YouTube revolutioniert gerade die Art und Weise, wie wir Videos konsumieren – zumindest theoretisch. Mit der neuen „Auto Dubbing“-Funktion sollen Videos automatisch in andere Sprachen synchronisiert werden. Klingt wie ein Traum, der Sprachbarrieren einfach in Luft auflöst. Und ja, es ist durchaus beeindruckend, wenn die Technik ihre Arbeit macht. Aber wie so oft steckt der Teufel im Detail, oder besser gesagt: in der Stimme.
Der Verlust der Authentizität
Erst neulich habe ich mir ein Video von Hannah Fry angesehen, „Was bedeutet der KI-Boom wirklich für die Menschheit?“ und war sofort gefesselt. Nicht nur vom Thema, sondern auch von der Art, wie Hannah Fry präsentiert: ihre Stimme, ihre Intonation, einfach diese authentische Präsenz, die sie in jedes Wort legt. Viele der Kommentare unter dem Video lobten das ebenso: „Ich könnte ihr den ganzen Tag zuhören“, meinte ein User – und damit war er nicht alleine. Und genau hier liegt das Problem: Die deutsche Synchronfassung verliert all das, was das Original so besonders macht.
Denn die automatisch erzeugte Stimme für die Synchronisation wirkt in der deutschen Version distanziert und fast schon emotionslos. Klar, sie ist nicht fehlerhaft – die Übersetzung ist korrekt, aber das Herz fehlt. Es ist so, als ob man ein perfektes Gemälde nimmt, es dann jedoch in Schwarz-Weiß kopiert. Es bleibt der Kern, aber all das, was das Werk lebendig und einzigartig macht, geht verloren.
Der Versuch, über Technik und KI zu sprechen, während gleichzeitig die menschliche Komponente aus der Kommunikation entfernt wird, ist irgendwie ironisch. Hannah Fry redet über die möglichen Gefahren von superintelligenter KI – über die Risiken, dass Maschinen irgendwann autonom Entscheidungen treffen, die uns gar nicht gefallen könnten. Und was macht YouTube? Lässt eine KI das Ganze monoton in eine andere Sprache übersetzen. So sehr wir Technologie lieben, dieser Moment zeigt ihre Grenzen.
Emotionen lassen sich nicht duplizieren
YouTube möchte mit „Auto Dubbing“ natürlich klingende Synchronisationen ermöglichen. Doch selbst wenn Tonfall und Intonation einigermaßen übernommen werden, bleibt eine Tatsache bestehen: Die authentische menschliche Wirkung eines Originals lässt sich nicht einfach durch Algorithmen duplizieren. Das Original hat etwas, das durch kein noch so kluges KI-Tool ersetzt werden kann: echte Emotionen.
Die neuen Möglichkeiten der automatischen Synchronisation sind zweifellos ein Fortschritt – aber vielleicht sollten wir uns fragen, ob Technik wirklich immer eine perfekte Kopie liefern muss oder ob wir nicht manchmal den Charme des Originalen bewahren wollen. Das Video von Hannah Fry erinnert uns daran, dass menschliche Intelligenz etwas weit Komplexeres ist als nur ein Haufen Daten, der übersetzt und umgerechnet werden kann. Genau das sollten wir nicht vergessen, wenn wir Videos über KIs von KIs synchronisieren lassen.