„Tolle Zeit und vor allem tolles Essen.“ Wer nach Viking Village mit Google sucht, der wird aufs Restaurant Fjörukráin in Reykjavík verwiesen. Scheint recht touristisch beliebt zu sein. Das Thema ansich gibt ja einiges her. Wir suchten aber eigentlich nach dem Spiel Viking Village, da wir es bisher auf dem iPad hatten und nicht sicher waren, ob es schon für Android oder sogar Windows erschienen ist. Das Echtzeitstrategiespiel wirkt wie eines jener hochwertigen Titel, die man bei iTunes nur erwartet. So aus der Tradition der Bezahlapps heraus. Jedoch ist es kostenfrei und somit auch bei Google Play zu finden. Mit über 100.000 Downloads ist es dort auch gar nicht so unbekannt und wird gelobt für die schöne Grafik und das klassische Gameplay. Freilich nervt die Werbung und die Kaufoptionen. Aber nur wer raubt, bekommt etwas gratis. Alte Weisheit der Wikinger.
Diese Volksweisheit wurde euch nicht präsentiert von der Serie mit den immer gut geschminkten Wikingerkampffrauen, welche man ja auf Amazon Video schauen kann. Ich hab es getan, es war Spaß. Bis zur zweiten Folge. Wie gesagt, das Make Up störte. Bei Viking Village begrüßt uns schöne Low poly. Die großen Flächen mit den wenigen Farbnuancen lassen das Spiel so friedlich wirken. Eine Besonderheit stellt die Möglichkeit dar, von der isometrischen Sicht von schräg oben in eine Perspektive des Helden zu wechseln und somit mitten im Geschehen zu sein, wenn die böse Hexe angreift. Doch um was geht es überhaupt?
Viking Village Gameplay
Wir befinden uns im Jahr 817. im Fränkischen Reich regelt Ludwig der Fromme gerade seine Nachfolge. Hingegen stirbt schon mal der Papst Stephan IV. nach kurzer Amtszeit von sechs Monaten, welcher ihn im Vorjahr zum Kaiser salbte. Im Süden von Deutschland wurden zahlreiche Gemeinden erstmals urkundlich erwähnt, so etwa Menzing, welches als Stadtteil des erst 200 Jahre später erwähnten Münchens in 2017 sein großes Jubiläum feiert. 1200 Winter ist das alles her. All die Details gebe ich hier wieder, da wir bei Viking Village zwar bei den zur gleichen Zeit aktiven Wikingern sind, aber es hier definitiv nicht um historische Genauigkeit geht. Vielmehr liefern die Nordkrieger ein schönes Setting für ein Echtzeitstrategiespiel (RTS).
Bei diesem lautet wie immer zuerst das Motto „bau auf, bau auf“. Denn vor dir liegt neben einem zentralen Feuerplatz nicht viel. Es gilt nun die Nahrungs- und Rohstoffversorgung in Gang zu bringen. Gleichzeitig solltet ihr schon militärisch aktiv werden.
Die Steuerung ist eigentlich das wichtigste Element in einem RTS. Wer die Horden an Panzern bei C&C oder an Rittern bei AOE kennt, kann das nachvollziehen. Es kommt eben darauf an schnell seine Einheit zu wählen und dann aufs richtige Ziel zu lenken. Beliebt war die Vergabe von Speicherplätzen übers Num-Pad etwa, um sich eine Formation aufzubauen (Bogies auf die 5 natürlich!). Bei Viking Village ist die Touchsteuerung gut gelöst. Naja, hauptsächlich funktioniert es gut, da es einerseits nicht so viele Einheiten gibt und andererseits jene in der Verteidigung recht autark reagieren.
Gebaut werden Farmen und Bäume für die Nahrungsversorgung. Minen liefern Steine. Es geht darum Häuser zu bauen und Arbeiter zu rekrutieren. Die Anordnung der Gebäude geht fix, da die App ein quadratisches Raster als Spielfläche nutzt. Jene ist flach und inselartig. Im Mittelpunkt der Siedlung steht das Lagerfeuer, was zugleich ein heilende Fähigkeit hat. Seine Verteidigung ist die erste Priorität. Dafür kann man auch Türme bauen, jedoch keine Mauern. Vielmehr kommt es darauf an eine kleine Armee zu rekrutieren. Besonders wichtig ist noch der anfangs ausgewählte Held als Führer der Truppen mit seinen Speziafähigkeiten. Das alles hört sich eher vage an, das Spiel ist allerdings auch nicht so komplex und intuitiv verstehbar.
Gespielt werden kann in derzeit sieben Modi. Ein schnelles Spiel endet meist nach ein paar Tagen durch den Überfall recht mächtiger Gegner. Der Modus gegen einen KI-Spieler wird als besonders schwer gekennzeichnet, sodass ich ihn noch nicht gewagt habe, obwohl genau er dem klassischen Spielprinzip eines RTS entspricht. Zwei Schwierigkeitsgrade und Rohstofflimits kann man zusätzlich einstellen. Alles in allem viel Spaß, jedoch ohne Multiplayer. Der kommt nur über die Hintertür durch Highscore-Listen.
Download: Kostenfrei ist das Spiel im Store, jedoch kann man Helden kaufen. Viele davon kann man auch freischalten, indem man Werbeclips guckt. Die Werbung kommt aber ohnehin zwischen den Partien und beim Spielstart, sodass man darauf schon Lust haben muss. Grundsätzlich ist die Finanzierung durch Werbung aber freilich okay, zumal sich das Game eher wie ein Premiumtitel anfühlt. Empfehlung also für Viking Village, wer ein Echtzeitstrategiespiel sucht. Idealerweise spielt ihr auf dem Tablet für bessere Übersichtlichkeit.