Es gibt Beiträge, die schreibt man, weil das Thema gerade auf dem Tisch liegt. Und dann gibt es Beiträge, die man schreibt, weil die Post kommt. Genauer gesagt: Weil ein Brief im Briefkasten liegt, der einen auffordert, eine App zu nutzen. Eine App, die man bereits 2023 einmal kritisch unter die Lupe genommen hat. Und weil das Leben manchmal wie ein zirkulierender Bumerang funktioniert, tun wir das heute erneut. Willkommen zum Follow-up zur „Meine SIGNAL IDUNA“ App – oder wie wir es nennen: eine Rückkehr in die wundersame Welt des digitalen Versicherungsmanagements.
Das ewige Versprechen der Verbesserung
Der ursprüngliche Beitrag aus dem Sommer 2023 war ein Meisterwerk an nüchterner Analyse. Wir haben damals die App auseinandergenommen wie ein Chirurg mit Präzisionsbesteck – und, oh Wunder, wir fanden Verbesserungspotenzial. Die App hatte ein solides Fundament, aber eben auch Schwachstellen: Dokumentenuploads, Login-Probleme, eine Benutzerführung, die eher an ein Labyrinth aus Versicherungsbeamtendeutsch erinnerte.
Nun ist 2025. Ein neuer Brief. Eine neue Version. Eine neue Chance für digitale Glückseligkeit? Schauen wir uns die aktuelle Lage an.
Neues Jahr, neue App, alte Probleme?
Auf den ersten Blick scheint sich einiges getan zu haben. Das Design wurde überarbeitet – wobei die Meinungen auseinandergehen, ob „modern“ hier eher für „langweilig“ steht. Neue Funktionen sind hinzugekommen: Bausparverträge, Investmentdetails, Tarifänderungen. Das klingt nach Fortschritt, nach Evolution. Doch dann liest man die 1420 Nutzerbewertungen aus dem Jahr 2024, welche sich so verteilen:
1-Sterne: 62
2-Sterne: 24
3-Sterne: 37
4-Sterne: 94
5-Sterne: 364
mit einer durchschnittlichen Bewertung: 4.16 und es offenbart sich dennoch kritische Punkte:
- QR-Code-Scan? Nicht mehr verfügbar. Warum? Nun, vermutlich weil Fortschritt bedeutet, erst einmal Dinge zu streichen, um sie später als bahnbrechende Innovation zurückzubringen.
- Dokumenten-Uploads? Immer noch problematisch. Hochgeladene Belege werden erst nach Tagen bearbeitet, weil die Daten „noch nicht im System sind“. Die KI der App erkennt sie zwar als „gut“, aber die Versicherung sagt „nö“.
- Posteingang? Eine Blackbox. Die App zeigt zwar Dokumente an, aber Details? Fehlanzeige. Wer also verstehen will, was ihm da eigentlich zugestellt wurde, muss sich jedes Mal ein PDF herunterladen. Klingt fast wie E-Mail, nur schlechter.
- Login-Probleme? Bleiben stabil. Biometrische Anmeldung? Funktioniert nach dem Zufallsprinzip. Passwort? Na ja, wer sich nicht erinnert, darf sich durch den Spaß einer Wiederherstellung quälen.
Digitalisierung als Geduldsprobe
Natürlich sind nicht alle Bewertungen schlecht. Viele loben die Idee, Rechnungen online einreichen zu können – ein Feature, das man 2025 zwar als Standard erwarten dürfte, aber gut, wir nehmen, was wir kriegen. Die Versicherung reagiert zudem mustergültig auf Kritik. Jeder verärgerte Kommentar wird mit einer freundlichen Bitte um direkte Kontaktaufnahme beantwortet. Sehr höflich, fast schon britisch.
Und doch bleibt die zentrale Frage: Warum ist die App noch immer kein Must-have für Kunden? Warum fühlen sich viele Verbesserungen wie Flickwerk an, statt wie ein durchdachtes Upgrade? Warum ist die Idee einer funktionierenden Versicherungs-App immer noch mehr Versprechen als Realität?
Ein Fazit wie ein Déjà-vu
Die „Meine SIGNAL IDUNA“ App ist eine jener Anwendungen, die mit jedem Update besser werden könnten – aber nie so richtig ankommen. Die App von 2023 hätte durch ein paar gezielte Verbesserungen perfekt sein können. Die App von 2025 ist anders, aber nicht unbedingt besser. Statt Evolution gibt es ein Hin und Her: neue Features, neue Probleme, neue Briefe im Briefkasten.
Vielleicht, und das ist nur eine These, gehört eine App, die wirklich einfach funktioniert, zu den großen Utopien unserer Zeit. Vielleicht ist eine Versicherung ohne Formulare und Wartezeiten genauso realistisch wie ein Steuerbescheid, der auf Anhieb verständlich ist.
Oder vielleicht müssen wir einfach warten, bis die App uns 2027 wieder per Brief an ihr Dasein erinnert. Denn eins ist sicher: Signal Iduna ist geduldig. Und Papier gibt es offensichtlich genug.