Ruf mich mal an, ich muss dir was zeigen. Dieser Spruch dürfte sich jetzt einer breiten Masse erschließen. Der Milliarde und mehr, welche den Facebook-Zukauf aus Verlegenheit nutzen. WhatsApp hat heute den Release der Videotelefonie verkündet. Das ist freilich kein Meilenstein der Technologiegeschichte. Skype ist seit jeher dafür bekannt und hat gerade zufälligerweise am Montag den Gastzugang eingeführt, FaceTime und die hier auf Check-App immer wieder gepriesene und genutzt App Line bietet es schon gefühlt seit der Zeit an, als die Angry Birds mega populär waren. Doch wie gesagt nutzen eben verdammt viele Leute und Schnitzel von nebenan den Dienst. Wir nutzen die Nachricht also fürs gewohnte Bashing von WhatsApp.
Nein, dass man den anderen Gesprächsteilnehmer nicht nur hört, sondern auch sieht ist ein alter Hut. Videotelefonie war bereits 1927 ein Thema. Bei Fritz Lang in Metropolis. Zwischen den Jahrzehnten, von Captain Kirk bis Picard, war die mobile Bildübertragung dann den Autoren offenbar wieder zu progressiv. Angesichts der notwendigen Bandbreiten auch kein Wunder. Facebook/Whatsapp hat etwa ein Jahr von der ersten Ankündigung daran gebastelt.
Facebook selbst führt den neuen Dienst in der beinahe euphorisch ein, da „Stimme und Texte manchmal nicht reichen“. Verfügbar wird es auf Android, iPhone und Windows Phone. Sicher soll es sein per Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Wie schon bei anderen Messengern ist die Videotelefonie über das Symbol mit dem Telefonhörer als Optionsauswahl verfügbar, wenn ihr das Update bekommt.
Interessanter als die technische Seite ist ohnehin das kommende Nutzungsverhalten. WhatsApp selbst hat in seinem Blogeintrag diese beiden Szenarien: „Enkelkinder bei ihren ersten Gehversuchen zu beobachten, oder das Gesicht der Tochter zu sehen, die gerade im Ausland studiert“. Tatsächlich kann man nur in Chats mit zwei Personen die Videofunktion nutzen. Soweit also richtig. Auch ob die Anrufe sich allerdings im Alltag durchsetzen oder eher in Sondersituationen wie eben dem Auslandsaufenthalt oder einer Reise, scheint richtig bewertet. Es ist kaum vorstellbar, dass sich ungeschminkte Mädels oder Leute im Bus per Video unterhalten. Spannend dürfte es werden, wenn der bildhafte Zugang, den sich der Anbieter zu seinen Nutzern in äußerst private Situationen schafft, doch eine geplante oder hackbare Lücke hat. Ich habe bereits erste Skeptiker gesehen, welche ihre Selfiekamera mit dem Brotmesser aus dem Gerät geschnitten haben. Oder sie zumindest abkleben.