„Welcome to the Kingdom“ steht auf der Glastür. Vom Splashscreen der Apps erkennt der Spieler sofort die geschwungen verspielte Schrift im typischen Orange wieder und weiß, wo er ist. Im Süßigkeitenland. Nein, beim Spieleentwickler überhaupt. Während unten die Lobby sehr dezent gehalten ist, begrüßt uns bereits die erste Zwischentür ins Studio von King.com recht keck. Denn schließlich sind wir erst ins eigentliche United Kingdom eingereist, da das App-Interesse uns nach London führte. Genauer nach Soho, wo der für Candy Crush, Farm Heroes, Bubble Witch und vor allem das mit den Titeln verbundene Wörtchen „Saga“ bekannte Dev eines seiner Büros hat. Oder sollte man eher von Entwickleroasen sprechen? Nein, ein Märchenwald wie im Stockholmer Büro erwartet hier uns nicht. Mindestens genauso spannend wird es, da wir zugleich zur Präsentation des weltweiten Releases der Farm Heroes Super Saga hier sind, bei welcher wir auch einen Einblick in den Leveldesigner erhalten werden. Aber lasst uns mal wieder zum Eingang zurückgehen und einen kleinen Rundgang machen. Denn vor allem viele Bilder aus dem Studio von King in London haben wir auf der Speicherkarte.
Willkommen bei King London
Draußen vorm Studio, die Straßen von Soho. Das ist nicht, wie es sich anhört, der Titel einer Serie mit einem Inspektor mit Lolly im Mund und nicht zu verwechseln mit dem New Yorker SoHo. Der Stadtteil zwischen Piccadilly Circus, Oxford und Regent Street sowie Westminster liegt im Herzen der Großstadt an der Themse.
Bekannt für seine bunte kulturelle und weltanschauliche Mischung sind die Straßen von Soho oder um noch drei Bildungsgroschen einzuwerfen, hier auf dem Jahrmarkt in Soho wurden die Grenzen der Bürgerlichkeit bereits vor knapp 100 Jahren von B. Brecht theatral ausgetestet. Am anderen kulturellen Spektrum wurde die Straße sogar in Songs von David Bowie und Underworld besungen. Zentrum der britischen Filmindustrie. Ach, hier pulsiert einfach der Zeitgeist, wir haben definitiv einen Match. This is the place to be.
„Natürlich“ regnet es am Morgen des Besuchs, aber es gibt keinen Nebel, sodass der Weg per Taxi keinen touristischen Abstecher durch China-Town erlaubt, welches weiter unten am Fluss die Straße mit einschließt. Hier weiter oben sind hingegen die üblichen Burgerbrater, Kaffeeröster und Pubs anzutreffen. Das Gebäude macht von außen einen unscheinbaren Eindruck. Ein Neubau aus den letzten Jahren, im Stil wie eine Unibibliothek mit vielen Fenstern und Sichtbeton. Überm Eingang mit dem King-Logo grüßt die Jelly Queen, bereit mit dem Zauberstab den bösen Gelee zu verteilen.
Die Lobby wurde gestaltet von Tom Hingston, welcher u.a. für die Rolling Stones, Robbie Williams und Massive Attack tätig war. Sie wirkt aufgeräumt und großflächig und noch gar nicht so wie der Empfang ins bunte-zuckersüße Entwicklerstudio. Klar, King hat mit seinen etwa 1400 Mitarbeitern und der Firmengröße auch einen geschäftsmäßigen Eingangsbereich, welcher Dynamik und Seriosität ausdrückt. Studios hat der Entwickler in unzähligen Locations weltweit, u.a. auch in Berlin, San Francisco oder etwa Tokio. Da verteilt sich die Mitarbeiterzahl wieder und das werden wir nachher auch noch erfahren, dass die Kultur eher teamorientiert ist.
Das Studio London von King besteht an dieser Location schon seit ein paar Jahren, genauer seit 2012. Klar, hier ist man von Anfang an für die Farm Heroes zuständig, welche ja auch Grund für unseren Besuch sind. Doch auch vor dem sensationellen Aufstieg der Cross-Plattform-Titel mit der Saga im Titel war man hier in der Stadt schon seit 2003 permanent vor Ort, als noch der Midasplayer ein Thema war. Das Bürogebäude umfasst nach der Lobby gleich vier Stockwerke. Sie sind verbunden durch eine begrünte 12,5 Meter hohe Spiraltreppe im verglasten Atrium.
Das Gebäude erhält durch die Treppe seine Offenheit, da es in der Mitte der Konstruktion keine feste Säule gibt. Zudem sind runde Ruhezonen in den Etagen vorhanden. Typisch für Paul Cocksedge, welcher für das Gebäude und speziell auch die Treppe federführend war, ist die Kunstinstallation auf Ebene 3. Bereits im Einzelwerk Bourrasque hatte er sein Interesse für die Morphologie von Papier zum Ausdruck gebracht.
Bevor wir die Studiotour fortsetzen, ist natürlich das eigentliche Highlight die Präsentation der Farm Heroes Super Saga für den weltweiten Launch.
