Gestern hat Google sein komplett selbst entwickeltes Smartphone präsentiert. Der Name Pixel hört sich minimalistisch nach einem Understatement an. Doch die zwei Modelle liegen bereits deutlich sichtbar dem Preis nach mit 750 Euro im oberen Segment. Das normalgroße Gerät mit 5-Zoll und das XL mit 5,5 Zoll sind ab 20. Oktober lieferbar. Farbvarianten gibt es zwei: Anthrazit und Silber. Einziger Hardwareunterschied zwischen den beiden Geräten ist noch die Akkukapazität mit 3.450 vs 2.770 mAh. Schnellladetechnik haben beide. Verbaut sei die „beste Kamera“ in einem Smartphone mit 12,3-Megapixeln und HDR+ für rauschfreie Fotos in schlechten Lichtbedingungen. Obendrauf gibt es unlimitierten gratis Speicherplatz in der Google-Cloud, was schon beim Email-Dienst ein Killer war. Weitere innere Werte lesen sich vertraut: vier Gigabyte Arbeitsspeicher, Quad-Core-Prozessor Snapdragon 821, 32 GByte oder 128 GByte Speicher, jedoch kein Steckplatz für Speicherkarten, Fingerabdrucksensor auf der Rückseite sowie USB C. Zudem gibt es noch das Daydream View VR Headset sowie den als Heimzentrale dienenden Lautsprecher Home.
Hardwareseitig wird mit den Google Pixel ein Angriff auf Samsungs Topmodelle gesehen. Auch Apple-Nutzer sollen mit einem Umzugs-Assistent plus Adapterkabel geködert werden. Der Google Assistant ist mit an Bord, welcher auch schon vor wenigen Wochen im vorgestellten allo Messenger das Herzstück war. Mit der App kann man nicht nur chatten und so weiter, sondern auch kontextuelle Antworten auf Fragen und sogar Katzenbilder angezeigt bekommen. Die Rede ist jetzt entsprechend vom „Konkurrenzkampf künstlicher Intelligenzen“. Denn Google positioniere sich gegen Siri, Cortana und Amazons Alexa. Und dann ist noch Android 7.0 installiert und Updates wird man als erster direkt von Google bekommen, wie man es schon von der eingestellten Nexus-Reihe kennt.
Die Techies aus dem Androidlager stellen das Gerät berichtend dar und boxen mit positivem Unterton schon wieder fleißig „un“. The Verge kontrastiert kritisch mit „Google wants to be another Apple“, woran sich auch der Stern anlehnt: „Google hat jetzt auch ein iPhone“ und die Welt zum Sprachwitz auf die Spitz treibt: „Google macht sich zum Apple“. Kritisch werden hier und da fehlende Features wie Wasserschutz, Qi-Ladung oder andere innovative Ideen gesehen.
Die generelle Situation am Markt wird von den großen Medien explosiv eingeschätzt. Die ZEIT titelt „Google im Gefahrengebiet“, womit der hohe Konkurrenzdruck und die offene Frage der Monetarisierung gemeint sind: „Googles frühere Gehversuche in diesem Gefahrengebiet waren nicht immer erfolgreich“. Wir alle erinnern uns an den teuren Zukauf der Motorola Patente (sic) sowie die Glass. Ebenso pragmatisch bewertet das Handelsblatt die Situation. Insofern, dass die Gerätepräsentation nur der Aufhänger für eine Analyse unter dem Titel „Google am Scheideweg“ ist. Die Hardware sei „unfreiwillig“ und aus „blanker Not“ entstanden, wie es ehedem bei Microsoft war. Und die offene Frage steht im Raum, ob andere Hersteller nun auch den Google Assistenten nutzen.