Sündhaft teure Spiegelreflexkameras brauche man nicht mehr, um tolle Fotos zu machen. Das ist durchaus auch das Mantra von Check-App hier, auch wenn ich dazu gleich noch einen Gag habe. Wohl braucht man sündhafte teure Smartphones aller zwei Jahre neu. Mir ist jedenfalls etwas „Totholz“ (wie der Autor es nennt) in die Hände gefallen, welches interessiert und mal ausgeliehen wurde: Ein Ratgeber von Alexibexi zur Smartphonefotografie. Denn in deiner Tasche steckt die „Zukunft der Fotografie“. Trotzdem benötigt man etwas Cleverness, Techniken für die Umsetzung seiner „unglaublichen Ideen“. Und dazu gehört nicht das Sushi von gestern abend als Motiv. Oder etwa doch?
Das Buch „Scheiss auf Kameras“ ist 2019 beim Riva Verlag erschienen. Zwei Autoren, viele Bilder. Auch mit ihnen drauf. Ansprache in Du-Form als wäre man in einem AG-Schulkurs. ISBN 978-3742308993. Zielgruppe seie jeder, der verstehen will, welches Potenzial in Smartphone-Kameras stecke. Auf 192 Seiten werden sehr grundlegende Aspekte der Fotografie geklärt, etwa zu Weißabgleich und ISO, Bildgestaltung, Licht und Farben. Auch Apps und Gadget-Zubehör haben ein Kapitel jeweils spendiert bekommen.
Perfekt fotografieren und filmen mit dem Smartphone steht auf dem Cover des Buchs. Drüber ist ein Typ zu sehen, welcher offenbar gerade ein verträumtes Selfie macht. Offenbar träumt er von Äpfeln, auf dem Smartphone jedenfalls wurde das angebissene Logo des Herstellers retuschiert. Da war wohl der Wurm drinnen. Ein weiterer Name, nämlich der von Carolin Schwartau steht auch noch drauf, sie scheint die Kamerafrau zu sein – der Code lautet „Kameraarbeit der Bewegtbildinhalte“.
Alles über den Autor
Alexibexi kennt man eigentlich, wenn man You und Tube buchstabieren kann. Er ist verdient einer der angesagten Typen in der Webvideo-Szene. Er informiert und unterhält recht fresh und frech, auch teils etwas übertrieben nervig in der Tonalität, was in Textform aber nicht ganz so stört. Dazu gleich mehr. Jedenfalls macht er also Videos, schon recht lange. Das Vorwort liest sich dann beinahe als Entschuldigung, dass er nun doch ein Buch mit Text gemacht habe. Gleich zweifach muss das coole Totholz untergebracht werden als Synonym für Buch.
Das gewollt flappsige Vorwort lassen wir aber nun mal hinter uns. Es ist anstrengend zu lesen im Buch und wohl auch hier. Irgendwie musste aber der Würgreiz unterbunden werden, welcher da durchs hochstapeln entstand, wonach das Buch ein „definitives Kompendium“ sei. Naja, irgendwie konnte man beim Titel schon ahnen, dass es anfangs etwas selbstbewusst müffeln könnte.
Alles aus dem Buch
Der Fokus liege auf Technik und beginnt mit einer langen historischen Darstellung, welche aber zum Glück nicht in Lascaux beginnt. LEsbar, aber völlig uninteressant. Und insofern ist es äußert unglücklich sich nicht auf technische Basics zu konzentrieren, da dies wohl zu viel Optikgedöhns einer normalen Kamera bedeuten würde. Vielmehr stellt man Google Pixel 3, Huawei Mate20 Pro und iPhone XS vor. Der erste Satz hier im Kapitel zeigt zumindest Bewußtsein für den Fehler: „Dieses Kapitel würdet ihr am liebesten überspringen…“? Genau.
Das Problem der folgenden Kapitel… ach, warum schon wieder so kritisch. Tatsächlich aber könnten man die Kapitel zur Bildgestaltung (77-105), Farben und Licht auch in jedem Fotobuch lesen, zumal nur minimal oder fast nie mehr aufs Thema Smartphone eingangen wird. Seite 119 musste dann noch ein Kasten mit einer Info zum RGB-Farbraum füllen. Öhm.
Besonders von Interesse ist natürlich noch das Kapitel Apps. Empfehlungen sind Halide, Hydra, Open Camera, Manual Camera, Hypocam und Camera MX. Sie werden auf insgesamt 5-10 vorgestellt, sodass man sich kaum eine Meinung bilden kann, welche davon nun gut ist.
Fazit
Das möge genügen, um den Inhalt anzulichten. Der Name AlexiBexi auf dem Cover machte neugierig. Seine Videos auf dem Google Portal sind bestimmt sehr gut gemacht (ich habe kaum eins komplett gesehen). Gibt er das Wissen weiter? Macht es Lust auf gute Fotos oder seine Technik zu verbessern. Da bin ich mir nicht sicher. Tatsächlich fühlen sich viele Teile im Buch so an als ob er sich selbst etwas erschließen will. Viele Basics wirken deplatziert und langweilig. RGB, bitte? Das kann man jetzt also „super Überblick“ bewerten oder „inhaltlich enttäuschend“. Scheiss Buch oder Buch Scheisse? Liegt es vielleicht am Format Buch.
Ich jedenfalls habe keinerlei Ahnung von Smartphone-Fotografie oder jener mit einer Kamera. Und trotzdem gelingen mir solche hervoragenden Bilder:
Irgendwas ist da also falsch. Nur was. Aber ich schreibe ja auch keine Bücher, sondern nur schwer lesbare Reviews.