Die interessanteste Frage im Geschichtsunterricht ist wohl, warum man mit der Antike und dem Mittelalter irgendwann so „aufgehört“ hat. Ist Ritter Knackfuchs irgendwann mal früh aufgestanden und sagte sich: „Ey, feyn isn dat Lähm nich hyere in d´Burgh.“ Also probierte man mal ne andere Epoche. Langweile. So oder so ähnlich ist ja auch erklärlich, weshalb es so viele Apps gibt. Irgendwann hat man Game of War satt und probiert mal Rise of Kingdoms. Das hört sich mega verlockend an. Eine Zivilisation aufbauen, so im Mix zwischen Simulation und Strategie. Es heißt da im Store etwa „du wirst zum Autor der Geschichte deiner Zivilisation“. Und da ist auch durchaus was wahr. Doch wo Licht ist, ist meist noch mehr Schatten. Und so auch bei dieser Spiele-App, für welche ich sicher noch Tipps parat haben werde, da ich recht intensiv spiele. Es stammt von Lilith Games, welche ja mit Art of Conquest eine sehr gute Version von Heroes of Might and Magic herausgebracht haben. Gerade das weckte auch bei mir die Neugier, da bereits der Schriftzug von Rise of Kingdoms stark ans Sid Meiers Vorbild, also das Original Civilizations erinnerte. Und tatsächlich spielt sich das Game auch in den ersten, sagen wir mal zwei Tagen, so an. Danach folgt… hach, erstmal ein App-Review von Rise of Kingdoms.
Ihr baut eine Civilization auf. Oder genauer eine Stadt. Mit Rohstoffgebäuden und allem, was man so kennt. Eine Besonderheit ist die freie Platzierung aller Gebäude. Es gibt Helden wie in einem RPG und extrem viele Belohnungen und Quests, sodass man immer was zu tun hat. Die für Android kostenfrei verfügbare App hat allerdings auch einen großen Shopbereich mit Produkten hoch auf 104,99 Euro. Müsste man Rise of Kingdoms mit einem anderem Spiel vergleichen, so würde es eher wie Game of War und Travian in eine Schublade gesteckt werden. Von Clasher hat es nur wenige Elemente. Vom Original Civilization hat es nur sehr sehr wenig. Etwa den Versuch durch lange Texte in den Menüs über Helden und Kulturen etwas zu vermitteln. Oftmals sind diese Texte aber dürftig übersetzt bzw. sogar in Franzözisch. Für den chinesischen Publisher sehen beide Sprachen sicher genau so gleich aus wie für uns Koreanisch und Japanisch, sodass ich noch etwas Verständnis dafür habe.
Warnung zum Anfang – und Kritik
Anfangs darf man eine Zivilisation wählen. Und bereits die Vorstellung der acht zur Wahl stehenden mit viel Animation und Text macht richtig Laune. DOCH VORSICHT! Wählt weise. Zwar heißt es hier im Kleingedrucktem, dass man jederzeit neu wählen darf. Und das stimmt auch. Von kostenfreier Umentscheidung hat aber niemand gesprochen. Ausgerechnet kostet das etwa 40 Euro in der Premiumwährung, wenn man später eine andere Kultur möchte. Urks.
Das war jetzt schon wieder ein unbeabsichtigter Diss aufs Spiel. Tatsächlich gäbe es dafür wirklich viele Ansatzpunkte. Fangen wir also doch nochmal mit dem Kern der Kritik an. Rise of Kingdoms ist ein Spiel mit verdammt vielen Timern und künstlichen Begrenzungen. Ein Multiplayer-Kampfspiel, bei welchem auf einer großen Weltkarte viele Spieler mit ihren Städten sich in Bündnissen organisieren. Letztlich entscheidet hier aber allein der Geldbeutel. Wie ich bemerkte, wie viele in den Reviews auf Google Play schreiben. Man kann praktisch alles kaufen. Wenn man unbegrenzt reinzahlt, kann man sein Hauptquartier sofort auf Level 9000 bringen und alle Zeitalter durchschreiten. Alle Forschungen erfinden und jeglichen Kampf entweder blocken per Schild oder mit Übermacht gewinnen. Das hört sich alles mega frustrierend an und wer gern gewinnt, ihr hier falsch. Wenn man nicht bezahlt, muss man zumindest sehr viel Zeit mitbringen, um die App aller drei Hahnschreie zu checken.
Rise of Kingdoms Gameplay
In der Aufbauphase levelt man vorwiegend seine Gebäude. Anfangs geht das auch mega schnell, da die Timer so 30 Sekunden bis 10 Minuten umfassen. Das macht man immer so reihum, damit man das Hauptgebäude immer weiter hochstuft. Hat man die Bronzezeit bei HQ Level 5 erreicht, wird es etwas aktiver. Man setzt dann seine Helden ein, um Barbaren zu killen und Rohstoffdepots zu farmen. Die Bauzeiten sind dann bis zum Level 10 hoch immer länger werdend. Man wartet dann schon einen halben Tag. Entsprechend tritt man einem Bündnis bei und hilft sich (minimal) gegenseitig. Hautpsächlich ist man aber auf die Beschleuniger angewiesen, welche durch Quests z.B. verdient werden können.
Scouts werden ausgesandt, die im Kriegsnebel liegende Karte zu erkunden. Manchmal finden sie Höhlen oder Stammesdörfer, welche wiederrum sehr selten auch mal eine Tech stellen. Erinnert an Civilization. Ja.
Ständig ist man eigentlich damit beschäftigt die Vielzahl an Questbelohnungen reinzutippen. Manchmal sind das so 30 und mehr, die man antippen muss. Mega sinnlos.
In der späteren Kriegsphase hingegen hebt man Truppen aus (was toll klingt, aber man tippt einfach die gewünschte Zahl ein und wartet), heilt verwundete Soldaten im Lazerett und verbessert seine Helden.
Alles in allem also gewohnte Kost.
Der Höhepunkt des Wahnsinns ist aber freilich, wenn man als „Belohnung“ fürs Level-Up des HQ ein Kaufangebot für 10 Euro bekommt:
Hier noch ein Auszug aus der Shopliste, also was man wirklich alles kaufen kann: Edelsteine in alle erdenklichen Mengen, 7-Tage-Beschleunigung für 5 euro, 1 Million Nahrung pro Tag für 7 Tage für 5 Euro, Lebende Legende Paket für 5 Euro, Kriegsmaschine Paket für 5 Euro. Urks. In meinem Bündnis gibt es ständig Truhenbelohnungen (wie bei Game of War, wenn ein anderer Spieler etwas kauft), also vermutet ich, dass man hier nur erfolgreich ist, wenn man viel Geld bezahlt. Erfolgreich sollte man wohl in Anführungsstriche setzen. Wer aber Spaß hat an der Aufbaulevelei, der sollte man reinschauen. Vorsichtig aber, denn durch die Timer und RGP-Elemente ist Suchtgefahr vorhanden.