Ein Ork, eine Vampir-Adelige und ein Meisterritter kommen in eine Bar. Also, die Bar ist eigentlich ein Schlachtfeld, statt Drinks gibt es jede Menge Karten und der Barkeeper klatscht einem Zauber an den virtuellen Kopf, denn hier geht es um Drakenlords von Everguild Ltd., einem kostenlosen rundenbasierenden Kartenspiel für Android und iOS. Fans von Hearthstone finden hier eine coole Alternative außerhalb des Warcraftuniversums, dafür mit düsterer gothic-fantasy-angehauchten Atmosphäre für das Smartphone.
Werde ein Drakenlord!
Zu Beginn des Spiels hat man die Wahl aus den drei oben genannten Kriegsherren, Ork, Vampir-Adelige oder Meisterritter. Ich habe mich für die Vampirlady entschieden, einfach, weil sie die einzige weibliche Startfigur war. Diese Klasse ist eher defensiv und ihr Hauptmerkmal sind die blutsverbundenen Diener, bei deren Ableben ein Lebenspunkt zum Heldenleben hinzugefügt wird. Orks punkten wie immer durch ihre Stärke und der Meisterritter spart nicht an Alchemie und Zaubern um sich Feinde vom Leib zu halten. Jede Klasse besitzt eine eigene Fähigkeit, die Vampir-Adelige kann zum Beispiel für zwei Manapunkte einen Diener beschwören. Manche Diener sind nützlicher als andere, Wölfe besitzen so eine Fähigkeit namens „Hast“, die ihnen gestattet, sofort anzugreifen, statt auf die neue Runde zu warten, andere Diener können dafür blocken oder sehen einfach nur eklig aus. Jedoch ist die Art und Weise, wie man spielt, ganz vom Kartendeck abhängig. Das Deck kann man sich selbst zusammenstellen, je nachdem, welche Strategie einem am sinnvollsten erscheint. Zunächst muss man nach der Wahl des Helden ein sehr ausführliches Tutorial spielen, in dem die Spielweise vorgestellt wird. Für Hearthstone-Spieler oder Freunde vergleichbarer Kartenspiele ist die Spielmechanik eigentlich ein alter Hut: Der Kriegsherr besitzt wie auch die Dienerkarten einen Angriffswert (links unten) und einen Lebenspunktewert (rechts unten). Der Kriegsherr kann entweder angreifen oder seine Fähigkeit wirken, jedoch nicht beides in einer Runde. In jeder Runde bekommt man Mana, das zum Wirken der Karten oder Verwenden der Fähigkeit benötigt wird. Zu Beginn sind es nur zwei verfügbare Manapunkte, je länger das Spiel dauert, desto mehr Mana kann man verteilen. Es gibt spezielle Attribute, die Diener besitzen können, zum Beispiel die Fähigkeit zu Blocken oder der Hast, aber auch Unsichtbarkeits- oder Fernkampfkarten finden sich unter den Dienern. Neue Karten gibt es als Belohnung für Missionen in Truhen, die man im Shop finden kann. Das Öffnen der bereits gesammelten Truhen ist kostenlos, dennoch kann man dort auch für Echtgeld Karten oder nützliche Dinge erwerben.
PvP oder PvE?
Diese leidige Frage entzweite schon ganze WoW-Server, in Drakenlords ist jedoch beides möglich. Entweder spielt man Kampagnen gegen NPCs oder unter „Spielen“ im PvP-Modus gegen andere Spieler, außerdem kann man auch offline üben. In den Kampagnen schaltet man nicht nur den Fortlauf der Story frei, kann aber auch Extrakampagnen spielen, um neue Kriegsherren wie Elfen freizuschalten. Diese neuen Helden aktiviert man, indem man im Hauptmenü den eigenen Helden auswählt, und dann den freigespielten Kriegsherren antippt. Von Zeit zu Zeit kann man auch Events mitspielen, für die es besondere Bossgegner gibt. Der PvP-Modus funktioniert über zufällige Gegnerwahl, Duelle mit Freunden sollen jedoch auch möglich sein. (Ich hab‘ nur keine, schluchz.) In Drakenlords kann man durch Emotes wie „Hallo“, „Drohen“, „Lachen“ etc mit seinen Gegnern kommunizieren, wie es auch in Clash Royale schon möglich war. Wünschenswert wäre es im PvP-Modus noch, eine zeitliche Begrenzung für die Runde einzuführen wie im Kampagnenmodus. In meinem ersten Duell geriet ich nämlich an einen Trollgamer, der es vorzog, statt endlich mal eine Karte zu legen, in zehn Minuten Echtzeit ununterbrochen zu lachen und Hallo zu rufen. Auch nett.
Die verrückteste Karte ist…
…für mich bisher „Überläufer Sam“. Sam ist ein Söldner, der mit drei Lebens- und drei Angriffspunkten und nur einem Manapunkt Manakosten gar nicht mal so übel ist am Anfang. Das besondere an ihm ist jedoch, dass er nicht sterben will. Hat man erfolgreich von der Gegnerhand eliminiert, taucht er plötzlich in den eigenen Karten auf und kann nun gespielt werden. Bis er stirbt, denn dann kehrt er zum Feind zurück, immer wieder, hin und her, wie ein durchgedrehter Pingpongball. Bisher war diese Karte die verrückteste Karte, die ich gesehen habe, aber es gibt natürlich noch viel mehr besondere Karten. Meine Lieblingsvampirkarte ist übrigens der Blutmond, der alle gegnerischen Diener komplett auslöscht. Kleiner Nachteil: Auch die eigenen Diener müssen dran glauben, also besser erst einsetzen, nachdem alle eigenen Einheiten verpulvert wurden!
Fazit zu Drakenlords:
Zunächst war ich skeptisch, da ich Hearthstone zwar ausprobiert hatte, aber nicht besonders lange durchgehalten habe, da ich kein besonders begeisterter PvP-Spieler bin. In Drakenlords punktet die Abwechslung zwischen PvP und Kampagnenmissionen. Die Karten selbst sind liebevoll gestaltete und mit Details geschmückte kleine Porträts, die zur Fantasywelt super passen. Auch der Sound ist lohnenswert, das Knistern der Flammen im Ladescreen bereitet mehr Vorfreude auf das Spiel als übliches Gedudel und auch die Helden besitzen Soundeffekte, wenn sie einen Emote äußern oder getroffen wurden. Durch die Events und die Möglichkeit, mehr Kriegsherren freizuschalten, besitzt Drakenlords auch über längere Zeit einen Anreiz.