Adventures of Mana ist die neueste App von Square Enix und ein Remake des hierzulande als Mystic Quest veröffentlichten Game Boy Klassikers. Mystic Quest war eines der ersten Rollenspiele, welche ich auf dem Game Boy spielte. Ich hätte nie zu träumen gewagt, dass ich dieses Spiel nochmals in Händen halten würde, da die Grafik letztlich dann doch nicht mehr mit der aktuellen mithalten konnte. In Adventures of Mana gibt es für Kenner dieses Klassikers jede Menge Déjà-Vu-Momente, denn an der Story, Musik oder dem Spielprinzip wurde kaum etwas verändert. Ich berichte euch nachfolgend von meinen ersten Eindrücken beim Spielen des neu aufgelegten Klassikers.
Ich habe jetzt nicht die beiden Spiele parallel spielen können, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Adventures of Mana annähernd, wenn nicht gar komplett, den gleichen Kartenaufbau wie Mystic Quest seinerzeit aufweist. Das lässt das Spiel trotz der 3-D-Grafik für den ein oder anderen Nicht-Kenner möglicherweise merkwürdig bis altbacken wirken, da die ständigen Bildschirmwechsel prinzipiell nicht notwendig sind und vermutlich auf der damals begrenzten Technik beruhten (da ich nicht vom Fach bin, will ich das jedoch nicht beschreien). Umso nostalgischer macht es das Spiel und umso mehr glaube ich, dass auch Square Enix dem Klassiker einen gebührenden Tribut zollen wollte, anstatt es komplett zu verändern. Selbst wenn das aus heutiger (technischer) Sicht vielleicht mehr Sinn machen würde.
Vom Gladiator zum Helden
In Adventures of Mana seid ihr zunächst ein Gladiator, der zur Belustigung des dunklen Lords jeden Tag Kämpfe gegen exotische Monster austragen muss, um sein tägliches Brot zu sichern. Auf Grund dieser Strapazen halten dieses Leben jedoch nicht viele Gladiatoren dauerhaft aus. So auch Will, der beste Freund des Protagonisten. (Geht es nur mir so oder sieht der Will dem Will auf „Illusion of Time“ extrem ähnlich?) In seinen letzten Worten teilt Will eurem Helden mit, dass der Mana-Baum in Gefahr ist und dass ihr euch auf die Suche nach Bogard, einem der letzten noch lebenden Gemma-Ritter, machen sollt.
Ein anderer Gladiator weiß glücklicherweise auch einen Ausweg aus dem Gefängnis: Der Eingang für die Monster ist kurzzeitig auch ein möglicher Fluchtweg. Nach dem nächsten Kampf flieht ihr also sofort und belauscht dabei ein Gespräch zwischen dem dunklen Lord und seinem treuen Diener Julius. Nachdem Julius verschwindet, bemerkt der Lord euch und jagt euch zu einem Abgrund, welchen ihr hinunter stürzt.
Als ihr wieder zu euch kommt, befindet ihr euch mitten im Nirgendwo und müsst zunächst herausfinden, wie ihr diesen Bogard findet. Auf dem Weg rettet ihr ein Mädchen vor Monstern. Ihr Begleiter Hasim hat es leider nicht geschafft und er überträgt euch die Aufgabe, das Mädchen sicher zu Bogard zu bringen. Da es für euch also ohnehin auf dem Weg liegt, nehmt ihr diese Aufgabe an.
