Zwei oder gar kein Auge? Wie Goblin Pierre diese Frage beantwortet, entscheidest du. Wir sind nicht bei Clash Royale und somit hängt wohl nicht Sieg und Ladderfrust von dieser Antwort ab. Wohl aber wird der weitere Verlauf der Geschichte in diesem interaktiven Hörbuch bestimmt. Bei Audory habe ich mir kurz einen Eindruck von dem Erlebnisangebot gemacht, welches da in der Höhle der Löwen präsentiert wurde. Und der Titel jener eben zitierten Geschichte von Corinna Rindlisbacher, nämlich Nichts anfassen, sollte man sich wohl nicht zum Motto machen.
Audory bietet eine Plattform für interaktive Hörbücher. Die Macher sind in der sächsischen Stadt Chemnitz ansässig, welche bekannt ist für das Marx-Monument, Kraftklub und ein nicht mehr stattfindendes Hip-Hop-Event. Der Gründer kommt offenbar aus Berlin. Als App für Android und iOS ist sie verfügbar und somit ein Fall für uns. Ob es auch einer für eine/n der Löwen war, haben wir in der Sendung gesehen. Gesucht war Hilfe fürs Marketing sowie 120K Euro für 15 Prozent. Maschmeyer und Kofler stiegen mit 200K für 20 Prozent ein, laut Medienberichten sei der Deal aber letztlich nach der Sendung nicht zustande gekommen und die Firma habe anderweitig Kapital erhalten.
Außerdem haben wir geschaut, welchen Einfluss so ein Auftritt auf die Sichtbarkeit der App hat. Vor der Sendung lagen die Downloads bei Android unter 500 und es gibt nur 12 Reviews, offenbar ist die App seit Version 1.0.0 seit 30. November 2020 live, also fast eineinhalb Jahre, was auf wenig organisches Interesse in den Stores schließen lässt bzw. bisher noch keine durchgeführten Kampagnen. Auf Instagram sind es knapp 500 Follower. In der Sendung war die Rede von etwas über 1000 Euro Umsatz bisher. Nach der Sendung ist der Downloadzähler auf 5000+ gestiegen und es gibt 50 neue Reviews, davon auch viele kritische, wonach es zu wenig Auswahl gibt und die Registrierung hänge. Auf Instagram hat man nun 1300 Follower.
Entscheidungen zu treffen, das kennen App-Spieler aus 1001 Geschichten, ob nun mit Amore oder Zombies. Nicht nur von dem Buch, was du nach sieben Seiten beiseite gelegt hast für immer. Auch eine Entscheidung. Chatstorys sind derzeit angesagt. Auch bei Alexa sind wir hin und wieder abgestürzt mit einem interaktiven Rätsel. Im unbefriedigenden Wortsinne, wir sind bis heute nicht aus der Garage in jenem Room Escape herausgekommen, was wir damals im Skillreview checkten und nie empfahlen.
Audory App im Schnellcheck
Das Prinzip: Schauen bzw. hören wir uns derweil die Audory-App mal kurz an. Sie biete also die Entscheidungsgewalt über die Geschichte. Das geht so, dass man den Button für die Auswahl zu drücken hat. Oben bei der taktilen Verneinungsstory hat die erste Auswahl hörbar und kurzfristig kaum einen Einfluss auf den weiteren Verlauf. In beiden (falschen) Antwortfällen lachen die anderen Schüler, der Lehrer wird motzig und die nächste Entscheidung lautet immer, ob man mit dem Papier schnipsen soll. Der Optionenbaum wächst also nicht sofort gen Himmel, es soll uns hier auch nur ums Prinzip gehen. Dieses lautet, dass man jeweils Textpassagen hört, wohlgemerkt im Beispiel sehr professionell vorgelesen vom erfahrenen Synchronsprecher Tim Gössler aus Potsdam, von welchem ich auf Audible eine ganze Reihe von eingesprochenen Hörspielen finde. Dann muss man simple Entscheidungen treffen, deren Auswirkung mehr oder weniger einschätzbar sind. Es ist für unseren Pierre schon blöd, wenn man eine Antwort geben muss, wenn die Frage unklar ist und beide Antwortmöglichkeiten falsch. Da hilft auch kein 50:50 Joker weiter. (obwohl die Antwort gar keine für Realisten korrekt ist, da es Zyklopen ja nicht gibt) Jedenfalls gibt es in den knapp 50 Minuten dann 36 Entscheidungen zu treffen, also aller eineinhalb Minuten circa eine. Der Hörgenuss wird also recht oft unterbrochen. Das ist vielleicht nicht für jeden etwas. Der Usecase für Hörbücher ist oft jener, dass man unterwegs sie nebenher hört. Im Auto, beim Sport und während der Arbeit möchte man da nicht tippen. Nunja, müsste man sich genauer anhören und nicht nur die ersten 5 Minuten.
Bei der Audory App Anmelden?
Der Startscreen von Audory bietet einem die Möglichkeit an der Registrierung/Anmeldung vorbei ins Stöbern zu kommen. Die Goblingeschichte eben ist kostenfrei und auch über die Audory Homepage anhörbar. Weitere Hörspiele sind kostenfrei, sodass man offenbar schon einen Eindruck von der Qualität bekommen kann. Die Hörspiele sind teils schon unterschiedlicher Qualität. Kosten fallen wohl nur im Direktkauf an, es gibt 10 Hörtaler für 10 Dollar bei iTunes, die Preise der Hörspiele sind nicht auffindbar ohne Anmeldung. Diese wird schon fokussiert von der App, da man immer wieder auf den Homescreen kommt, sobald man was anhören möchte.
Insofern präsentiert sich audory sehr aufgeräumt und könnte auch von Amazon oder einem großen Verlag stammen. Da es wohl das Hauptproblem sein wird neue und großartige Inhalte zu bekommen, wird die App dort eventuell auch landen. Die Produktion der Hörspiele dürfte kostenintensiv sein, Lizenzen und große Namen gebunden. Harry Potter oder der Biss als Entscheidungshörspiel? Schwer vorstellbar. Letztlich werden also die Inhalte für uns Nutzer das entscheidende Kriterium sein und da hat der Nutzer bekanntlich eher Argusaugen.