Bitte keine News mehr lesen über die Welt, die Nachbarschaft, die Rassekaninchenausstellung und Olympia. In „Die Kunst des digitalen Lebens“ propagiert Rolf Dobelli genau das. Und als ich gerade googelte, ob ich das Frendwort „propagiert“ seit 20 Jahren überhaupt richtig benutzt, soviel Anerkennung wollte ich dem Herrn zukommen lassen, merkte ich, dass er mit seiner steilen Schrift schon recht oft angeeckt ist. Klar, wer mit News sein Geld verdient findet es recht blöd, wenn jemand dazu aufruft sie nicht mehr zur Kenntnis zu nehmen. Uns insofern ist das komisch, da ich sozusagen alles über Ralf Dobelli schreiben könnte im Internet, da er ja komplett auf News verzichtet. Oder ist Internet noch erlaubt? Achja, Wikipedia sei seine Startseite. Klar. Aber wo fangen dann News an und wo hören sie auf?
„Die Kunst des digitalen Lebens“ ist auch bei mir schon recht früh als grobschlächtig gedacht durchgefallen. Konkret unter der Überschrift „News sind für den Geist, was Zucker für den Körper ist“ auf Seite 23 von 246, obwohl ich die Kernaussage des Buchs durchaus teile. Warum gerade da? Eines seiner Beispiele für sinnlose News ist:
„Eine App, die alle Rekorde bricht.“
Und hier denke ich – natürlich ist das super interessant! Klar, Interesse heißt im Wortsinne ständig zwischen etwas zu sein. Und das ist im Fall ein großer Trend, eine Umwälzung aller Gewohnheiten für Organisation und Unterhaltung. Ich muss nicht lange ausführen, dass ich das mies finde. Check-App als solches zeigt mit seinen hunderten Beiträgen, dass das Thema ankommt und richtig ist sich damit zu beschäftigen. Obwohl… so richtige News gibt es hier auch nicht, sondern eher größere Themenzusammenhänge. Also ist bereits hier die Lehre aus dem Buch „Die Kunst des digitalen Lebens“ von Rolf Dobelli: Lasst einfach mal die trivialen „News“ weg und widmet euch größeren Themenzusammenhängen. Das könnten aber auch die Royals sein, wenn du dich für Geschichte interessiert. Mir relativ egal.
Seine Meinung aus persönlicher Erfahrung heraus ist es, dass „News“ schädlich sind, weil sie süchtig machen können. Weil er selbst süchtig nach ihnen war. Er stand morgens nicht mehr auf, ging abends nicht mehr ins Bett und checkte aus diesem Zustand mit einem Bein auf dem Boden und einem im Schlafdings eigentlich nur noch, ob eine neue Brieftaube mit News am Fenster warte. Stattdessen soll man mehr Bücher lesen, eventuell eine Empfehlung, welche vom Verlag für vierzig Cent plaziert wurden ist. Den Bücher seien des ältere Medium, oder wie soll man den Satz und historischen Vergleich auf Seite 24 verstehen, wonach sie eine „junge Erfindung“ seien? Gerade einmal seit 1650 gibt es sie.
Er war also süchtig nach News und alles, wonach man süchtig werden kann ist ja schon mal grundsätzlich böse. Kokain zum Beispiel oder Coin Master. Okay, eines der Beispiele eben war irgendwie schief. Wie war das gleich mit der Coin Master Kritik? Okay, ab Seite 41 arbeitet er sich dann an allen weiteren Aspekten ab, weshalb News mies seien. Das sieht nicht nur im Inhaltsverzeichnis schräg aus, wenn da 1001fach die Überschrift steht „News sind…“. Ist das noch ein Stilmittel oder kann das weg? Das sind dann so Gründe wie… ach, lest es selbst. Oder auch nicht.
Eigentlich gibt es nämlich nur eine wichtige Aussage zu dem Buch. Sein Titel „Die Kunst des digitalen Lebens“ ist falsch. Es geht hier nur um Journalismus. Wer nicht in der Branche ist und nicht gerade süchtig nach News, kann es getrost im Laden stehenlassen. Achja. Wie wäre es, wenn das kommende Buch von Ralf Dobelli mal ausnahmsweise nicht mit „Die Kunst“ anfangen würde?