Seid ihr eigentlich WG-erprobt? Klar, das Zusammenleben verschiedener Menschen bringt oft ziemlich viel Spaß, neue Impressionen, neue Ansichten, neue Ideen. Allerdings hört man auch nicht gerade selten von nicht eingehaltenen Abwaschplänen, weggefutterten Joghurts und besetzten Bädern. Das kann man verschmerzen, wenn sonst alles stimmt. „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ sagte einst schon Schiller, oder zumindest bis zum Auslaufen des Mietvertrages. Deswegen werden WG-Zimmer-Suchende mitunter skurrilen Tests und derartig strengen Bewerbungsgesprächen unterzogen, dass es ein Kinderspiel wird, den nächsten Job zu bekommen. Das alles klingt nach ziemlich viel Arbeit, deswegen stellen wir euch heute, nur einige wenige Tage vor dem Release auf dem deutschen Markt, eine potentielle neue Mitbewohnerin vor, nämlich Alexa in Form des am 26. Oktober 2016 erscheinenden Amazon Echos. Die zahlt zwar keine Miete, aber kann, so die Prognosen, allerhand zu deiner Unterhaltung und Information beitragen und braucht nicht einmal ein eigenes Zimmer, wenn du es nicht willst.
Was ist der Amazon Echo?
Bei Amazon Echo handelt es sich um einen sprachgesteuerten Lautsprecher. Dieser verbindet sich dann mit dem Alexa Voice Service und kann auf Befehl oder Frage hin verschiedenste Informationen liefern, wie zum Beispiel Nachrichten, Sportergebnisse, Wetter- und Verkehrsvorhersagen oder ganz einfach deine Lieblingsmusik. Damit bietet Amazon mit der Sprachsteuerung eine direkte Konkurrenz zu Siri oder Cortana. In Amerika ist das Produkt schon seit zwei Jahren auf dem Markt, jetzt, so Amazonmanager David Limp, kommt es erstmalig auch außerhalb des englischsprachigen Raumes unter die Leute.
Bisher kam Alexa nur im schwarzen Outfit daher, jetzt gibt es Amazon Echo erstmals auch in weiß, um der häufigen Nutzung in der Küche und den damit verbundenen Kundenwünschen gerecht zu werden. Für 179,99 € könnt ihr den Sprachassistenten kaufen, allerdings ist er momentan nicht frei, sondern nur auf Einladung verfügbar. Diese muss man über amazon.de anfordern. Sehr exklusiv, meine Damen und Herren, ich fühle mich gleich, als müsste ich ein elegantes Outfit oder so anlegen. Ziel erfüllt, würde ich mal sagen. Der dezente Hinweis, dass man nach Anforderung der Einladung per Mail erfährt, ob man überhaupt ausgewählt wurde, vermindert dieses Gefühl nicht gerade. Logisch.
Was steckt drin?
Echo hat in seinem Inneren sieben Mikrofone verbaut inklusive Richtstrahltechnologie, das heißt, Alexa versteht euch auch, wenn ihr auf der anderen Seite des Raumes steht und auch, wenn Musik läuft oder andere Personen sprechen. Außerdem soll der Raum mit einem 360° umfassenden Klang erfüllt werden. Der Lautsprecher ist zylinderförmig und das Gitter aus Aluminium, sieht also auf den ersten Blick erst einmal zwar schick, aber nicht außergewöhnlich aus. Das macht Sinn, denn das Ziel ist natürlich eine relativ unaufgeregte Integration in potentiell jeden Raum. Soll der Echo nun genutzt werden, braucht er natürlich ein Aktivierungswort, jep, das ist „Alexa“, wer zum Beispiel gleichnamige Familienmitglieder hat, kann es auf „amazon“ umstellen.
Wird das Aktivierungswort gesagt, leuchtet ein blauer Lichtring auf der Oberseite auf, die Audiodaten werden dann an die Cloud übertragen wo der Alexa Voice Service die Daten verarbeitet und beantwortet. Datenschützer und Skeptiker finden es eventuell nicht so toll, dass gleich sieben Mikrofone lauschen, fraglich, ob man sich dann überhaupt solch einen Cloud-Service nach Hause holt. Wer nicht ganz so kritisch ist, kann die Mikrofone per Knopfdruck ausschalten oder seine gegebenen Sprachbefehle online löschen. Alexa wird stetig aktualisiert, je öfter du es nutzt, desto schneller lernt es deine Sprachgewohnheiten und dein Vokabular.
