Ins eiskalte Wasser der Ostsee. Nicht nur mit dem kleinen Zeh. Ist das jetzt ein Schreckmoment oder bereits die Starre eines Reptils, was mich da überkommt? So jedenfalls ist das Gefühl zu beschreiben, was ich in den ersten Minuten bei Escape from Chernobyl habe. Die Himmelsrichtung mit dem Osten stimmt also schon mal, auch wenn viele derzeit wohl eher Escape from Che… denken. Kaltes Wasser also und ganz ohne Blumenkübel-Hintergedanken. Vielmehr ein kleiner Reisebericht aus diesem Horror-Adventure von Atypical Games, welches als Premiumkauf zur Verfügung steht. Wir haben es bereits auf iOS seit zwei Wochen auf dem Device und gespielt, sind aber durch die IFA nicht zum Review gekommen, für Android ist es jetzt auch noch erschienen. Ein Game wie gemacht für dunkle Abende. Ob nun mit oder ohne Zeitumstellung.
Chernobyl oder Tschernobyl. Jetzt wird jeder gleich sagen, aber die Stadt ist doch Prypjat. Klar, aber hier geht es mal wirklich nur ums Werkgelände. Zentrum eines Mythos. Irgendwann in ein paar hundert oder hunderttausend Jahren wird man wohl Bilanz ziehen und sagen, dass die ganzen Touristen mehr Geld in die Region gebracht haben als vormals der Unfall gekostet. Obwohl. Nee. Jedenfalls ist dieses App hier genau das Futter, was sich solche Ruinengänger und Apokalyptiker unters Kopfkissen legen. Davon kann ich aber nur abraten! Denn schlechte Träume weren euch heimsuchen, in welchen Inventory is full nur das kleinste Ärgernis ist.
Das Intro! Früher gab es ja so Warnungen für Epileptiker. Einfach – nicht – runterladen. Jedenfalls sind wir in einem düsteren Szenario, in welchen die Strahlung die Sicht nimmt. Die Radiation Island vom gleichen Entwickler fühlt sich im Vergleich beinahe wie ein Sommerurlaub auf Waikikijaja an. Währenddessen Escape from Chernobyl wie gesagt eher so wirkt als würde man im Dezember sein Strandtuch an der Ostsee ausbreiten. Wohl gemerkt an der polnischen Küste, neben einer Chemiefabrik.
Im Kontrollraum des zerstörten AKW treffe ich auf den ersten „ehemaligen Mitarbeiter“. Er hat komische Manieren. Kommt trotz fehlender Lebensgeister recht flink auf mich zu. Bereits sein strahlender Anblick damals hatte mir eine Gänsehaut gegeben. Bewaffnet nur mit einem stumpfen Eisenrohr, endete der Nahkampf für mich im Game Over. Später in der langen Versorgnungshalle hatte ich mich besser bewaffnen können und mich an die Leute gewöhnt, welche sich zu meinen Füßen stappelten. Seltsam verhalten sie sich. Führen Tänze auf als wäre ein neuer Internettrend losgebrochen. Noch verrückten sind aber die Ratten, welche auch mal rückwärts ne Treppe runterlaufen.
Mit leuchtenden Ausrufezeichen sind Gegenstände gekennzeichnet, die man aufheben kann. Gerade anfangs jedoch ist der Lederbeutel eigentlich permament zu klein und eine Basis mit Kisten gibt es nicht. Entsprechend läuft mal sehr viel herum. Und stirbt dabei immer wieder. Zwar gibt es keinen permanenten Tod, aber die Wiederbelebungen verwirren doch stark. War ich nun schon in jenem Gang oder war ich da gestorben? Als Speicherpunkte dienen solche Energiewolken, die einen samt Ausrüstung auch von der Strahlung reinigen. Andernfalls heißt es Tabletten schlucken. Crafting ist neben der Suche nach Lauren wieder ein wichtiger Part. Oder sogar wichtiger. Amazon liefert nicht und so müssen selbst einfache Dinge selbst hergestellt werden „on-the-go“.
Auf der Suche nach Lauren
Das Gameplay von „Escape from Chernobyl“ ähnelt den anderen Apps des Entwicklers. Doch hier gibt es nur einen Modus, in welchem man das offene Gelände des Kraftwerks erkunden darf, um die Story rund um die verlorene Lauren abzuschließen. Diese spielt ja im Jahr 2020, wonach die Bemühungen den Betonmantel ums Gebäude zu legen, gescheitert ist und immer mehr Personen verloren gingen. Während dort in der City die Strahlung noch nicht so das Problem war, verliert man durch sie hier regelmäßig die Sicht. Bester Freund ist zudem die Taschenlampe. Der Wechsel von Tag und Nacht ist in einem Gebäude ohne Fenster logischerweise zunächst kein Thema. Sich in den Gängen zurechtfinden, erstmal einen Weg nach unten finden und dann weiter, ist die größte Herausforderung. Das Gelände wurde 1:1 in die App gebracht.