In Adventures of Mana sind die Gespräche gefühlt ausführlicher als es bei Mystic Quest der Fall war. Auf der anderen Seite ertappe ich mich dabei Wege mehrmals zu gehen, weil ich etwas übersehen oder vergessen habe, denn konkrete Anweisungen, was als Nächstes zu tun ist, sind bei diesem Spiel nach wie vor nicht der Fall. Habe ich die verschlossene Tür hinter Bogard gesehen? Ja, aber nachdem er endlich mit mir gesprochen hatte (ihr müsst ihn in Begleitung des Mädchens mehrmals ansprechen), bin ich nach dem Gespräch direkt euphorisiert zur genannten Höhle losgestürzt, ohne darauf zu achten. In der Höhle kam ich dann natürlich nicht weiter, weil ich die erwähnte Spitzhacke („Maddock“) bisher nicht erhalten hatte. Diese lag in einer Truhe in dem Raum, der bei Bogard zunächst verschlossen war. Da dies im Gespräch aber nicht explizit erwähnt wurde (ungefähr so: „In dem Raum nebenan findest du eine Spitzhacke“), bin ich direkt los gezogen. Das Gespräch war eher in Richtung: „Die Spitzhacke wird dir helfen. Wenn sie nach ’ner Weile kaputt geht, kannst du im Laden eine neue kaufen.“ Und du denkst so: „Juhu, auf geht’s; ich hab sie bestimmt schon im Gepäck!“
Adventures of Mana Tipps
Das positive an Umwegen ist, dass kein Weg in Adventures of Mana umsonst ist (sofern ihr dabei Monster aus dem Weg räumt), denn das Leveln ist am Anfang noch sehr leicht. Bei jedem Level-Up wird das Spiel pausiert und ihr könnt in Ruhe überlegen, wie ihr euren Helden verbessern wollt. Es gibt vier mögliche Arten euren Helden weiterzuentwickeln:
- Warrior (Krieger)
- Monk (Mönch)
- Mage (Magier)
- Sage (Weiser)
Jede dieser vier Arten bringt unterschiedliche neue Eigenschaften und Wertverbesserungen mit sich, die euch vor der Auswahl angezeigt werden. Als Krieger wird beispielsweise die Angriffsstärke erhöht, aber nicht die Verteidigung. Diese erhöht ihr, indem ihr in Richtung Mönch skillt. Es ist also nicht notwendig, die ganze Zeit den gleichen Pfad zu bestreiten – im Gegenteil. Es ist sinnvoller die verschiedenen Wege zu kombinieren, um einen ganzheitlichen Helden zu kreieren. Am Anfang von Adventures of Mana ist es ebenfalls nicht von Vorteil, Levelupgrades in das Magiertalent zu investieren, da ihr noch keine Zaubersprüche kennt. Den ersten Zauberspruch „Cure“ erhaltet ihr erst in Kett Manor von eurer Heldin.
Tipp: Kauft euch auch unbedingt die Axt, die euch im Laden auf dem Weg nach Wendell / Kett Manor angeboten wird. Diese hilft euch Dornen niederzumähen. Später erhaltet ihr weitere Waffen mit besonderen Eigenschaften, wie die Sichel. Diese benötigt ihr, um Büsche bzw. große Blätter aus dem Weg zu räumen. Später erhaltet ihr beispielsweise auch einen Morgenstern, welcher die zerbrechliche Spitzhacke ersetzen wird.
Adventures of Mana vs. Mystic Quest
An Adventures of Mana gibt es so gut wie nichts auszusetzen (das wäre Meckern auf sehr hohem Niveau). Es ist vom Feeling her sehr wie Mystic Quest, nur dass die Helden jetzt in Farbe sind und einen Gesichtsausdruck haben. Die übernommenen Melodien wurden zeitgemäß aufgepeppt und von MIDI in vollwertige Musik verwandelt. Der Held ähnelt sehr stark dem Helden aus Secret of Mana, was mich persönlich eher freut als stört, da ich Secret of Mana ebenfalls abgöttisch liebte. Auch die Geräusche im neu hinzugefügten, übersichtlichen Ringmenü wurden von Secret of Mana übernommen.
Ihr könnt Adventures of Mana übrigens zeitgleich auf mehreren Geräten spielen. Auf dem Titelbildschirm gibt es eine Cloud-Option, die es ermöglicht Spielstände in die Cloud zu laden (muss manuell vom ersten Gerät aus passieren) und von einem anderen Gerät wieder abzurufen, um das Spiel an der gleichen Stelle fortzusetzen. Allerdings ist es unter Android zuerst notwendig, dass ihr euch mit eurer Google-Identität anmeldet (das grüne Controller-Symbol). Die praktische Quicksave-Funktion speichert im Hintergrund euren Spielfortschritt automatisch regelmäßig (besonders in kritischen Momenten), so dass ihr keine Angst haben müsst, wenn ihr mal nicht gespeichert habt und die App abstürzt oder euer Held kampfunfähig wird.
