Die Luca-App wurde zu Beginn der COVID-19-Pandemie als innovatives Tool zur digitalen Kontaktnachverfolgung eingeführt und sollte Gesundheitsämtern helfen, Infektionsketten schneller zu durchbrechen. Doch nach anfänglichem Erfolg und massiver Verbreitung ist die App heute nicht mehr in der ursprünglichen Form aktiv. Stattdessen hat sie sich zu einer Plattform für die Gastronomie und den Zahlungsverkehr entwickelt. Dieser Artikel beleuchtet die Entwicklung der Luca-App von ihren Anfängen bis zur Gegenwart und zeigt auf, welche Probleme und Kontroversen ihren Weg begleitet haben.
Die Idee hinter der Luca-App
Die Luca-App wurde 2020 von der Culture4Life GmbH entwickelt und versprach, die Kontaktnachverfolgung in Restaurants, bei Veranstaltungen und privaten Treffen zu revolutionieren. Durch das Scannen eines QR-Codes sollten Nutzer ihre Anwesenheit an bestimmten Orten dokumentieren, sodass Gesundheitsämter im Falle einer Infektion schnell alle Kontaktpersonen informieren konnten. Unterstützt durch die Fantastischen Vier und insbesondere Smudo, gewann die App rasch an Popularität und wurde von 13 Bundesländern für insgesamt 21 Millionen Euro lizenziert.
Der Hype und die Ernüchterung
Trotz der breiten Einführung zeigte sich schnell, dass die App in der Praxis mit zahlreichen Problemen kämpfte. Ein zentrales Thema waren die technischen Mängel und Sicherheitslücken, die wiederholt von IT-Experten kritisiert wurden. So war es beispielsweise möglich, durch Schwachstellen in der Software Bewegungsprofile der Nutzer zu erstellen oder gar Schadcode in die Systeme der Gesundheitsämter einzuschleusen. Im Video von Simplicissimus wird auch auf die problematische Vergabe von Lizenzen ohne Ausschreibung hingewiesen, was zu rechtlichen Auseinandersetzungen führte.
Die praktische Nutzung der App
Die anfängliche Euphorie über die App wich schnell der Ernüchterung, als sich zeigte, dass die Gesundheitsämter mit den gesammelten Daten oft wenig anfangen konnten. Eine Umfrage von netzpolitik.org ergab, dass nur drei von 137 befragten Gesundheitsämtern die App regelmäßig nutzten. Hauptkritikpunkte waren die schlechte Datenqualität und der zusätzliche Arbeitsaufwand, den die App verursachte. Zudem vergaßen viele Nutzer, sich nach dem Verlassen von Orten wieder auszuchecken, was zu einer massiven Ansammlung von unbrauchbaren Daten führte.
Die Umwandlung zur Super-App
Angesichts der abnehmenden Relevanz für die Pandemiebekämpfung begann das Luca-Team, die App umzubauen. Seit Mai 2022 bietet die App Funktionen wie digitale Bezahlung, Tischreservierungen und das Sammeln von Bonuspunkten an. Mit „Luca Pay“ können Nutzer in Restaurants und Cafés per QR-Code bezahlen, und die App soll schrittweise zu einer Plattform ausgebaut werden, die alle Aspekte des Restaurantbesuchs digitalisiert.
Die Frage der Zweckentfremdung
Ein kritischer Punkt ist die Verwendung der Daten aus der Pandemiezeit. Laut Luca wurden alle pandemiebezogenen Nutzerdaten gelöscht, bevor die App zu einem Zahlungstool umfunktioniert wurde. Dennoch bleibt die Frage offen, ob und wie die Marke Luca von den Investitionen der öffentlichen Hand profitiert hat. Die Investoren hinter dem neuen Geschäftsmodell von Luca, darunter große Hotelketten und Fintech-Unternehmen, haben große Pläne, die App zu einem umfassenden Begleiter im Alltag auszubauen.
Fazit: Eine App im Wandel
Die Geschichte der Luca-App ist ein Beispiel für den schnellen Wandel digitaler Technologien und Geschäftsmodelle. Von der vielversprechenden Lösung zur Pandemiebekämpfung entwickelte sie sich zu einer kontroversen Technologie, die heute versucht, in einem völlig neuen Markt Fuß zu fassen. Es bleibt abzuwarten, ob es dem Team hinter Luca gelingt, das Vertrauen der Nutzer zurückzugewinnen und sich im stark umkämpften Markt für digitale Bezahllösungen zu etablieren.