Das Höhlengleichnis levelt dein Brain, wenn es ums Thema Philosohpie geht. Digga, Gamersprech. Und nur jene? Vielfach wird es als Universalwaffe gegen die Verblendungsdummheit in der Matrix gesehen. Was aber umstritten zu nennen noch nett ist, für die Philosophen hier. Zumindest wäre es nett auch abseits der indirekten LED-Beleuchtung am Ideenhimmel ein bissel den Durchblick zu behalten. Was hält die Welt außer Patex so zusammen. Oder war das Durex? Ja, um die Allgemeinbildung ist es laut deines Small Talk Gegners nicht so gut gestellt. Er meinte, alle Cocktails habe er gewonnen im sozialen Nachfolgewettbewerb der Vierteilung: A, B, C oder Antwort D? Günther Jauch, bist du es? Ein Glück hat sich geradeso noch eine App mit ins UBER gequetscht, welche die Lücken in deinem Maul zuverlässiger schließt als Kartoffelbrei-Burger.
Was war denn das gerade? Wirr würde wohl Blinkist sagen. Diese halb gebratene und teils pürierte Einleitung in die Blinkist Kritik wird nicht besser. Zugegeben hängt Blinkist die Latte für die Kritik schon längst auf 4,6 (Sterne) hoch in den Stores, wenn auch nicht ganz ohne Macchiato (im Wortsinne). Da muss man als Marshmallow etwas strampeln, um nicht im Pott zu ertrinken. Für alle Blinkist-Nutzer hier zunächst die 15-Sekunden-Zusammenfassung: „Und er trat vor das Tor hin und sprach also – es sedimentiert sich die Allgegenwart des entfremdeten Geistes“. Ok, ciao. Teddie.
Warum die Blinkist-App so gut und schlecht ist
Hier wurde Blinkist im Blog vorgestellt, ist ne Weile her. Damals hatte die App noch 20.000 Nutzer udn lächerliche 110 Bücher. Andere Medien lobhudelten mittlerweile auch, dass Blinkist in Nullkommanix die Angst vor umstürzenden Bücherregalen nehme, andere kritisierten bitter wie Sojamilch die Häppchen-Kultur ohne den Duft chlorgebleichten Papiers. Beide Seiten machten ihre Punkte, sodass es schwer fällt 2020 die Vorleseapp mit dem Gouttes-Gottesteilchen im Icon noch so richtig runterzumachen. Warum überhaupt Kritik, ihr Fans? Und was ist das Gegenteil einer Leseratte? Kant, übernimmt alsbald. Wer liest schon noch Platon, verdammt.
Viele stehen am Topf, wenn man Blinkist analysiert. Es gibt da also die Verlag und Autoren. Dann noch die Leser. Dazwischen eine App aus Berlin, welche versucht Medien neu zu gestalten. Zumal lesen so überbewertet ist, wenn man doch hören kann.
Loben und vorstellen muss man Blinkist sowieso keinem Wissensschlauschlumpf mehr, da sie ja schon über 16 Millionen Nutzer hat, was in etwa der Fläche eines Fußballfeldes entspricht. Häufig wird von jenen Suchmaschinenbequemen aber „Blinkist Kritik“ gegooglet und da habe ich sogar unterirdische Ziegen aus dem Kernfeature vors Feuer geführt. Also: Einwendungen gegen die Blinkist App sind hierbei vor allem inhaltlich gemeint, da die Programmierung völlig ausreichend ist. Nunja, Blinkist wird in den Stores noch dafür kritisiert, dass man das Abo leicht eingehe und nicht ebenso leicht kündigen könne. Das Thema sparen wir uns hier mal, da es da einen Basic-Zugang gibt und man da nicht rummeckern kann, wie es sich für einen Verriss gehört.
