Warme Sonnenstrahlen auf den Ohrläppchen. Sonntagsspaziergang im Regierungsviertel? Pokémon fängt doch niemand mehr *räusper*. Das Smartphone also nicht in der Hand, sondern mal verstaut in der Hosentasche. Denn die Erfolge werden erst später verteilt. Und trotzdem vermittelt diese App hier den Effekt des „etwas Umweg geht noch“. Vergangene Woche hat uns eine Presseinfo erreicht, deren Inhalt sich von den üblichen MMO-Fantasy und sonstigen Spielchen mit Axt, Holzfäller und Magiekarten abhob. (Okay, das einjährige von Clash Royale feiern wir schon noch.) Also: Fitness Race möchte mehr sein als ein bloßer Schrittzähler, einem guten Zweck dienen und bietet dafür eine Art virtuelles Sightseeing als Belohnung für Sofaaufsteher. Gamification für Aktivitätsaktivierer. Eigentlich will sie sogar zum Sport motivieren und anders sein. Okay, so ganz habe ich das Prinzip ehrlich gesagt nicht verstanden nach dem Textgenuss mit Namen „lesen“. Doch bereits der erste Eindruck im Spiel machte Freude, sodass ich euch einen kleinen Reisebericht mitgebracht habe.
Welcher Ersteindruck ist es also vom Fitness Race? Natürlich die wirklich sweete Grafik. Bringt Farbe in den grauen Alltag. Nicht nur so vom Hauptbildschirm und dem Logo her. Nee, ich bin gleich mal ins neue Berlin Level gestartet und fand die Miniaturversion unserer Stadt richtig „dufte“. Wie ein Sim City 2000 mit mehr Specials als dem Tor. Los geht es an der Gedächtniskirche, hinter welcher die Netzgiraffen (ja, die heißen so und haben ne Sascha Lobo Mähne) hervorgucken. Danach ne Ehrenrunde um die Siegessäule rüber zum Brandenburger Tor und so weiter. Ihr kennt die Touri-Plätzchen. Doch gelaufen wird jetzt nicht selbst die Runde. Also keine Angst, du musst weder in Berlin vor Ort sein noch hier wie ein GPS-Guppy zwischen Arenen und Stops herumstolpern. Ob vom Dorf oder aus Dortmund, die App ist für jeden gemacht.
Schrittzählerei anderes visualisert
Fitness Race ist eine gratis App, welche es neben iOS nun auch neu für Android gibt. Auf den ersten Blick über Screenshots und Beschreibung hatte ich etwas ähnliches wie Ubisofts Battle Run erwartet. Schweißperlen? Nee. Der Ansatz von Fitness Race ist ein anderer und gleicht denen der Tracker-Gadgets. Im Kern visualisiert sie die gelaufenen Schritte, ob nun vom Sport oder aus dem Supermarkt einfach mal nicht nur als Zahl in einer Tabelle oder ein einem Chart, der BWLer glücklich macht. Vielmehr wird der Fortschritt mega ansprechend visualisiert, wie oben schon geschildert. Tolle Grafik! In derzeit drei Locations, nämlich Big Apple New York, Small Island Hawaii und Dickes B Berlin kannst du „laufen“. Dein personalisierbarer Avatar (erinnert an die Mii-Figuren von Nintendo) läuft symbolisch für dich. Schritte werden zwischen 30000 für den Rundgang in der Spreemetropole bis hoch auf 330000 fürs Inselparadies benötigt. Entwickler Celanda, selbst aus Berlin, sagt: „Die Länge der (Berliner) Strecke ist so konzipiert, dass das Level während eines bewegungsreichen Wochenendes geschafft werden kann. Als Bewegungsziel gesetzt bietet die App jede Menge Motivation für sich selbst, für die Familie und Kids oder im Freundeskreis.“ Bei 30000 Schritten benötige ich so 6 Tage, da ich erfahrungsgemäß von den zahlreichen Tracker-Checks hier im Blog nur selten die 10.000 schaffe. Außer es gibt eine neue Pokémon-Generation, um die Referenz mal noch überzustrapazieren.
Das war es aber noch nicht am Spielprinzip von Fitness Race. Zunächst läuft man gegen andere Spieler, ob nun Freunde oder aus „der Community“. Es geht darum Erster zu werden, oder Zweiter, oder… Vierter? Man kann sich anmelden per Facebook, aber auch anonym per Fantasiename. Die App benötigt natürlich Berechtigungen zum Datenzugriff. Woher stammen die Daten? Klar, vom im Telefon eingebautem Schrittzähler und der installierten Google Fit App. Ebenso natürlich beim iPhone ab dem 5s und dem Apple HealthKit. Wenn das Armband oder dein Tracker in Hosentasche, Sonnenbrille oder deinem mobilen Mikrowellenherd an diese App liefert, dann kann auch Fitness Race diese virtuell nutzen. Fitbit ist damit derzeit außen vor. Der Entwickler will es aber selbst ermöglichen. Energieintensives GPS wird nicht benötigt, was auch dem Datenschutzfreund freut.
Das Rennen selbst wird durch Items spannender. Und hier kommt die Monetarisierung ins Spiel. Der Aspekt einer App, wo ihr zahlen dürft-müsst-könnt. Bei Fitness Race scheint das bedingt ein Kann zu sein. Denn um die spaßigen Items wie Pasta Tornado, Hamburger Fußfessel und so weiter anzuwenden zu können, benötigt man Energie oder Gold. Energie gibt es durch Aktivität, also Schritte. Münzgold, das gibt es… im Shop. Inwiefern nun das Balancing geglückt ist und ob man sich den Sieg erkaufen kann… dafür müsste ich noch ein paar Tage laufen, was ich auch tun werde. Ggf. kommt also nochmal ein Update zu dem Aspekt. Was mir trotz der vielen Hilfetexte etwas fehlt, das ist ein Intro und eine leichte Zugänglichkeit.
Fazit zu Fitness Race: Spielt mit! Wem Tracker-Apps zu lahm sind mit ihren Schrittzielen, der ist hier genau richtig. Gerade grafisch finde ich die App mega ansprechend, den Grafiker würde ich gern mal kennenlernen. Und weil er so gut ist: hilfreich wäre z.B. ein sprechender Avatar im Intro. Die App ist nicht selbsterklärend genug, etwas zu komplex auf den ersten Blick. Zumal man sich erst anmelden muss, was heutzutage eine Barriere ist. Oder die Freischaltung neuer Features erst mit höherem Level wäre cooler, damit man sich an Basics gewöhnen kann und eine Motivation hat Neues zu entdecken. Bei Pokémon bin ich knapp 300 km gelaufen und viele kritisieren, dass es zu einfach ist vom Gameplay. Insgesamt gefällt mir die Fitness Race App aber ausgesprochen gut, auch wenn hier im Fazit die Wünsche überwiegen.