App-Welt. Auf Seite 92 sind diese anziehenden Worte zu finden, welche auch vor einigen Jahren diese Bloggründung hier initiierten. Erst auf Seite 92? Und jetzt fragst du dich welches Buch hier wohl vorgestellt wird, wenn es erst nach einem Drittel an vermeintlicher Vorlaberei zum Thema kommt?
Die Autobiografie vom Wunderlist-Investor Frank Thelen, welche uns erst jetzt in die Hände gefallen ist, sodass sich dei beiden Verspätungen in einer Zeitverschränkung aufheben. Viele kennen den Herrn vielleicht erst aus der TV-Runde „Höhle der Löwen“, welche diese ebenso wunderlichen Produkte in diese Regale hinter der Kasse im Baumarkt bringt und deren Apps wir mit Kickbase, Joidy und evopark ebenso vorstellten. Und ebenso mit einer beinahe stillstehnden Momentaufnahme aus dieser Sendung startet und gipfelt das Buch. Heute startet ja Staffel 6 der Show, in welcher Frank Thelen zwar dabei ist, aber nicht in allen 20 Folgen.
Frank Thelen. Schon viele Interviews gelesen, Vorträge geschaut und Podcasts, in denen er zu Gast war. Vielleicht sogar eine seiner produzierten CDs vom Heftcover einer PC-Zeitung genutzt. In Erinnerung geblieben ist etwa, dass man bei seiner als Zahnärztin arbeitenden Frau keinen Termin machen soll, um ein Projekt zu pitchen. Das machen Leute? Die Höhle der Löwen läuft bei mir nur noch als Clip in der Mediathek, wenn eine App oder ein Gadget dabei ist. Von Staffel zu Staffel wurde sie mehr zum Circus-Casting.
Frank Thelens Autobiografie, bla bla bla. Geschrieben mit einem Herrn Schulte-Richtering. Und die auch noch ziemlich linear für einen nicht-linearen Lebenslauf. Kaum ein Genre ist so langweilig und zugleich irgendwie angesagt. Die Idle Games der Buchwelt. Deshalb bieten wir hier gleich einen Service, eine Art „Skipbooster“ für die ersten 92 Seiten des Buchs. Denn während Frank Thelen für seine sheldonhafte Direktheit in der Höhle der Löwen bekannt ist, die er auch verteidigt, wird es schon etwas langatmiger.
Fast 300 Seiten für 43 Jahre? Und doch, da schreib z.B. ein „Leser“ bei einer Tageszeitung: „Der Typ war, ist und bleibt mir suspekt. Irgendwas stimmt mit ihm nicht. Was verbirgt er?„
Danke, Danke, Danke
Frank Thelen scheint ein Guter zu sein. Artig bedankt er sich in den ersten Kapiteln für viel Verständnis. Für Fehler und Abgehobenheit während der Phase der New Economy. Daneben gibt es folgende Zusammenfassung für die ersten Lebensjahre von der Schulzeit bis zum Fotobuch-Exit, Quelle Frank Thelens Autobiografie:
- „Auf dem Höhepunkt meiner Skateboard-Laufbahn bin ich sechs Stufen runtergesprungen,…“
- „Ich brach mein Studium ab und gründete meine erste offizielle Firma.“
- „Unsere Zeit war gekommen!“
- „Wir tranken Cola light ausschließlich aus den kleinen Flaschen.“
- „Doch hinterher ist man klüger.“
- „Kopiere nicht meinen Lebenslauf.“
- „Das Problem: Ich essen keinen Fisch.“
Also, die Jahre des Scheiterns. Hinfallen steht ja auch als Untertitel auf dem Cover. Er stellt sich humble dar und ein klein wenig vom Glück gesegnet. So sollte die erste Million an Kapital gar nicht wieder eingespielt oder gar vervielfacht werden, sondern waren als Förderung für die Start-Up-Szene gedacht. Naja. Es geht schon etwas in die Richtung von dem hier. Sorry. Zwar gesteht er stets Fehler ein, meint arrogant gewesen zu sein und so weiter. Letztlich bleibt aber stets seine Interpretation stehen und diese wird durch den Erfolg betoniert. Aka, niemand muss erfahren, ob du moralisch und fair gehandelt hast, wenn du eine Million auf dem Konto hast. Zeigt Thelen also alles? Haaalt, wir sind ja noch gar nicht fertig mit dem Buch.
