Hach, wie gerne wäre ich Millionär! Dieser Traum wurde schon mehr oder weniger gut besungen, was vom Text her zumindest ansprechend klang. Dabei ist der Weg zur ersten Million gar nicht schwer. Beinahe über Nacht ist mein Konto dicker geworden. Okay, meine virtuellen Kunden sicher auch. Aber dazu später mehr. Mein Vermögen beträgt jetzt fast die magische Summe mit den sechs Nullen, da ich heute Morgen begrüßt wurde mit: „Du hast 335.907,00 € in deiner Abwesenheit verdient!“ Bevor das jetzt aber ganz unseriös klingt… Ich bin jetzt Burger Capitalist auf Android geworden. Die App aus dem Genre der idle Games ist vom deutschen Indie Entwickler Sten Werner und bei den Spielern mega beliebt, wie 4,4 Sterne im Store zeigen. Kürzlich ist neben der Bezahlversion (Download hier bei Google Play) auch eine kostenfreie Variante mit dezenten Ads erschienen (Download hier bei Google Play). Also lasst uns mal eine Runde „Burger Capitalist“ spielen!
Also die erste Million war schnell erreicht. Nun lerne ich bereits neue Abkürzungen wie Brd. für Billiarden. Zum Start am 1. Januar 2010 habe ich gerade mal 1500 € auf dem Konto. Schnell die erste Aushilfe für 900 € angestellt und Pommes für 450 € freigeschalten, so wie es die Willkommensnachricht empfiehlt. Schon klingelt es sekündlich in meiner Kasse, während im Spiel ganze zehn Minuten vergehen. Doch wie weiter investieren? Diese Frage ist bei Burger Capitalist etwas komplexer als bei vergleichbaren Spielen, sodass auch BWLer ihre Nachfrageelastitätskurve einbringen dürfen und taktisches Vorgehen gefragt ist. Erfrischend. Das kenne ich von zahlreichen idle Tappern auch reduzierter. Gespielt wird natürlich trotzdem mit dem profanen Ziel immer schneller reicher zu werden und den Kontostand ins Unermessliche steigen zu lassen. Klar. Womit wir nochmal kurz beim letzten Satz der Einleitung wären: Ne Runde spielen bei einem idle Game? Kenner des Genres werden sich sofort fragen, wie das denn gehen soll. Schließlich kennt man ja das Prinzip des exponentiellen Wachstums, was ins Endlose geht. Doch was ein Restart bringt, verrate ich euch auch noch. Erfreulich oft scheint der Entwickler seine App upzudaten und steht hier auf seiner Facebookseite im regen Dialog mit seinen Burger Capitalist Fans. Auch über eine Version 2.0 der App… aber kommen wir erstmal zu dieser Ausgabe.
Idle Game – was is’n das?
Das Genre ist meiner Ansicht nach noch nicht ganz so bekannt wie z.B. im Actionbereich der Endless Runner oder beim Puzzle das Match-3. Kurz gesagt ist es die gelungene Reduzierung einer Wirtschaftssimulation für on-the-go Mobilspieler. Ich oute mich gern wieder als Spieler von WiSims der ersten Stunde auf dem C64 und PC, welche viel Zeit beanspruchten. Kaiser und Patrizier gehörten dazu oder etwa das geniale Capitalism. Es braucht keine 3D-Grafik mit Unity, um die Komplexitität zu erleben. Browsergames in dem Bereich haben das auch schon bewiesen. Im Bereich der Apps ist der Ruf bei Android Gaming regelmäßig upgevotet doch mal mehr solche ernsthaften Spiele rauszubringen, welche sich gegen die Casual-Social-Builder deutlich abgrenzen. Die Apps machen Spaß, da sie etwas taktische Gehirnleistung abverlangen und trotzdem sehr einfach belohnend sind. Man braucht am Stück immer nur so ein paar Momente reinschauen. Anfangs etwas öfters, später seltener. Das liegt vor allem an der Natur der Sache des exponentiellen Verlaufs, welchen man durch so eine App sogar sehr gut pädagogisch verdeutlichen kann. Grenzen des Wachstums und so. Das Prinzip ist stets, dass man etwas produziert, daran verdient und mit den Einnahmen stufenweise immer mehr investiert, sodass man wieder mehr verdient. So wie in der Wirtschaft eben auch. Die Besonderheit, deshalb „idle Game“ also wörtlich „untätiges Spiel“, liegt darin, dass man immer nur Entscheidungen trifft. Der Komplexitätsgrad der Apps ist ganz unterschiedlich und wird vor allem dadurch bestimmt, wie viele Kriterien es zur Entscheidung gibt.
