Eine Stunde ist eigentlich gar nicht so viel Zeit, vor allem, wenn man gerade in einer Klausur sitzt. In One Hour One Life verstreicht eine Stunde sogar rasend schnell: Eine Minute entspricht einem Jahr im Spiel. In einer bunten, comichaften Welt starten wir entweder als Frau oder als Baby und versuchen, die uns verbleibende Zeit zu nutzen, um etwas aufzubauen, das uns überdauert. Auf das Desktopspiel von Jason Rohrer folgt nun die mobile Version für 5,49 € auf Android, herausgebracht von Dual Decade und zum gleichen Preis für iOS von Wereviz. Sechzig Jahre in einer Stunde? Bevor ihr euch nun schon mal nach einem geeigneten Seniorenheim umschaut, könnt ihr hier unsere ersten Eindrücke zu One Houre One Life sehen.
Eine Minute, ein Jahr
Sechzig Minuten am Stück ist die längste, mögliche Spielzeit, danach stirbt die Figur an Altersschwäche. Doch beginnen wir doch erstmal bei der Geburt! Oder noch früher: Beim Tutorial! Hier lernt ihr die grundlegende Steuerung. Durch Tappen bewegt man sich in der Spielwelt, um zu interagieren, tappt man auf den Gegenstand, der dann grün hinterlegt wird. Möchte man zwei Items verbinden, streicht man von einem Punkt über dem ersten Item nach unten auf das zweite Item. So. Aus Ast wird Axt. Links unten befindet sich das Buch, in dem ihr die Baupläne zum ausgewählten Gegenstand findet. Habt ihr zum Beispiel ein Bündel Binsen, erfahrt ihr durch das Buch, dass ihr aus zwei Binsenbündel einen Korb oder durch ein Bündel plus ein Seil einen Bastrock craften könnt. In der rechten Ecke seht ihr eine Tastatur, die natürlich den Chat öffnet.
Nach dem Tutorial betretet ihr also die Welt. Startet ihr als Frau, könnt ihr dieser einen unheimlich kreativen Namen geben und direkt nach einem guten Platz zum Leben suchen. Kleiner Tipp: Ein Beerenstrauch in der Nähe ist gut, aber reicht nicht lange genug, also sucht ein Gebiet mit vielen Sträuchern, sowie genügend Ressourcen in Reichweite. Habt ihr nur neben einem einzelnen Strauch euer Lager aufgeschlagen, habt ihr spätestens ein Problem, wenn ein Kind spawnt. Dieses Kind ist ein anderer Spieler und auch ihr könnt in der nächsten Runde durchaus als Kind starten. Zur allgemeinen Erheiterung sucht die Mutter den Namen ihres Kindes aus und so hatte ich schon äußerst blumige Namen. Die ersten Jahre ist das Kind hilflos, es kann nicht mit der Umwelt interagieren und startet mit nur einem möglichen Zeichen im Chat, im Laufe eures Lebens erhaltet ihr mehr Zeichen. Wundert euch nicht, wenn eure Brut euch immer wieder „F“ hinterher ruft, denn es hat sich eingebürgert, dass Kinder so ihren Hunger äußern. Und das passiert aller paar Sekunden. Um den gefräßigen Spross bei Laune zu halten, tippt man ihn einfach an und trägt ihn mit sich herum. Die Mutter benötigt in dieser Zeit mehr Nahrung und spätestens, wenn das Kind alleine laufen kann, frisst es euch die letzte Beere vom Baum. Daher ist es besser, sich in einem Gebiet niederzulassen, das viele Nahrungsquellen besitzt, bevor der Nachwuchs spawnt.
