Ich weiß nicht, ob ihr’s schon wusstet… nein, nein, keine Angst, ich liefere euch jetzt keine virtuelle Rüdiger Hoffmann-Parodie, aber es gibt da so eine gewisse App, eventuell habt ihr davon gehört, da sammelt man kleine Monster und muss dabei herumlaufen, das nennt sich „Pokémon Go“. Ach soooo, ihr wart in letzter Zeit gar nicht auf einem vollkommen isolierten Selbstfindungstrip und habt euch auch nicht den Uru-Eu-Wau-Wau in Brasilien angeschlossen? Dann sind Sätze wie „Ey, wir müssen mal stehen bleiben, hier sitzt ein Bluzuk“ oder „Whaaat? Ein Seeper!!!“ schon eine gefühlte Ewigkeit Bestandteil eures Wortschatzes und wahrscheinlich kennt ihr jeden Pokéstop in eurer Umgebung. Vorher noch gar nicht gemerkt, dass da ‘ne Gedenktafel ist? Das geht vielen so und zwar schon seit einer Woche, da nämlich war Release für die durch die Decke gehende App „Pokémon Go“. Das war für uns ein guter Anlass, einen neuen Teil unserer beliebten Reihe „Zeigt her eure Apps!“ herauszubringen. Darin fragen wir Passanten, welche Apps für sie gerade besonders attraktiv oder nützlich oder einfach nur spaßig sind und was sie momentan am meisten nutzen. Dieses Mal braucht man keine hellseherischen Fähigkeiten, um die Antworten vorhersagen zu können, denn jeder, der momentan mit einem Smartphone vor der Nase herumläuft, ist ein potentieller und meistens eben auch tatsächlicher Pokémon-Jäger. Deswegen präsentieren wir euch heute eine in goldener Schnörkelschrift mit bedeutungsvoller Musik untermalte „Zeigt her eure Apps – Specialedition Pokémon Go!“, Teil 8 der Reihe.
Als erstes läuft uns Jennifer, 23 vor die Linse. Sie ist mit ihrem Freund, der seine Suche gerade für den Moment beendet hatte – auf die Jagd gegangen, allerdings streikt gerade ihr GPS – dass die App noch mit ein paar Fehlermeldungen zu kämpfen hat, wissen wir ja. Die beiden berichten, dass sie ein Lied von den Serverausfällen singen können. Das lässt uns die Zeit, einen Blick auf Jennifers schickes iPhone SE zu werfen. Mit 4“-Displaygröße geht man, was dieses Gebiet angeht, einen Schritt zurück, 6S und 6S Plus waren da mit 4,7“ und 5,5“ größer. Rein optisch kann man es tatsächlich für das iPhone 5S halten, technisch liegt es laut Tests auf dem Niveau des 6S. Ah, jetzt geht’s wieder, also weiter im Poké-Text. Jennifer spielt seit dem Tag des Releases und wurde durch Freunde aufmerksam. Sie ist in Level 13 und ihr Vorzeige-Monster ist ein Golbat mit 718 WP, ein Pokémon mit den Typen Gift und Flug, das seit der ersten Generation existiert. Jennifer dürfte es vertraut vorkommen, sie nämlich hat die erste und zweite Generation damals auf ihrem Nintendo gespielt und freut sich jetzt über das Wiedersehen auf ihrem Smartphone.
Auch durch Freunde, genauer gesagt ihre beste Freundin, ist unsere zweite Jägerin, die mit ihrem Bruder unterwegs war, auf das Spiel gekommen. Vanessa, 19, spielt sonst eigentlich nicht viel auf ihrem Smartphone, ist aber mithilfe ihres Samsung Galaxy S6 Edge in Level 13. Gestern ist sie stattliche vier Level an einem Tag aufgestiegen, erzählt sie uns. Auch sie ist Fan der ersten Stunde und hat bis zur sechsten Generation alles gespielt, erst auf ihrem Gameboy, dann auf dem Nintendo und jetzt eben auf dem Smartphone. Pokémon Go ist das erste Spiel, das Vanessa aktiv spielt, so aktiv, dass sie gerade auf der Suche nach einem aktiven Modul war, als wir sie getroffen haben. Für die Arena sind ihre Monster noch ein wenig zu schwach, aber bei dem Tempo, das sie vorlegt, wird sich das sicher schnell ändern. Wir wünschen viel Erfolg, das Lockmodul ist gefunden und ich glaube, hier drüben sitzt ein Wildes Taubsi.
