Gegen Ende des Jahres, im Dezember, ist ein besonderer Tag. Nein, lasst das Lametta am Baum, es geht nicht um Weihnachten, sondern um den Deutschen Entwicklerpreis, der seit 2004 jedes Jahr verliehen wird und 2017 am 6. Dezember stattfand. Dieser ist neben dem Deutschen Computerspielpreis eine der wichtigsten Preisverleihungen in der deutschen Games-Branche. Bestandteil des Deutschen Entwicklerpreises ist außerdem die Patenschaft von Ubisoft Blue Byte, durch die studentische Entwicklerteams gefördert werden.
Der Deutsche Entwicklerpreis 2017
Tagsüber startete das Event mit der Fachkonferenz „Entwicklerpreis-Summit“, in der Aktuelles aus der deutschen Videospielbranche debattiert wurde, die Preisverleihung selbst fand in einer feierlichen Gala am Abend statt. Geehrt wurden die Macher und Entwickler der deutschen Gamingbranche im „The New Yorker – DOCK.ONE“ in Köln in folgenden Kategorien:
Bestes VR Game: Late for Work
Bestes PC-/Konsolenspiel: The Surge
Bestes Mobile Game: Angry Birds Evolution
Bestes Indie Game: The Inner World – Der letzte Windmönch
Most Wanted: Witch it
Bestes Game Design: Card Thief
Beste Grafik: The Surge
Bester Sound: Ken Follett’s The Pillars of the Earth
Beste Story: Orwell
Beste Technische Leistung: Dreadnought
Beste Marketing-Aktion: Das große Pizza Creator Gewinnspiel
Innovationspreis: Orwell
Bestes Deutsches Spiel: The Surge
Bester Publisher: Headup Games
Bestes Studio: King Art Games
Sonderpreis für soziales Engagement: EA Outreach
Ubisoft Blue Byte Newcomer Award- Studierende: Realm of the Machines
Ubisoft Blue Byte Newcomer Award- Gründer: Viking Rage
Ein Nominierter im Interview
Dieses Jahr war jemand für den Entwicklerpreis nominiert, dessen Spiel wir euch bereits vorgestellt haben: Die Rede ist vom Indie-Entwickler Dennis Nicolas Perzl, dem wir das interaktive Textadventure „The Parallax“ verdanken. Die siebte Episode des Rollenspiels im Messenger-Format soll noch in diesem Jahr erscheinen. Dennis war zu einem Interview bereit und schildert uns seinen Eindruck von der Preisverleihung.
Check-App: Wie kamst du auf die Idee, dein Game beim Deutschen Entwicklerpreis einzureichen?
Dennis: Ich hatte in der Vergangenheit das eine oder andere Mal von der Veranstaltung gehört. Dieses Jahr hatte ich dann zum ersten Mal auch tatsächlich etwas einzureichen und dachte mir: Wieso nicht? Dass es dann auch wirklich mit der Nominierung geklappt hat, ist natürlich toll.
Check-App: The Parallax war für den „Ubisoft Blue Byte Newcomer Award“ nominiert?
Dennis: Ja, das ist diejenige Kategorie, gesponsert von Ubisoft Blue Byte (Huhu, Sponsoren!), die sich an Studenten oder junge Gründer richtet. Diese beiden Unterkategorien gibt es dann auch: Studenten und Gründer. Weil The Parallax schon eine Zeit auf dem Markt war, durfte ich in der Kategorie Gründer antreten.
Check-App: Von unserer Seite nochmal herzlichen Glückwunsch dafür. Aber bist du enttäuscht, dass es nicht ganz für den Sieg gereicht hat?
Dennis: Nur ganz kurz. Nachdem aber schon zwei Minuten nach der Bekanntgabe die erste nette Nachricht von einem Parallax-Spieler auf Twitter eingetrudelt ist, kann ich damit sehr gut leben. Es war eine spannende Erfahrung.
Check-App: Wie dürfen wir uns ein solches Event vorstellen?
Dennis: Im Grunde sind es erstmal drei Dinge: Hände schütteln. Hände schütteln. Hände schütteln. Leute aus der Branche kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen ist gerade für einen Neueinsteiger wie mich sehr sehr spannend. Tagsüber gab es dann auch noch Panel-Diskussionen zu verschiedenen Themen und abends eben die Gala.
Check-App: Wie war dein persönlicher Eindruck des Events?
Dennis: Ich habe die Veranstaltung als sehr angenehmes, familiäres Treffen einer Branche empfunden. Für mich als Neuling war es wirklich schön, dass man jedem Teilnehmer auf Augenhöhe begegnen kann.
Check-App: Hat der Besuch des Deutschen Entwicklerpreises deine Sichtweise auf den deutschen Software-Entwicklermarkt verändert?
