Na, was ist denn euer Lieblingsbrettspiel? Seid ihr eher der klassische Mensch-Ärger-Dich-Nicht oder doch eher schon ein Siedler von Catan? Nein? Eher so der Monopoly-Typ? Wir haben mal etwas ganz anderes als das typische Männchenrücken und Würfeln für euch getestet! Nein, kein Jumanji, das deckt die Hausratsversicherung nämlich nicht, dafür aber Tsuro, the Game of the Path vom kanadischen Entwicklerteam Thunderbox Entertainment. Praktischerweise müsst ihr dafür auch kein Spielbrett mit euch herumtragen, denn Tsuro kann man auch unterwegs und überhaupt überall spielen, denn dieses Brettspiel gibt es für stolze 5,70€ auf Android und für 4,99€ auf iOS. Lasst euch von dem Preis nicht abschrecken, denn Tsuro ist es durchaus wert.
Tsuro hat Stil
Halb drappiert, halb verloren ruht die Schachtel von Tsuro im Sand, bereit, von euch geöffnet zu werden, um dann elegant ein Spielbrett zu entfalten. Die Karten legen sich wie von Zauberhand neben ihm in den Sand, acht verschiedenfarbige Spielsteine ordnen sich tanzend zu einem Kreis. Das Spielbrett selbst erinnert an eine Tischplatte in einem guten chinesischen Restaurant: kunstvoll ist ein Pfau als Intarsienbild in Holzoptik verewigt, umrahmt von chinesischen japanischen… von asiatischen Schriftzeichen.
Wie funktioniert dieses Spiel?
Eine Spieleanleitung gibt es in Form eines Tutorials, in welchem die Grundzüge kurz erklärt werden. Die sehen wie folgt aus: Nachdem man sich für einen der hübschen bunten Steinchen entschieden hat und diesen an den Rand des Spielfelds platziert hat, erhält man drei Karten vom Kartenstapel. Auf der Rückseite der Karte ist ein hübsches Muster, auf der Vorderseite…auch? Naja, ein bisschen wie abstrakte Kunst wirken die Wegkarten schon, mit ihren hellen Linien auf tonfarbenen Grund. Die Linien und Kringel haben aber eine Bewandtnis, denn sie stellen den Weg dar, den unser Stein beschreiten darf. Ziel ist es klassischerweise, so lange wie möglich auf dem Spielfeld zu bleiben, auch wenn es noch zwei andere Modi gibt. Bei Variante 2 gewinnt der, der den längsten Weg zurücklegt. Bei Modus 3 gewinnt der, mit den meisten Schleifen. Zurück zu den Wegen: Der Stein folgt der Linie seiner Karte, kann aber auch mit anderen Karten von Gegnern verbunden werden. Doch Vorsicht! Knallt der eigene Stein mit einem gegnerischen Stein zusammen, sind beide futsch. Ebenso darf man nicht aus dem Spielfeld hinaus, endet eine Linie am Rand des Spielfelds, wird der Stein auch zerstört. Deswegen müssen die Karten vorausschauend gelegt werden. Denn gerade, wenn man auf den gegnerischen Karten entlanggleitet, kann es passieren, dass der Pfad am Rand endet und damit für euch auch das Spiel. Damit es auf Dauer nicht eintönig wird, kann man Erfolge sammeln, indem man zum Beispiel alle drei Spielvarianten ausprobiert oder gegen sieben dümmliche Spieler spielt.
Tsuro hat einen fiesen Sinn für Humor
Zumindest manche Gegner. Diese sind von Haus aus KIs, das heißt, computergesteuerte Gegner. Echte Menschen trefft ihr nur, wenn ihr den Luxus besitzt, Tsuro-besitzende Facebookfreunde zu haben, wünschenswert wäre noch die Möglichkeit, mit fremden Spielern ohne Facebook spielen zu können. Die KIs kann man in drei Schwierigkeiten aussuchen (dümmlich, clever und knifflig), durch das Platzieren weiterer Spielsteine auf die entsprechenden Auswahlfelder. Man kann alle verbleibenden Steine mitspielen lassen, was zu ordentlich Action auf dem Spielfeld führt. Die Computermitspieler äußern bei ihren Zügen gern ihre Befindlichkeiten. „John ist hungrig.“ „Ed lacht dich aus.“ „Max plant deinen Untergang.“ „Holly schreibt ein Haiku.“ Einige dieser Kommentare sind ziemlich witzig, ebenso die Texte, wenn man aufgibt. „Der Roboteraufstand hat begonnen.“ „Mehr Glück beim nächsten Mal, mickriger Mensch!“ Dadurch erhält dieses ansonsten eher ernste, elegante Spiel etwas frischen Wind und bringt einen manches Mal zum Grinsen. Natürlich kann man selbst auch beweisen, wie fies man ist, indem man absichtlich Wege so aufbaut, dass der Gegner zerstört wird. Andersrum klappt es allerdings genauso, darum aufgepasst was der Feind so treibt!
Fazit:
Tsuro macht auch Spaß, wenn man nicht so der Brettspieler ist und lässt sich durch die vielen Erfolge auch lange spielen. Auf der einen Seite sprüht das Spiel nur so vor asiatischem Charme und Eleganz, auf der anderen Seite erheitern uns freche Sprüche seitens der KIs. Was mir persönlich etwas fehlt, sind andere echte Spieler, denn ohne Facebook muss man mit den an Kätzchen denkenden, Haiku dichtenden und immerhungrigen KIs vorliebnehmen. Das Prinzip des Spiels ist leicht verständlich, dennoch sollte man auf der Hut sein, nicht vom richtigen Weg abzukommen.