Ein totalitärer Staat, dessen Gesetze das Volk vollkommen unterdrückt und der durch absolute Überwachung die Kontrolle behält – Was nach George Orwells Roman „1984“ klingt, ist das Thema der App „Beholder“ von Creative Mobile Publishing. Für Android ist die Demoversion der App kostenlos, für iOS kostet das Spiel 2,29 € und ist auch auf Steam erhältlich. Getarnt als Hausmeister ist es eure Aufgabe, die Wohnungen der Mieter zu verwanzen, in fremden Schubladen zu kramen, Informationen über die Bewohner des Hauses zu sammeln und den Behörden darüber Bericht zu erstatten. Du hast keine Wahl – entweder lieferst du die Mieter nach und nach ans Messer oder sie holen stattdessen dich und deine Familie. Die Entscheidungen, die der Spieler treffen muss, sind nicht gerade moralisch einwandfrei und führen zu unterschiedlichen Enden des Spiels.
Der klassische Hausmeister
Herr Stein bekommt einen Brief und daraus geht hervor, dass das Ministerium für Zuweisung ihn für eine Stelle als Hausmeister vorgesehen hat. Doch als er im neuen Zuhause ankommt, werden seine Familie und er Zeuge davon, wie sein Vorgänger abgeführt wird. Oh-oh. Ob das auch unser Schicksal wird? Von vornherein: Ja, genau das blüht auch unserem Herrn Stein, wenn er nicht brav tut, was von ihm verlangt wird. Und damit sind nicht Böden wischen oder Wartungsarbeiten gemeint, denn die Nummer mit dem Hausmeister ist nur eine Tarnung. In Wirklichkeit wird von uns viel mehr verlangt! Als geheimer Spion der Regierung soll Herr Stein die Mieter ausspionieren und regelmäßig Bericht erstatten. Dazu muss er (ganz nach Klischee) zuerst Überwachungskameras in die Rauchmelder einbauen. Das geht in der Beholder App ganz einfach per Point&Click. Zwei Kameras liegen zu Beginn im Schreibtisch, Nachschub gibt es im Laden für Reputationspunkte. Je größer die Überwachungskamera, desto größer ist auch der überwachte Bereich.
Die totale Überwachung
Diskretion ist unserem Hausmeister kein Fremdwort: Er darf sich niemals erwischen lassen, wenn er in fremde Privatsphäre eindringt. Um herauszufinden, ob die Wohnung des Verdächtigen wirklich verlassen ist, kann er zunächst klopfen oder durch das Schlüsselloch schauen. Wir können alles sehen, was in seinem Blickfeld oder im Bereich der Kamera liegt. Beobachten ist so ziemlich seine Hauptaufgabe. Aber was erwartet ihr auch anderes in einem Spiel namens „Beholder“? Wenn die Luft rein ist, kann der Hausmeister seinen Schlüsselbund zücken und sich Zugang in fremdes Territorium verschaffen. Da die Mieter jederzeit zurückkehren können, ist Eile angesagt! Schnell ein paar Überwachungskameras angebracht und die Schubladen aufgemacht – Aaaha! Ein Apfel! Dieser Verbrecher! Wie es in einem totalitären Staat in einer dystopischen Welt so ist, sind die alltäglichsten Dinge verboten und gefährden das Staatswohl. Bücher bestimmter Autoren, Jeans, Äpfel, … Die Liste der Verbote wird mit jedem Tag länger. Beweise werden in den Akten über die Mieter festgehalten und gemeldet. Interagiert ein Mieter unter dem wachsamen Auge der Kamera mit einem verbotenen Gegenstand, kann der undercover Hausmeister zur Tat schreiten und der Verdächtige wird abgeholt.
Gewissensfragen
Als ob das Ausspionieren nicht schlimm genug für das Karma wäre, sind viele Figuren auch noch echt nett und helfen dem Hausmeister. So leiht die nette Dame aus Wohnung 1 gern den Kochtopf und ihr Mann kann dem Sohn des Hausmeisters Bücher für das Studium beschaffen. Ausgerechnet diese Familie ist schnell im Visier der Behörden und nun beginnen die folgenschweren Entscheidungen: Versucht man, dem netten Paar zu helfen? Wen weiht man ein? Wer kann uns weiterhelfen und vielleicht sogar eine Flucht ermöglichen? Um einen Gefallen zu bekommen, muss man selbst zunächst etwas tun und eine lange Kette von Versprechen ist die Folge. Versaut man es bei einem einzigen Mieter, kann das Folgen für alle weiteren Aktionen haben. Mieter können dabei sterben, die Familie des Hausmeisters kann sterben und der Hausmeister himself natürlich auch. Wenn man ihn nicht holen kommt, weil er einen der Mieter nicht ausliefern konnte, kann er auch schnell von wütenden Mietern abgemurkst werden.
Geld oder Leben – oder beides!
Als ob das moralische Dilemma aus Entscheidungen in Beholder nicht schlimm genug wäre, benötigt Herr Stein durch Krankheiten, Rechnungen oder anderen Dingen oft große Geldsummen. Wenn er nicht gerade klaut, was die Mietwohnungen hergeben und beim Händler, der jeden Tag vor dem Haus herumschleicht, verhökert, kommt er nur durch das Sammeln von Beweisen und letztendlich dem Ausliefern der Hausbewohner an Geld. Erpressen kann man die Beschuldigten auch, wenn man schon mal bei moralisch verwerflichen Dingen ist. Die Familie bei Laune zu halten, ist neben den Beschattungsaufgaben auch von großer Wichtigkeit, wenn man will, dass diese am Leben bleibt. Manche Wünsche lassen sich schnell erfüllen, wie zum Beispiel Süßigkeiten für die Tochter beim Händler kaufen. Andere Wünsche verursachen erneut eine lange Kette an Gefallen. Wenn der Hausmeister nicht gerade sein hart verdientes Geld einbüßt, kann wenig autoritäres Auftreten für den Abzug von Reputationspunkten führen und, was schlimmer ist, das Ansehen bei Mietern verderben, die dann nicht mehr mit dem Hausmeister interagieren.
Fazit zur Beholder App:
Unser Hausmeister ist kein Held und die Welt, in der er lebt, belohnt moralisch korrektes Verhalten nicht unbedingt. Stattdessen muss er für seine Familie sorgen und dafür fragwürdige Entscheidungen treffen. Schnell ist der Spieler gezwungen zu entscheiden, wer verraten wird und damit in den Tod geschickt wird und wen man beschützt. Es ist nicht möglich, alle zu retten. Selbst wenn man sich Mühe gibt, schafft man es nicht mit reinem Gewissen aus diesem Spiel hinaus zu gehen. Es gibt keine Wahl, die uns der totalitäre Staat nicht vorgibt und jede Weigerung führt zu einem schnellen Ende für Familie Stein. Jede noch so kleine Entscheidung hat große Auswirkungen auf den Verlauf des Spiels, jede Figur hat eine Geschichte und ihren eigenen Hintergrund. Die Beholder-Spielwelt ist betont düster gehalten, was auch vom Soundtrack untermalt wird, die Figuren als schwarz-weiß Figürchen als ein schöner Kontrast in einer ansonsten detailverliebten Welt.
Ein Kommentar
Hello. And Bye.