Auf Futtersuche
Verhungern ist schätzungsweise die häufigste Todesursache in diesem Spiel. Der Balken mit den Kästchen ganz oben verrät euch, wie hungrig eure Figur ist. Wird der Balken rot, seid ihr tooot. Dabei ist es gar nicht so einfach, Gebiete mit viel Nahrung zu finden, denn wo ihr spawnt, ist Zufall. Als Kind ist man von der Freundlichkeit anderer Spieler abhängig, von denen man versorgt wird. Entscheidet sich der andere Spieler dafür, sich nicht um das brüllende Strichmännchen zu kümmern, liegt dort bald ein Häuflein Knochen – Gameover! Doch auch wenn der andere Spieler seine Mutterpflichten ernst nimmt, ist das kein Garant dafür, am Leben zu bleiben. Von Müttern, die verzweifelt auf der Suche nach Nahrung selbst sterben oder Rabeneltern, die dem Kind überdrüssig wurden und es in Schlangen setzen und sich mit einem „Bye“ dann noch verabschieden, ist alles dabei. Wie gesagt, ist der richtige Ort für euer Lager entscheidend. Doch auch, wenn ihr in unmittelbarer Nähe viele Beerensträucher habt, solltet ihr von diesen die Finger lassen. Solange ihr jung und kinderlos seid, könnt ihr auch ein Stück für euer Essen laufen. Hebt die Beerensträucher in der Basis für eure Nachkommen auf, die im Kindesalter noch nicht weit laufen können und auf das Essen in der Nähe angewiesen sind. Und auch, wenn euch keine Kinder spawnen, solltet ihr lieber einen Vorrat Beeren aufsparen, denn wenn ihr das hohe Alter erreicht habt, benötigt ihr ähnlich oft Nahrung wie kleine Kinder und der kritische Intervall, um zu verhungern, wird immer kleiner. Und wenn wir gerade bei Tipps sind: Lasst, wenn ihr könnt, auf jedem Busch wenigstens eine Beere übrig. Diese kann euch oder einem anderen Spieler vorm Hungertod bewahren. Wenn ihr die Wahl habt, ist es eh besser, nicht eine Beere nach der anderen zu vertilgen, sondern die Ernährung abwechslungsreich zu halten, das bringt nämlich Pluspunkte.
Craften in One Hour One Life
Wir kennen das Prinzip aus vielen Survival-Games: Aus Stöcken und Steinen werden Werkzeuge und Waffen. In 1Hour1Life ist es jedoch nicht ganz so einfach, denn alleine um ein Feuer zu entfachen, ist es ein langer Weg. (Dazu bald mehr in einem weiteren Artikel.) Und das wirklich Faszinierende daran: Egal, wie gut ihr craftet und wie reich euer Gebiet an Ressourcen auch sein mag, innerhalb der kurzen Lebensspanne ist es unmöglich, eine große Zivilisation aufzubauen. Stattdessen hängt der Fortschritt von den Nachkommen ab. Spawnt euch kein Kind oder ihr sterbt, ohne eine Tochter zu bekommen, die dann selbst wieder Kinder bekommt, ist alles, was ihr bis dahin gebaut habt, mit eurem Tod dahin. Theoretisch ist es möglich, sich bis zu einer futuristischen Stadt mit Laseraugenrobotern weiterzuentwickeln, aber aktuell erwischt man nur steinzeitliche Dörfer. Vollere Server sind dadurch auch die, in denen ihr vielleicht mal in einem fertigen Camp spawnt, zum Üben für Anfänger sind eher die weniger stark besuchten Server gut. (Zumindest sieht euch dann niemand fröhlich pfeifend euer Lager neben der Wolfshöhle aufbauen.)
Apropos Wölfe: Ja, auch Raubtiere können zu eurem vorzeitigen Ableben führen. Am besten geht ihr Raubtieren aus dem Weg. Wölfe, Wildschweine und Klapperschlangen können euch tödliche Verletzungen zufügen. Freundlicher sind da die Pinguine, die einfach durch die Gegend watscheln. Wirklich praktisch sind die Pferde, für die es theoretisch sogar Wagen gibt. Mit Pfeil und Bogen kann man den Spieß auch umkehren und auf Wildschweinjagd gehen oder, wer weniger mutig ist, auch Hasenfallen aufstellen.
Fazit zu One Hour One Life:
OneHourOneLife ist ein unglaublich lebendiges Spiel, für das man viel Zeit und viel Akku einplanen sollte. Kurz afk kann in diesem Spiel innerhalb von wenigen Minuten zum Tod führen, denn man braucht kontinuierlich Nahrung. Durch Updates soll auch regelmäßig neuer Content eingespielt werden, ich hörte sogar von Sagen und Legenden über Hunde! ( * atmet in Tüte * ) Mein Testgerät, ein Samsung Galaxy S7, wurde außerdem während des Spielens ziemlich warm, weshalb man es nicht gleichzeitig am Ladegerät UND in einer rundum verschlossenen Hülle lassen sollte… (Ich will nicht sagen, dass mein Handy extrem warm geworden ist, aber zwei Hobbits kamen herein und legten einen Ring darauf…) Cool wäre, wenn es irgendwann die Möglichkeit geben würde, gemeinsam mit Freunden spielen zu können.
Übrigens kam mit dem neuen Update auch ein Button für das Essen. Zuvor musstet ihr ähnlich wie beim Craften die Beere Richtung Spielfigur ziehen, nun müsst ihr die Nahrung nur antippen, um sie aufzuheben und rechts auf den Knopf drücken.
Hier könnt ihr übrigens sehen, wie 1Hour1Life sein könnte, würde man es über die Steinzeit hinweg schaffen. 😀