Und weiter lesen? Oder auch: Vorsicht ätzend!
Auf Amazon gibt es viele negative Reviews zum Buch. Nein, das Buch hat 4-Sterne im Durchschnitt, aber als „Spitzenrezensionen“ werden oben nur solche mit 1-Stern angezeigt. Komisch. Deren Kritik lässt sich kaum zügeln. Deals seien geplatzt, seine Lebensweisheit „Schummeln erlaubt“ sei mies und überhaupt sei das Buch zu flach oder verrate zu wenige über ihn selbst. Gerade ab Seite 99 wird das deutlicher. Kann man aber so oder so sehen.
Ab Seite 99 wird es interessanter, da es eben mehr am Heute liegt. Bis hierher diente das Buch eher so als „verstehe mich“ und nun folgt die Abhandlung über aktuellere Projekte. Scanbot etwa und wie er zugibt, dass die Entscheidung mehr auf Lizenzierung zu gehen, richtig war. Wenige Hintergründe zu Wunderlist sind zu erfahren, die aber alle schon bekannt sind.
Ab Seite 99 wird es uninteressanter, da es weniger um Frank Thelen geht und mehr um die Projekte, Firmen. Doch vorher gibt es noch ein paar Insights in die Höhle der Löwen, welche aber mit einer komischen Dopplung startet. Nochmals wird der Typ genannt, welcher den Kamin anzündet. Der Spickzettel für die Bewertung der Beuteopfer ist da vielleicht noch nennenswert.
Frank Thelens Biografie 1.0
Generell merkt man, dass zwei Autoren am Werk waren. Ich tippe darauf, dass Thelen dem Herrn Schulte-Richtering sein Leben erzählte und er dann die ersten Kapitel schrieb, vielleicht bis auf das zur Frau. Beim Kapitel über die Höhle der Löwen war dann wohl etwas Moderation notwendig, etwa wenn er über den Gutscheintypen Schweizer schreibt, dass er vor ihm Respekt habe. Der Rest der Seite liest sich nicht so und ist sicherlich ein paar mal entschärft wurden, denke ich.
Danach sind 2/3 von Frank Thelens Biografie sachlich runtergeschriebene Projektbeschreibungen und Visionen. Bei den Essensfirmen hat Thelen noch eine Entschuldigung parat, wonach es gleich trocken werde. Danach zerfällt das Buch aber immer mehr. Alles interessant, aber nicht diskursiv genug für ein Tech-Buch. Im Seniorenkolleg mag man damit vielleicht noch punkten. Oder auf dem FDP-Parteitag. Och.
Frank Thelens Autobiografie ist eines der wenigen Selbstpräsentationen, welche nicht gleich nach Seite 10 einschläfernd wirken. Zzzzzzz. Okay, vielleicht war auf Seite 74 ein kleiner Müdigkeitsanfall da, welcher mit dem einzigen zum Einsatz kommenden Chapter-Skip Booster gerettet wurde. Gibt es was zu lernen? Naja. Gibt es interessante Einblicke? Naja. Liest man es mal schnell durch und fühlt sich unterhalten. Jep. 300 Seiten für einen Abend, denn viele Seiten sind verbildert oder mit Info-Boxen verkürzt. Insgesamt ein gutes Buch, aber kein Must-Have. Gerade wer den Herrn schon aus allen möglichen Beiträgen kennt und ihn vielleicht mehr kennenlernen möchte, ist hier bei Frank Thelens Biografie falsch. Wer seine Projekte kennt auch, da er aus Mitleid vor Biografielesern eben nicht in die Details geht. Oder er macht schlicht zu viel oder hat noch keinen Abstand gewonnen. Eigentlich sind nur die ersten Kapitel über ihn selbst, der Rest ist keine Autobiografie mehr. Wer die Bücher von Branson etwa mag, ist hier falsch.
Insofern kann man nur auf ein Update von Frank Thelens Biografie so in 10-15 Jahren hoffen. Ich würde es lesen mir von meinem KI-Leseroboter in einer 3D gedruckten Pommes aus Erbsenpulver servieren lassen. „Snack and learn“ ist der Arbeitstitel für mein Startup. Ketchup oder Mayo ist ein IAP, kostet zu bezahlen mit einer DNA-Coin, meiner bio-crypto-Währung. Ab 2035!