Spielprinzip von Burger Capitalist
Mitarbeiter einstellen, Produkte freischalten. Doch ach, nachdem ich zwei Aushilfen eingestellt habe, reicht der Platz in der Filiale nicht mehr. Jeder Mitarbeiter benötigt eben Fläche – muss sich ja drehen und die Burger wenden können. Also erstmal dafür 10K € investiert. Oder sollte ich gleich das Mitarbeiter-Upgrade kaufen, welches den Flächenverbrauch halbiert? Damit würde ich mehr Mitarbeiter unterbringen können. Erstaunlich komplex stellt sich das idle Game dar.
Aufgebaut ist das Spiel natürlich ganz klassisch mit Menüs und Listen. Gespielt wird per Tap pro Entscheidung. Es ist also kein Clicker mit ewigem Displaygemeisel. Grafisch ist der Burger Capitalist minimalistisch wie es nur geht. Es gibt lediglich einige Piktogramme und die beiden Bilanzfarben grün/rot fürs Zahlenwerk. Man sieht es auch schon am App Icon, was beinahe schon kultig gemacht ist. Musik und Sounds gibt es nicht. Doch eine eingebaute Hilfe ist vorhanden, ebenso wie die Möglichkeit den Spielstand zu speichern und wiederherzustellen. Und dann gibt es eben viele Bereiche mit Menüs, Menüs, Menüs. Oben tickt noch die Uhr und unten wird der aktuelle Kontostand angezeigt.
Produkte reichen von Pommes bis zum Komplett-Menü. Jedes dieser Produkte erfordert zugleich immer bessere Mitarbeiter. Aushilfen stellen nur Pommes her. Erst der ominöse Server 2000 produziert das beste Produkt. Ich glaube der Server wird irgendwann den Menschen ersetzen. Oder der Burger den Menschen?! Alle Produkte und Mitarbeiter können stufenweise verbessert werden per Weiterbildung und Upgrades. Bei den Produkten gibt es noch die Besonderheit, dass sie in der Qualität verbessert werden können. Hierdurch sind wiederum höhere Preise möglich. Die App kennt sogar die Preiselastizität. Wer also weniger Angebot hat als die Nachfrage hergibt, kann den Preis hochschrauben. Das ist schon realistisch. Den Realitätsgrad sollte man generell jedoch nicht ganz so hinterfragen bei Idle Games. Deren Prinzip ist es eben, dass die Preise für alle Upgrades relativ zügig anziehen. Auch in einer echten Firma steigen die Preise für Mitarbeiter an. So benötigt man bei 10 Mitarbeitern mehr Arbeitsplätze als für 2 und hat auch andere variable Kosten. Doch in den Apps steigt es sehr zügig. Während die ersten Mitarbeiter noch um die 1000e Euro kosten, ist schon die Stufe Zeitarbeiter nur etwas für Millionäre unter den Arbeitgebern. So ist das gewollt und so ist das richtig.
Generell hat es der Burger Capitalist sehr gut getroffen mit der typischen Dynamik im Genre. Die Prozesse sind durchdacht und gut programmiert. Das Balancing passt. Und so kommt man relativ schnell an die Stelle, wo man sich eben fragt, ob es Sinn macht mehr Aushilfen einzustellen, Zeitarbeiter, die Produkte zu verbessern oder etwa generelle Upgrades zu kaufen. Auch Marketing ist möglich, wobei hier natürlich der Gag schlechthin ist, dass eine Abteilung für Google Plus teurer ist als das Engagement auf Twitter. Lol.
Komplexer ginge es natürlich trotzdem. Hier ist erfreulich zu sehen, dass im Store lange Updatelisten zu finden sind. Besonders ein Feature sollte der Spieler im Auge behalten, den Restart. Denn die Boni bleiben beim Neustart erhalten. Dies ist auch bei anderen Spielen der Art der Schlüssel zu den letzten Ausbaustufen. Die auf den ersten Blick geringen Prozentwerte, bringen beim nächsten Start den entscheidenden Schub. Unterschiede gibt es hierbei allerdings in den Versionen.
Falls ihr euch fragt, was der Unterschied zwischen der kostenfreien Version zur Bezahlapp ist: Export/Import ist bei der gratis Version nicht vorhanden, zudem ist der Bonus beim Restart auf 100 Prozent gedeckelt.
Fazit zur Burger Capitalist App
Downloadtipp im Genre! Burger Capitalist ist ein durchdachtes idle Game, was vor allem durch seine spielerische Komplexität besticht. Hier hat sich jemand rangesetzt und es nicht dabei belassen einfach nur Zebras zu züchten. Ehrlich gesagt habe ich als BWLer noch nicht alle Einflussfaktoren nach den drei-vier Tagen im Spiel durchschaut. Bitte verurteilt mich nach den Screenshots. Natürlich habe ich zu viel Fläche und zu wenig Angebot, um die Nachfrage zu befriedigen. Dafür habe ich aber die Preisfunktion verstanden. Wünschen würde ich mir noch eine Google Play Integration, also Highscores und Achievements. Das würde meine Motivation erhöhen noch schneller zu entscheiden und nicht so viel Geld auf dem Konto liegen zu lassen, kurz also besser zu werden.