Vor etwa einem Jahrzehnt war mobiles Fernsehen auf dem Smartphone noch eine technische Herausforderung. Für den direkten Empfang von TV-Signalen gab es Zubehör wie den Tivizen DVB-T-Empfänger, entwickelt von der südkoreanischen Firma Valups. Dieser kompakte Receiver machte es möglich, unterwegs terrestrisches Fernsehen über DVB-T zu empfangen und per WLAN an das Smartphone zu streamen. Durch Apps wie Tivizen konnten Nutzer mit stabiler Verbindung ganz klassisch fernsehen, ohne auf die Abhängigkeit von mobilem Internet angewiesen zu sein.
Auch wir hatten das Tivizen Pico vorgestellt, eine innovative Möglichkeit, terrestrisches Fernsehen auf dem iPhone oder iPad zu empfangen – ganz ohne Internetverbindung. Mit dem Tivizen Pico und seiner App wurde das Smartphone über den 30-Pin-Anschluss zum vollwertigen Fernseher, eine Lösung, die wir auf Check-App ausführlich getestet haben.
Diese Hardwarelösung war damals bahnbrechend, aber zugleich voller Einschränkungen. Der DVB-Empfänger benötigte oft eine stabile Antenne und war in Empfangsqualität und Akkulaufzeit begrenzt. Durch den Wechsel zu DVB-T2 in vielen Regionen verlor die alte Hardware ihre Funktion, und die Nachfrage nach alternativen, internetbasierten Lösungen stieg, da auch Mobilfunknetze leistungsfähiger wurden.
Der Übergang zu Streamingdiensten und „Skinny Bundles“
Heute ist Fernsehen auf dem Smartphone kaum noch an eine Hardware gebunden. Stattdessen übernehmen Streamingdienste wie YouTube TV, Sling TV, Hulu mit Live-TV und ähnliche Angebote die Funktion des klassischen Fernsehens. Diese Dienste bieten ein breites Spektrum an Kanälen, die oft die gesamte Palette von Nachrichten bis Sport abdecken. Solche Streaming-Angebote, auch als „Skinny Bundles“ bekannt, lassen Nutzer spezifische Pakete buchen und live oder on-demand ansehen, ganz ohne Antenne oder externe Hardware.
Diese Services bieten weitere Vorteile: Der Zugang erfolgt überall dort, wo Internet verfügbar ist, und Cloud-DVR-Funktionen erlauben es, Sendungen aufzunehmen und später anzusehen. YouTube TV zum Beispiel bietet unbegrenzten Cloud-Speicher, und Sling TV ermöglicht flexible Paketkombinationen, die den verschiedenen Bedürfnissen von Familien und Sportfans entgegenkommen.
Was hat sich verbessert – und was ging verloren?
Die Entwicklung vom physischen DVB-T-Empfänger hin zu Streamingdiensten brachte viele Annehmlichkeiten mit sich. Die Flexibilität, Inhalte live oder on-demand zu streamen, hat das Fernsehen auf Mobilgeräten grundlegend verändert. Doch der Wandel hat auch Schattenseiten. Die Abhängigkeit vom Internet und die damit verbundenen Datenkosten machen es für manche Nutzer teurer, als es früher der Fall war. Bei hoher Nutzung kann Streaming teuer werden, besonders in Regionen mit teurem oder begrenztem Datenvolumen.
Zudem stellt sich die Frage nach der regionalen Abdeckung: Während DVB-T in Europa weite Verbreitung fand, ist die Verfügbarkeit von bestimmten Kanälen bei Streamingdiensten oft regional eingeschränkt. Abhängig vom Standort können nicht alle Sender problemlos abgerufen werden, was vor allem bei Sportübertragungen oder lokalen Nachrichten ein Nachteil sein kann.
Kostenfreie Optionen und Alternativen
Für Nutzer, die keine zusätzlichen Abonnements wünschen, gibt es auch heute noch Alternativen. Plattformen wie Pluto TV und Xumo bieten zahlreiche kostenfreie Kanäle. Diese werbefinanzierten Apps decken vor allem Nischeninteressen ab, von Retro-TV bis Nachrichten. Auch HD-Antennen, kombiniert mit den Mediatheken-Apps öffentlich-rechtlicher Sender wie ARD und ZDF, bieten weiterhin eine Möglichkeit, kostenfrei fernzusehen – allerdings mit der Einschränkung, dass keine Mobilität gegeben ist, wie es bei früheren Lösungen wie Tivizen der Fall war.
Fazit: Ein technischer Wandel mit Konsequenzen
Der Wandel vom DVB-Empfänger hin zu Streamingdiensten zeigt, wie stark das Konsumverhalten in Bezug auf TV-Inhalte verändert wurde. Heute sind wir auf eine ständige Internetverbindung angewiesen, um mobil fernzusehen – eine Abkehr von der Unabhängigkeit, die die alte DVB-T-Technologie einst bot. Stattdessen profitieren Nutzer von einem riesigen Angebot an Inhalten und der Flexibilität, jederzeit auf ihre Lieblingssendungen zuzugreifen.
Letztlich bleibt festzuhalten, dass sich durch den technologischen Fortschritt das Fernsehen auf dem Smartphone neu definiert hat. Es bleibt jedoch offen, wie sich dieser Trend weiterentwickeln wird und ob sich neue hybride Lösungen finden, die die Vorteile beider Welten – Unabhängigkeit und Vielfalt – vereinen können.