Neulich bei einem urlaubsähnlichen Spaziergang durchs ferne Weltkulturerbe kam etwas ins Sichtfeld. Nein, nicht die knorkigen Gartenzwerge und vergessenen Erzklumpen. #guesstheplace Vielmehr lag da Müll im Wald. Drei alte Autoreifen, den vierten hat der dämliche Affe ohne Gewissen wohl in seinen Garten gehängt, um darin zu schaukeln. Dazu noch etwas Hausmüll und etwas Bauschrott. Einfach daran vorbeilaufen und ignorieren? Nicht doch. Hilfe verspricht eine App. Mit ihr kannst du in wenigen Schritten den „wilden Müll“ an die richtige Stelle melden. An die jeweils lokal zuständigen Behörden. Ein App-Tipp für den Umweltschutz: MÜLLweg!
Ploggst du schon?! Joggen und dabei Müll auflesen wird gerade getrended und ist dennoch nur was für sportliche Sammler. Diese App hier ist hingegen etwas für jedermann, ob nun per Fuß, Rad oder im Tesla unterwegs. Oder im Polo Jahrgang 98.
MÜLLweg ist eine seit circa 2 Jahren kostenfrei für Android und iPhone verfügbare App. Sie ist ein „privates Engagement“ des Entwicklers, welcher mit seinem Namen Thomas Lennartz bei Google Play und im Appstore als Herausgeber dafür eintritt, dass sie „ohne Werbung, ohne Tracking, ohne Registrierung“ funktioniert. Angesichts des Entwicklungsaufwands und den laufenden Kosten sehr lobenswert.
Wilder Müll ist hässlich und gefährlich
Überzeugungsarbeit notwendig? Es klingt schon gefährlich im Titel der App: Wilder Müll. Er liegt im Wald, in Parks, Straßenecken, auf Parkplätzen, ach weiß der Teufel, wo noch überall. Dies ist das Revier der App MÜLLweg, einem praktischen Helfer für alle mit Gewissen. Der Nutzen der App liegt darin, dass sie die einfache Meldung von Müllablagerungen ermöglicht. Denn wo der Mensch war, da bleibt Müll zurück, lautet ja ein bekannter Sinnspruch vom dunklen Schopenhauer. Oder. Müll ist wesentlich häufiger als wilde Tiere heutzutage anzutreffen. Beinahe gefährlicher. Nicht nur für die Optik. Man denke an Brände, die Verletzungsgefahr und Verunreinigungen des Wassers. Um mal Dinge zu verdeutlichen, die eigentlich jedem bei Verstand klar sein sollten. Selbstverständlich? Aber der Müll liegt trotzdem da…
Bereits hunderte Meldungen
105 Meldungen im Juli zeigt die App auf dem Startbildschirm. 106, gerade wurde es montags 9:22 Uhr eine mehr. Der Entwickler berichtet von 500-600 Meldungen monatlich. Bei gerade 7189 Downloads eine beachtliche Zahl. Da sind wohl einige Müll-Jäger unterwegs. Es ist bestimmt ein sehr gutes Gefühl, wenn man später an einer Stelle vorbeikommt, welche vor der Meldung vermüllt war. MÜLLweg ist also kein Experiment mehr, sondern eine praktisch genutzte App.
Die Meldung gehe „extrem einfach“. MÜLLweg nimmt einem komplett die Arbeit ab, die zuständige Stelle zu finden. Man muss nur den Standort eingeben, kann ihn per GPS bestimmen lassen oder auf der Karte markieren. Oder man lässt ihn später aus den EXIF-Daten eines Fotos auslesen, also wenn man beim „Fund“ etwa keine Zeit oder kein Netz hatte. Oder man gibt ganz altmodisch die Adresse ein. Danach gibt man ein paar Angaben ein, etwa zu Menge und Art des Mülls. Die App erstellt dann eine Mail, welche mit dem eigenen Mailprogramm versendet werden kann. Eine Meldung geht an die behördliche Stelle bzw. im Fall von Bahnhöfen an die Deutsche Bahn per WhatsApp bzw. Festnetznummer. Versprochen hatten wir oben, dass in der App keine Anmeldung notwendig ist. Dennoch erfolgt diese also nicht anonym. Der Entwickler erklärt, dass die Behörden dadurch der Meldung wesentlich mehr vertrauen.
Mehr als 10.000 Städte, Gemeinden und Regionen seien in der App eingetragen. Testweise gab sie mir für einen Ausflug nach Brandenburg die Gemeindeverwaltung als Adressaten, hier in Berlin werde ich darauf hingewiesen, dass ich auch die lokale App oder Webseite der Behörde nutzen könne.
Macht mal MÜLLweg!
MÜLLweg ist keine App, welche euch die Abfuhrtermine für euren Hausmüll mitteilt. MÜLLweg ist dein praktischer Begleiter für unterwegs, wenn du dazu beitragen willst, dass die Natur und öffentliche Bereiche sauber und sicher bleiben. Hierbei geht es nicht darum, einen öffentlichen Pranger zu unterstützen, sondern konkret tätig zu werden. Dadurch unterstützt man mitunter sogar die Aufklärung wilder Müllabladerei, denn zeitnahe Meldungen erhöhen sicher die Aufklärungsquote.