Dennis: Ja und Nein. Einen gewissen Überblick darüber, was produziert wird, versuche ich mir natürlich auch sonst regelmäßig zu verschaffen. Interessant war nun aber, die Herangehensweisen kennenzulernen und einen Einblick zu bekommen, warum dieser oder jener Entwickler sich für dieses oder jenes Game entscheidet. In erster Linie hat mich das darin bestärkt, mit meiner App genau so weiterzumachen, wie bisher, da wohl tatsächlich niemand die “Secret Ingredient” von The Parallax auf dem Schirm zu haben scheint.
Check-App: Konntest du dich mit anderen Entwicklern über deine App austauschen? Konntest du dabei Informationen oder andere Sichtweisen gewinnen, die deine App in Zukunft beeinflussen werden?
Dennis: Absolut. Und nicht nur mit Entwicklern. Man kommt zum Glück mit einem breiten Spektrum verschiedenster Leute in Kontakt. Entwickler, Journalisten, Dozenten, Publisher etc. Jeder hat eine andere Sicht und geht auf andere Aspekte der eigenen Arbeit ein. Im Bezug auf The Parallax haben mir besonders zwei Gespräche mit Journalisten weitergeholfen. Hier ist mir klar geworden, dass wir in den nächsten Monaten eine völlig andere und neue Strategie entwickeln müssen, da auf den klassischen Medien der Gamesberichterstattung mobiles Free2Play sehr wenig stattfindet. Check-App ist eine Ausnahme, aber ansonsten scheint es in diesem Bereich wenige Medien zu geben. Ich habe nun erste Ideen, wie ich die App in Zukunft kommunizieren möchte. Das wird aber nicht einfach.
Check-App: Wie hast du die Kommunikation zwischen den Veranstaltern und euch als Gästen empfunden?
Dennis: Wenn es einen Preis für den besten Support gäbe, könnten sie sich den selbst verleihen. Auf alle meine nervigen Anfängerfragen, die ich um fünf vor zwölf noch schnell gestellt habe, war in kürzester Zeit eine Antwort im Postfach.
Check-App: Was ist das für ein Gefühl, für so einen großen Preis nominiert zu sein?
Dennis: Nun ja, ich sag mal so: Das ist eine schöne Bestätigung. Aber was wirklich zählt, sind die bald halbe Million Menschen, die das Spiel geladen haben.
Check-App: Welche Arbeit (ausgenommen deiner Eigenen) war dein persönliches Highlight der Veranstaltung – und warum?
Dennis: Ganz eindeutig Orwell von Osmotic Studios. Weil es etwas sehr Wichtiges, aber leider viel zu Seltenes hat: Es behandelt ein gesellschaftlich relevantes Thema (Datenschutz, Überwachung) und ist dabei unterhaltsam und klug zugleich.
Vielen Dank für das tolle Interview! Wir drücken The Parallax natürlich auch in Zukunft die Daumen und freuen uns schon auf die neue Episode! 🙂
About The Parallax
Das Besondere an The Parallax ist, abgesehen von der Support-Katze, dass es nicht einfach nur eine klassische Zombieapokalypse thematisiert, in der ein überlebender Held sich durch die Untoten kämpft. Stattdessen ist das postapokalyptische Setting und die damit verbundene Isolation des Protagonisten nur eine Metapher für das, was wir selbst erleben: Den ganzen Tag am Handy hängen und unsere Freunde in Echt zweimal das Jahr sehen. Alle Informationen der Welt im Internet zur Verfügung haben, aber dann doch nur Videos anzusehen, in denen Kätzchen vom Sofa fallen. Spiele im Playstore oder Filme auf Netflix vorgeschlagen bekommen, die laut Berechnung unserer Gewohnheiten unseren Wünschen entsprechen und eigentlich alle irgendwie gleich sind, die Überforderung angesichts tausend medialer Angebote. Kurz: Das Leben in der heutigen Netzwerkgesellschaft.
David Blythe, die Hauptfigur, ist deswegen froh, seine gewichtigen Entscheidungen (Kämpfen? Verstecken? Wegrennen? Und natürlich auch Gretchenfragen wie: Erdbeer- oder Himbeermarmelade zu den Instantnudeln?) vom Spieler treffen zu lassen. Die spannende Geschichte tut ihr übriges zum Suchtpotential des Textadventures, durch die unterschiedlichen Entscheidungsmöglichkeiten lohnt es sich, die Episoden mehrmals durchzuspielen. Die Entscheidungen haben Folgen, die sogar zum Tod des Protagonisten David führen können. Aber keine Angst, ihr bekommt nochmal eine Chance.