Mit Punkt, aber ohne Komma
Besser gesagt – mit Dot. Die kleineren Exemplare sehen aus, als hätten sie den Rat „Da kannste dir mal ne Scheibe abschneiden“ zu wörtlich genommen. Konzipiert sind sie als Ergänzung zum großen Echo, um in jedem Raum Zugriff auf den Service zu haben. Im Schlafzimmer genutzt kann man ihn so zum Beispiel als Wecker nutzen, das Licht ausschalten oder sich zum Einschlafen ein Hörbuch vorlesen lassen. Der Dot kann via Bluetooth oder Klinkenkabel an andere Lautsprecher oder Kopfhörer angeschlossen werden, um Musik zu hören. Er kostet 59,99 €, ist ebenfalls in den Farben schwarz und weiß verfügbar. Das Erscheinungsdatum das gleiche wie beim großen Echo, der 26.10.2016.
Und wer mischt mit?
Viele werden Alexa aka Echo vielleicht in erster Linie zum Musikhören nutzen, obwohl das eigentlich ein bisschen Verschwendung wäre, kann er doch viel mehr. Man hat hier die Möglichkeit, Amazon Music, Prime Music, Tuneln oder Spotify zu bedienen. Über Bluetooth könnt ihr auch zum Beispiel Musikdienste wie iTunes streamen. Über die sogenannten Skills kann man Amazon Echo seinen eigenen Bedürfnissen anpassen, dazu durchsucht man zunächst die Alexa-App (verfügbar für Fire OS, Android, iOS und Desktopbrowser) und schaut, wofür man sich begeistern kann. Für einige aktivierte Skills fallen Kosten an. Das Angebot soll stetig erweitert werden, im Moment sind zum Beispiel chefkoch.de, das Örtliche oder mytaxi mit an Bord. Auch im Bereich „Intelligentes Zuhause“ geht schon einiges, Kaffee per WEMO, Lichter über Philips oder OSRAM zu steuern, alles ist möglich. Bald können Prime-Mitglieder auch direkt über den Echo Bestellungen aufgeben, amazon schreibt, dieser Service sei „bald verfügbar“. Ob das bis zum Erscheinungsdatum klappt, man wird sehen.
Fazit
Amazon bietet mit dem Echo und dem Sprachsteuerungssystem Alexa ein richtig gutes Angebot, das zwei Jahre nach der amerikanischen Markteinführung endlich auch in Deutschland verfügbar ist, wenn auch im Moment nur auf Anfrage, in Großbritannien beispielsweise soll es frei verfügbar sein. Zu einem Preis von 179,99 € kann man sich das Gerät nach Hause holen, Ergänzungen in Form des Amazon Echo Dots kosten 59,99 €. Hier erfahrt ihr mehr darüber. Wer die Einladung bis zum 16.09. 2016 angefordert hat, bekam 50 € Rabatt, dafür musste man allerdings Prime-Mitglied sein. Ich bin gespannt, wie der Amazon Echo beim deutschen Publikum ankommen wird, verlockend klingt er auf jeden Fall und auch erste Tester berichten viel Gutes. Kritikpunkte sind lediglich ein etwas blecherner Klang, was sicher auf das individuelle Empfinden ankommt und eine teilweise etwas ungelenke Grammatik. Das dürfte sich allerdings relativ schnell beheben lassen, denn wie amazon verspricht, lernt Alexa bei jeder Nutzung dazu, das System soll stetig verbessert werden. Und mal ganz ehrlich, wen interessiert das schon, wenn mir meine eigene Assistentin morgens die Kaffeemaschine einschaltet, mir anschließend per Wettervorhersage bei der Garderobenauswahl hilft, um danach meine Termine zu verlesen? Im Übrigen: Fans der Serie „Castle“ rund um den verbrechenlösenden Schriftsteller dürfte das Gerät schon bekannt vorkommen, allerdings als etwas eigensinnige Variante, die sich Richard nach der (nur vorübergehenden) Trennung von seiner Ehefrau einrichtete. Die Versöhnung allerdings freute nur die Eheleute, die elektronische Assistentin war da weit unversöhnlicher und ließ ihren Frust an Ehefrau Kate ungefiltert durch schnippische Kommentare heraus. Diese Gefahr besteht bei uns natürlich nicht, aber vorsichtshalber benehmen wir uns doch mal lieber vorbildlich, oder? 🙂