Blinkist mit einem Blinzeln
Blinkist sei eine App für die Allgemeinbildung und ist wohl vor allem bekannt geworden für die Kurzzusammenfassung von Sachbüchern. Hörbücher gibt es schließlich bei Audible genug, kch. Es gibt Kernaussagen von mehr als 3.000 Büchern und jeden Monat 40 neue. Gratis kann man sogar jeden Tag sich einen Blink antun, wenn man ein vielseitig interessierter Mensch ist, aber keine Lust hat sich selbst tiefergehend mit einem Buch zu beschäftigen. Ich würde ja gern mal einen der Werksansgestellten bei Blinkist fragen, was das schwierigste Buch für eine Zusammenfassung wohl wäre? Ludiwigs Tractatus logico-philosophicus oder des Schnurrbarts „Also sprach Zarathustra“?
Zwei also in binär 0010 (!) Bücher habe ich mir zusammenfassen lassen und mal auf der Fahrt in der U-Bahn in Berlin mir reingezogen. Beide Titel habe ich vergessen. Komischerweise kam in beiden das Höhlengleichnis vor.
Nun kann Blinkist für die Qualität der Ratgeberliteratur nicht viel und so ist es mehr als einen Schmunzler Wert, wenn selbst im Jahr 1998 manche Autoren noch besagtes Höhlengleichnis für sich und ihre Leser entdecken. Ehrenbruder Adeimantos sprach hingegen, na sichie. Man kann gar nicht soviel nicht wissen, wie man hier hören kann. Also lassen wir mal die persönliche Erfahrung beiseite.
Folgende Kritikpunkte bzw. Aspekte gibt es zu berücksichtigen:
- Blinkist klaut: Nennen wir es Mundraub, auch wenn ich im TikTok 12 erfahren habe, dass es den Paragrafen nicht mehr gibt. Aber aus langem Text wird kurzes Mundgesagtes. Die Verlage sehen keinen Taler, die Autoren sowieso nicht? FRAGEZEICHEN. Die „angewandte Sprache“ sei einzigartig aka man kopiere nicht, habe aber „Lizenzvereinbarungen mit Verlagen“ für Originalzitate. Letztlich kann es uns Lesern aber egal sein, was da hinter den Kulissen läuft, zumal Blinkist den verkaufsfördernden Aspekt betont. Wer hört, kaufe auch die Bücher. Ja, kann sein.
- Blinkist baut auf Sumpf: Viele Sachbücher sind wohl das Papier nicht Wert, auf welche sie ihre Mindmaps malen. Gerade in Kurzfassungen merkt man dann, wie wenig Masse da nach dem Verdampfungsprozess übrig bleibt. Als Hörer merkt man dadurch schneller, ob ein Buch interessant ist oder nicht.
- Blinkist bleibt lau: Um die Qualität der Verdampfung einzuschätzen ist wohl jene Formel gut geeignet: könnte ich in einer Prüfung daraus eine Antwort für die Frage nach dem Sinn des Lebens machen. Wenn weniger als 41,9 Zeichen übrig bleiben, sagen die Mäuse nein. Also die Blinkist-Inhalte sind schon super eingesprochen, aber aus einem Eclair wird kein Windbeutel mehr.
Letztlich ist die Entscheidung für oder gegen Blinkist keine persönliche, sondern ein unaufhaltsamer Trend. Wer liest noch gern, macht ja müde. Die Frage dürfte wohl auch sein, ob Bücher überhaupt notwendig sind fürs transportierte Wissen und dann nicht doch ein gesellschaftliches Vehikel sind, um Anerkennung und Geld zu verdienen. Aber das steht auf einem anderen Blog.
Dieser Beitrag entstand im Kurs „Texte schreiben im Internet“ an der VHS Wolfenbüttel im Sommersemester 1978 unter Nutzung folgender Medien: Platon: Das Höhlengleichnis, Übersetzung von Friedrich Schleiermacher, Politeia, 7. Buch 106 a – c. Optimiert ist er aufs Wort „Blinkist Kritik“.