Hier kommt ein iPhone 6S mit seinem Besitzer Simon, 20. Er ist mit seinem nigelnagelneuen Smartphone losgezogen. Dafür hat der Schüler extra gespart und nun zugeschlagen, da sein alter Vertrag sowieso auslief und er einen neuen abschließen wollte. Simon spielt erst seit 3 Tagen, ist aber bereits in Level 11. Das erklärt sich, als er uns erzählt, dass es für ihn das perfekte Spiel ist, denn er legt am Tag etwa 18 km zu Fuß zurück. Klar, dass einem da einige Pokémons über den langen Weg laufen. Als wir zusammentrafen, hatte er ungefähr eine Stunde Zeit, bis eine Freundin eintraf und die Spanne nutzte Simon, um in der Innenstadt zu spielen. Er wohnt nämlich eher in einer ländlichen Gegend und dort ist pokémonmäßig eher nicht viel los, viele seiner Freunde, die ebenfalls Pokémon Go spielen, könnten das bestätigen, sagt er. Vielleicht tut sich da in nächster Zeit noch was. In der Zwischenzeit jagt Simon sehr ambitioniert, er könnte sich aber vorstellen, dass er wieder aufhört, wenn es zu zeitintensiv wird, zum Beispiel, wenn die Schule wieder beginnt.
Unsere nächsten Gesprächspartner haben wir auch wieder im Doppelpack angetroffen, logisch, denn so macht das Spielen einfach mehr Spaß. Zuerst interviewten wir Marty, 15. Er hat sich das Spiel vor einer Woche im Ungarn-Urlaub heruntergeladen, hat dann sein Auslandsdatenvolumen aufgebraucht, dann Urlaub gemacht und erst wieder in Deutschland angekommen, richtig begonnen zu spielen. Jetzt ist er in Level 8. Marty hat sich einen coolen Spitznamen herausgesucht, angelehnt an die K-Pop Band KaiSoo. Geld hat er noch keines investiert und wird es wahrscheinlich auch nicht. Auch er verbindet die Pokémons mit seiner Kindheit und ist auch jetzt im Spiel ein Experte. Sein bestes Monster – ein Golbat mit 468 WP. Er ist ein echter Fan und möchte vor allem die legendärsten Pokémons fangen, an die 100 hat er schon. Sein Team ist Team Intuition (Gelb), an Kämpfen hat er schon einmal teilgenommen. Sollte es ihm nicht vorher langweilig werden, möchte Marty eigentlich spielen, bis er alle Pocket-Monster hat. Die Geschichten, in denen User eine Treppe runter segeln oder Justin-Bieber-like gegen eine Glastür rennen (obwohl der das auch ohne Kultspiel geschafft hat), kennen wir alle. Marty ist, wie allen unseren Begegnungen heute, zum Glück noch nichts passiert.
Nick, 15, ist in Level 7 und besitzt ebenfalls ein iPhone 5S, das ein Jahr älter ist als das seines Kumpels Nick, aber immer noch top aussieht und glatt mit einem neuen verwechselt werden könnte, sehr löblich. Er war gerade auf dem Weg zur Arena, davon ließ er sich trotz Regen nicht abhalten. Da beide sowieso in der Innenstadt waren, haben sie die Gelegenheit genutzt und sind nochmal losgezogen. Einmal hat Nick schon an einem Arenakampf teilgenommen, aber verloren, das heißt, stärkere Monster müssen her. Auch er hat noch kein Geld für das Spiel ausgegeben, würde es aber eventuell später mal in Betracht ziehen. Um Pokémon Go ranken sich ja viele Geschichten und Mythen, die Medien überschlagen sich mit Berichten. Auch Nick hatte an diesem Tag von einer Meldung gehört – demnach soll die kostenlose Testphase der App bald vorbei sein, danach 12,99 monatlich kosten. Davon wollen die Hersteller die Entwicklungskosten wieder reinholen, die Wartung der Server zahlen sowie 1000 Distributors auf Motorrädern, die dafür verantwortlich sind, Pokémons an passenden Stellen zu verstecken. Hä? Ganz klar eine Fake-Meldung des „Postillon“, der ja bekannt für „kreative Berichterstattung ist“. Keine Angst also, Nick kann, wie wir alle, in Ruhe weiterspielen und selbst entscheiden, wieviel Geld investiert werden soll.
Wir bedanken uns bei allen Pokémon-Jägern für die freundlichen Gespräche und wünschen euch auch weiterhin stolperfreien Spaß beim Monster-Sammeln!