Country Show mitten in London
Picknick-Tische zwischen Strohballen, ein buntes Buffet mit viel Obst und Gemüse. Zwischendrin steht ein Gehege… sind das etwa Ziegen und Häschen? Ja, wir befinden uns noch immer mitten in London bei King und die App-interessierten Besucher streicheln Tiere, verfüttern Möhren und essen selbst lustige zuckerüberzogene Erdbeeren mit Gesichtern. Sweet.
Das Setting ist eine leckere Einstimmung auf die gleich folgende Präsentation. Dann werden Executive Producer James Nicholas, Game Designerin Xandra van Wijk und u.a. Producer Ceri Llewellyn über den weltweiten Launch des neuen Match-3-Spiels berichten. Worum es bei dem Spiel geht, dass haben wir euch bereits im Frühjahr und hier beim Launch erzählt. Wir empfehlen den Download allen Fans der Serie absolut. Deutsche Spieler durften den Titel schon vorm weltweiten Release aus den Stores laden und den Waschbären Rancid besiegen.
Thema des Spiels ist eine Country-Show, bei welcher ein Teilnehmer unerlaubte Mittel einsetzt und entsprechend zu unserem Gegner wird. Levelweise werden Früchte in mindestens 3er-Reihen gebracht, idealerweise zu 4er-Rastern verschoben. Dann entsteht nämlich eine Superfrucht mit mehrfachem Punktewert. Das hört sich so komprimiert sicherlich einfach an. Doch wer eines der App-Spiele kennt und das ist fast jeder, der weiß um die Faszination und die Schwierigkeit die Level zu lösen. Die Zahlen überlassen wir mal anderen, wir wollen uns nochmal anschauen, wie eigentlich so ein Level entsteht.
Das Spiel selbst ist jetzt durch den zweiten Teil der Super Saga zu einem sogenannten Franchise geworden. Der erste Teil stammt aus dem Jahr 2013/14, damals hatten 13 Personen über 6 Monate daran gearbeitet. Beide sollen aktiv weiter mit Updates versorgt werden. „Super“ verspricht mehr Story, eine verbesserte Grafik und Spielelemente. Besonders faszinierend ist, wie die drei im Team beschäftigen Leveldesigner arbeiten. Als normaler Spieler wird man selten darüber nachdenken, wie so ein Rätsel gestellt wird. Aber eigentlich ist die Aufgabe vergleichbar mit der Konzeption eines Kreuzworträtsels oder Sudokus. Während diese durch eine KI und Generatoren erzeugt werden können, ist das bei den bunten Rasterfeldern nicht möglich. Das Testen sei aufwändiger als die Kreation, sagte uns Ceri Llewellyn. Gerade auch übers Spiel hinweg soll der Schwierigkeitsgrad sowohl für neue Spieler als auch die Kenner des ersten Teils herausfordernd sein. Mit ihren Tools haben sie z.B. festgestellt, dass eines der Level zu schwer war. Ein regelrechtes Raunen ging durchs Entwicklerteam bei der Nennung der Zahl „Level 99“. Im Hintergrund steht bei den Match-3´s auch das sogenannte „flow concept“ (wie wir es auch schon bei Wooga kennenlernten). Spieler müssen die Ziele verstehen, einen Lösungsweg finden können. Eines der Erfolgsgeheimnisse der King-Titel ist gerade, dass man sie mal kurz zwischendurch als auch für mehrere Stunden spielen kann ohne diesen Grund aufzuhören zu haben.
Studiotour King London
Das Gebäude bietet viel Platz für individuelle Gestaltung. Neben dem großen Office-Bereich, gibt es vor allem Rückzugszonen, eine große Küche mit Dachterrasse. Außerdem natürlich den obligatorischen Billard-Tisch, offenbar, nach der Kreideabnutzung zu urteilen, viel bespielt sowie einen Musikraum, ggf. nicht so oft benutzt. Die „Band“ scheint nicht so organisiert zu sein, dass sie einen Namen hat, wie uns James Nicholas verriet. Hier wird offenbar kreativ musiziert, was man bei dem Umfeld leicht nachvollziehen kann. Trotz der Größe des Unternehmens wird durch Crossover Teams die kommunikative Nähe zwischen den an der Spielentwicklung Beteiligten gewahrt. Das sorgt für kurze Wege, gerade wenn der Leveldesigner mal schnell den Programmierer fragen muss, was eine Fehlermeldung im Designer bedeutet.
Eine Besonderheit stellt der nachfolgende Raum dar, welcher wie eine King-Galerie eine Reihe von Merch&Swag zu den Spielen des Entwicklers enthält: von der Schlafmaske bis zum Smartphone-Case.
Das Studio macht insgesamt einen sehr freundlichen, aber auch energetisierten Eindruck. Man spürt im großen Bürobereich regelrecht, wie komplex der Prozess ist und welche Planung er erfordert. Auch wenn auf der Spielkategorie „Casual“ steht, ist die Anforderung ans Team offenbar hoch. Zumal am Ende des Tages nicht nur zufriedene Spieler stehen, sondern eben die Monetisierung der Inhalte funktionieren muss.
Wir bedanken uns herzlich bei King für die Einladung zur Studiotour und Präsentation der Farm Heroes Super Saga! Gerade der Einblick ins Leveldesign war super spannend oder um es mit den Worten der App zu sagen: Farmtastic!