Nur ne 2?! Wenn ich die Spielkarten aus der Fotokiste für eine App hole, dann ist meist Solitär oder auch mal Rommé angesagt. An das Casinospiel schlechtin hat Nexon sich bei Battlejack angelehnt, nämlich „Fang die Maus“. Oder war es Blackjack? Ja, ich glaube an das „am meisten gespielte Karten-Glücksspiel“ erinnert der Titel Battlejack. Und nicht nur das, wie wir gleich beim Tipp für diese kostenfreie Spiele-App für Android und iOS sehen werden. Ich stelle euch die Neuerscheinung dieser Woche kurz mal vor und sage euch, was faul ist im Land Midgard.
Midgard, jawohl. Battlejack ist ein Mix aus Kartenspiel und RPG und freilich braucht es deshalb eine Handlung. Was wäre Solitär ohne die Handlung von der Königin und dem bösen Buben? Oder verwechsle ich da schon wieder was? Jedenfalls gibt es da nen Baum und aller 1000 Jahre kommt ne Axt oder das Böse. Ehrlich, ich habe das Intro mit der Story recht schnell durchgetippt, da ich solche beliebigen Geschichten nicht mehr hören kann. Wenn man sich wenigstens ne IP bei Tolkien oder den Brüder Grimm geholt hätte. Sorry, für meinen schlechten Worte gleich zu Beginn, aber dieser Kitsch mit den vier Helden und so weiter hat mir gleich am Anfang etwas die Suppe versalzen. Muss doch nicht sein. Lieber gar keine Story, anstatt einer schlechten. Die Mischung aus dem Baum Yggdrasil (der Weltesche in der Mythologie), der in Midgard (zu Toklinisch Mittelerde) steht und dann von irgendwelchen Monstern heimgesucht wird, ist Panne. Zumal das Spiel an einigen Stellen mal wieder an Clash Royale erinnert. Leider an den fürs dauerhafte Spielvergnügen entscheidenden Stellen. Dazu gleich noch mehr unter dem Stichwort „kostenfreier Download“.
Gameplay von Battlejack
Battlejack nimmt vor allem ein Prinzip des Kartenspiels an – nämlich die 21 als Wert aller ausgespielten Blätter nicht zu überschreiten. Kern des Spiels ist ein Kampf zwischen deinen Helden und einem Gegner. Das ganze findet in Levels mit mehreren Sequenzen statt. Man tippt unten auf „Geben“ und es werden Karten ausgespielt. Deren Wert ist wie im normalen Blatt, deren Farbe legt fest für welchen deiner Helden die Kraft verwendet wird. Es gibt mal wieder Feuer, Wasser, Erde und Natur. Das Kämpfen beschränkt sich darauf ein Ziel feszulegen und Karten zu ziehen. Okay, der Spieler von Battlejack kann noch Specials wie Tränke einsetzen. Kommt man mit dem Kartenwerten über 21, dann kann der Gegner angreifen und man verliert was am Lebensbalken. Neben dem simplen Gameplay erwartet einen jede Menge an künstlichen Einschränkungen. Jeder Kampf kostet Nahrung, also Energie, die sich nur langsam regeneriert. Bisherige Kämpfe kann man wiederholen, um weitere Belohnungen zu erhalten. Grinding, ich rufe dich. Dann wird auch der Button für Autospiel aktiviert, man muss also gar nix mehr machen außer zugucken. Als Belohnung für den Sieg gibt es nicht direkt nen Loot, sondern…
Truhen werden ausgespielt als Belohnung, diese haben nen Timer. 15 Sekunden kann man noch warten, später wird es in die Stunden gehen. Das dient dazu, euch immer wieder in die App zu locken und euch nicht frei wählen zu lassen, wann ihr mal spielen wollt. Ohje. Das erinnert mega an CR, zudem die UI der Startseite fast identisch aussieht. Weiterhin gibt es in Battlejack Helden als Belohnung, die besiegten Monster. Diese kann man sammeln oder man nutzt sie durch Fusion dazu, um vorhandene hochzuleveln. Das wiederum erinnert mich mega an das RPG mit dem Titel Brave Frontier. Naja, ehrlich gesagt gibt es noch ne Reihe weitere Spielelemente, wie etwa die Verstärkung durch Freunde vorm Kampf (sogar das Adden in die Liste nach dem Kampf wurde übernommen), das Design der Monster und so einiges mehr. Da ich jedoch kein Spezialist für RPG´s bin, denke ich mal, das gab es auch vorher schon bei anderen Spielen. Auffällig ist die Ideenlosigkeit der App hier aber selbst für mich. So wurde sogar ein Gildensystem übernommen. Diese dienen dazu Karten auszutauschen und sich mit Freunden zu messen. Gerade hier merkt man eindeutig den Krampf an, dass man unbedingt das Feature reinkopieren musste, obwohl es nicht zu Ende gedacht ist. Andere würden wohl sagen: gewagter Genremix.
Keine Empfehlung für Battlekack
Man nehme ein simples Spielprinzip, füge etwas Sammelei und Grinding hinzu. Fertig wäre ein langweiliges Spiel. Man nehme also noch ne ganze Reihe an Begrenzungen, die sich aber durch echtes Geld einreißen lassen. Fertig ist ne Goldgrube für die Entwickler und ein lauer Spaß für die timer- und energiegesteuerten Zocker.
Kommen wir zur Downloadinfo zu Battlejack und beenden das Drama: Kostenfrei holt ihr es euch, es erfordert eine permanente Internetverbindung. Dies ist ja meistens der Fall, wenn es um Käufe und Energie geht. Hier gibt es auch vor allem darum jene auszusitzen. Spielerisch wird hier kaum etwas abverlangt außer dem Reiz zu wiederstehen zu kaufen. Sorry Nexon, aber dies ist seit langer Zeit mal wieder ne App, die hier keine Empfehlung bekommt. Zu viele Währungen, Timer und so weiter. Hier hat man reingepackt, was irgendwie ging. Muss es neben den Kistentimern wirklich sein, dass man ein Energiesystem für die Kämpfe einführte? Wenn man keine Kistenslots hat, dann kämpft man doch ohnehin nicht. Die Kreativität der Entwickler ist hier nur in solche Mechanismen geflossen. Fangt also Battlekack gar nicht erst an.
P.S. Ich habe das Spiel ne halbe Stunde gerade nochmals aktiv neben mir liegen gehabt und mein Akku wurde von 90 Prozent auf 20 Prozent geleert. Hoppla. Der Chart in der Akkuverbrauchsanzeige sieht aus wie der von Snap Inc. im Langzeitverlauf. Bytheway: Was die Aktie von Snapchat hat sich seit dem Börsengang im März halbiert? Als Aktionär hätte man wohl dann doch lieber so ein RPG gespielt, um sein Geld zu verbrennen.