Die App Adventures of Mana stürzt manchmal ab. Insbesondere, wenn ihr zwischendurch das Programm wechseln müsst (oder eventuell einen Anruf erhaltet und dadurch aus dem Spiel fallt), findet das Spiel häufiger nicht wieder zurück und ihr wartet ewig (weil da steht „Bitte warten“). In den meisten Fällen könnt ihr es vergessen zu warten, wenn es länger als einige Sekunden dauert. Dann bleibt der Spielbildschirm eingefroren und ihr müsst die App neu starten.
Was ich ebenfalls im Spiel vermisse, ist eine „Spielstand laden“ Funktion. Das Speichern funktioniert über das Ringmenü ohne Probleme, aber einen vorherigen Spielstand laden geht nur, indem ihr die App neu startet. Das ist etwas lästig, wenn ihr die Wände mit eurer Spitzhacke abklopfen müsst, vorher aber natürlich gespeichert habt, um danach den Spielstand zu laden und letztlich nur eine Aufladung der Spitzhacke zu verbrauchen. In der Game Boy Version war es eindeutig hörbar, wenn eine Wand einreißbar war (da gab es einen sehr hohen Ton beim gegen die Wand schlagen). Das ist in der App leider nicht so, auch wenn es von den NPC’s immer behauptet wird. Manchmal erkennt man Risse in der Wand oder Felsen sind verdächtig davor angeordnet, so dass man den Versuch wagt. Aber hörbar durchs Wände abklopfen ist es für mich nicht.
Die Steuerung in Adventures of Mana
Vermutlich ein weiterer Streitpunkt bezüglich Adventures of Mana ist die ungewohnte Steuerung. Es ist eine App und kein Handheld-Game, was ich persönlich zwar schade finde, auf der anderen Seite aber auch dankbar dafür bin. Denn ich gehöre nicht zu den Besitzern einer PS Vita, wofür das Spiel in Japan offensichtlich erschienen ist (habe ich in einer Diskussion bei Facebook so herausgehört). Wäre keine App erschienen, wäre Adventures of Mana somit für mich gar nicht spielbar gewesen. Dass die Steuerung ungewohnt ist, heißt nicht, dass man sich nicht daran gewöhnen kann. Es dauert nur ein wenig. Ihr könnt euren Daumen auf dem Bildschirm so platzieren wie ihr es möchtet, um den Helden zu steuern. Zum Kämpfen oder Sprechen gibt es einen automatisch wechselnden Button auf der rechten Seite und einen weiteren Button darüber könnt ihr selbst belegen (mit Gegenständen oder Zaubersprüchen). Wenn man nicht mehr versucht, den Helden über den ganzen Bildschirm zu ziehen wie bei einem Maus-Klick-Spiel (ich bekenne mich schuldig), ist es auch gar nicht mehr so kompliziert. Mich hat der fehlende Steuerungs-Joystick zunächst irritiert, aber wenn man ihn sich an der Stelle vorstellt, an der man seinen Daumen hat, läuft es dann. 😉
Fazit zu Adventures of Mana
Ich bin restlos begeistert von Adventures of Mana. Die 1:1 Umsetzung erfolgte in eine zeitgemäße Grafik, die Musik wurde aufgepeppt und so vom Klassiker übernommen, ebenso wie Maps und Story bzw. Dialoge (nur etwas ausgebaut). Solange man den Bildschirm nicht wechseln (oder Screenshots machen) muss, läuft die App zudem stabil und einen übermäßigen Akkuverbrauch konnte ich ebenfalls nicht feststellen (das Gerät wird zwar leicht warm beim Spielen und verbraucht logischerweise mehr Energie als im Ruhezustand, aber für mich war das gefühlt alles okay). Von mir persönlich also eine absolute Kaufempfehlung, auch wenn die App auf den ersten Blick betrachtet vielleicht nicht gerade günstig erscheint mit 13,99 €. Es wurde sehr viel Arbeit und Liebe in das Spiel gesteckt und es gibt keine versteckten Kosten, also keine In-App-Käufe in Adventures of Mana. Zusätzlich werdet ihr sehr viele Stunden Spaß an diesem Spiel haben. Das Englisch-Niveau ist mittel, also nicht übermäßig schwer, die Grundlagen solltet ihr allerdings auf jeden Fall sicher beherrschen. Und wenn nicht: Ein Grund mehr, Adventures of Mana zu spielen und so nebenbei Englisch-Kenntnisse aufzufrischen oder zu verbessern. 😉 Viel Spaß dabei!