man gern etwas hört und eben nicht zum lesen kommt. Die beiden Gründer von Phonicle Rona Brunko und Ben Ege aus Berlin haben eine ähnliche Erfahrung gehabt, nur dass Rona einen Artikel aus der FAZ vorgelesen hat, was den entscheidenden Funken zur passenden App-Idee darstellt. Diese hatten sie bereits 2014, sodass es wie öfters Zufall ist, dass es vergleichbare Konkurrenten mit ähnlichen Ideen gibt. Obwohl… eigentlich ist es vielmehr noch eine Idee zur effektiven Mediennutzung. Denn nicht jeder hat die Zeit zu lesen.
Was ist und bietet Phonicle?
Aus Phonic fürs akustische und aus Article fürs geschriebene Wort ist der leicht merkbare Kunstname der App entstanden. Lange merken müsst ihr ihn euch aber gar nicht, denn unten sind die Downloadlinks der Phonicle App für Android und iPhone. Auf dem iPad läuft die App freilich auch, ist aber von der Größe her nicht universell angepasst. Die App bietet als Nutzen die schon genannten Hörbeiträge einer modernen Aufmachung. Von professionellen Sprechern werden Nachrichten aus den unterschiedlichen Ressorts und allen denkbaren Themenfeldern vorgelesen. News, Politik, Wirtschaft, Feuilleton, Gesellschaft sind derzeit die Kategorien, in welche die Beiträge eingeteilt sind. Daneben gibt es Aktuelle News von Phonicle selbst. Allen Beiträgen gemeinsam ist die Aktualität und hohe Qualität. Pro Tag gibt es etwa 20 Beiträge, welche zwischen etwa zwei und zehn Minuten lang sind. Früh sind stets gleich mehrere online, über den Tag verteilt folgen weitere. Eingesprochen sind sie von weiblichen und männlichen Sprechern, welche vom Stil her an die Features der großen öffentlich-rechtlichen Radiostationen erinnert. Klare Aussprache und guter Sprachfluss ermöglichen das Zuhören so nebenbei, man muss sich nicht konzentrieren, wie bei Hörbuch-Geschichten.
Die App besteht aus einem Newsstream mit neuen Meldungen, welcher die aktuellen Beiträge ganz oben zeigt und nach unten hin scrollbar ist. Beim Start der App kann man gleich aus fünf Kategorien auswählen oder zufällig welche zusammenstellen lassen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Bei jedem Beitrag kann man ein Herzchen als „Like“ vergeben. Dieses dient vor allem dazu im zweiten Reiter die Beiträge nach Beliebtheit für andere Nutzer zu ordnen. In den Listenansichten werden die Quellen prominent genannt, die Überschriften, das Ressort und die Hördauer dargestellt. Als zweite Möglichkeit neben der Einzelauswahl von Beiträgen kann man sie noch im „Sesselmodus“ automatisch hintereinanderweg anhören. Das Design der App ist übersichtlich und einfach gehalten, manchmal passen die Schriftgrößen noch nicht so ganz. Mit allen Zeitungen hat Phonicle übrigens eine Vereinbarung zur Nutzung getroffen und diese dürfte von beiderlei Nutzen sein. Denn die Hörbeiträge sind die beste Werbung für die Zeitungen und Magazine. Mir geht es so, dass ich nur noch sehr selten eine Zeitung kaufe (oder downloade). Öfters beziehe ich meine Informationen über Twitter und andere Blogs. Doch wenn man es genauer wissen möchte, dann sage ich öfters: man müsste man gucken, ob die Zeit (oder FAZ, oder das Handelsblatt) dazu was geschrieben hat. Ich kenne die Zeitungen als seriöse Quelle und schätze sie. Ich denke durch die Beiträge in der App komme ich eher mal wieder in die Gelegenheit mir eines der genutzten Medien auch mal wieder auf Papier anzuschaffen bzw. auf deren Webseite zu klicken. Hier könnte ich ich mir auch noch weitere Features in der App vorstellen.
Phonicle ist laut der Entwickler noch in der Beta, was sich auf dem iPhone aber nicht durch Abstürze oder Fehler bemerkbar macht. Klar, ließe sich einiges verbessern und weitere Funktionen füttern meine Wunschliste. So benötigt die App eine aktive Internetverbindung, die Beiträge lassen sich nicht fürs Funkloch vorladen bzw. es wird unterwegs entsprechend das Datenvolumen beansprucht. Bisher ist die App komplett werbefrei und kostenfrei. Weitere wünschenswerte Funktionen wären für mich z.B. eine Favoritenliste oder ein eigenes Archiv. Generell würde ich mir auch noch wünschen, wenn man die Beiträge besser durchsuchen kann. Phonicle bietet sehr hochwertige Inhalte an, welche oftmals auch einen längerfristigen Nachrichtenwert haben: Features, Meinungen und so weiter im Kulturbereich sind längere Zeit von Interesse, sodass mehr Filter und ein Archiv sicher Sinn machen. Für den Inhalt würde ich mir ggf. noch wünschen, dass man die Sprecher genannt bekommt und nach ihnen Filtern kann. Auch wäre ein Link zum Ursprungsartikel nicht übel, da man hier ja auch öfters Diskussionen und Meinungen der Leser vorfindet, die nochmal eine andere Perspektive vermitteln, gerade bei der Zeit und Co. lese ich sehr gerne unterm Artikel weiter.
Mein Check-Urteil zur Phonicle App
Angenehme Sprecherstimmen lesen informative Artikel aus bekannten deutschen Zeitungen und Magazinen vor – Phonicle bietet eine super Idee in einer gut umgesetzten kostenfreien App. Wer sich gern übers Zeitgeschehen informiert und das effizient tun möchte, für den ist die App eine wunderbare Bereicherung für den Alltag. Gerade im Bereich der „beliebten Beiträge“ habe ich auch gern gestöbert, sodass die App auch mehr ist als eine reine Nachrichtenquelle. Die Umsetzung in Streamansicht ist gelungen, die Filterfunktion noch etwas ausbaufähig. Sicher darf man in Zukunft noch viele Erweiterungen der App erwarten, sodass ich Phonicle gern ab sofort einen festen Platz auf meinem Startscreen gebe.
Update (Dezember 2015): „Phonicle wird für eine kurze Zeit offline gehen“ heißt es da auf deren Homepage. Mal sehen, ob da noch was kommt.
Update (Dezember 2017): Nee, Phonicle scheint für immer offline zu sein. Die Apps sind nicht mehr in den Stores und auf der Homepage steht noch immer der altbekannte Text. Schade, war ein schönes Projekt.
Ein Kommentar
Die Idee finde ich ganz gut. Ich hoffe die Auswhl der Zeitungen wird inZ ukunft noch grösser!