Ein Selbstversuch, der wehtut. Und ein YouTuber, der es durchzieht. Eine Reportage über Eddy Burback, sein neuestes Video und den langsamen Rückzug aus der digitalen Überforderung.
Ein Monat ohne Handy – was klingt wie eine romantisierte Doku aus dem ZDF-Kulturkanal, ist in Wahrheit ein fast einstündiger Reality-Check für uns alle. Der YouTuber Eddy Burback, bekannt für seinen lakonischen Humor und seine tiefgründigen Videoessays, sperrt sein Smartphone für 30 Tage weg. Keine Apps, keine Nachrichten, keine Screenshots von Tweets, die sowieso keiner versteht. Stattdessen: ein Festnetztelefon, ein Rolodex, ein Wecker aus der Vorzeit – und eine Erkenntnis, die viele Zuschauer*innen zu Tränen rührt.
Wer ist dieser Eddy Burback?
Eddy Burback ist keiner dieser hyperaktiven Creator, die jeden Trend mitnehmen. Seine Videos erscheinen selten, dafür mit Substanz. Mit mehr als zwei Millionen Abonnenten zählt er zur festen Instanz im amerikanischen YouTube-Kosmos – und gleichzeitig wirkt er oft wie der Einzige, der noch einen Funken Menschlichkeit zwischen all den Werbeeinblendungen und Reaction-Gesichtern versprüht. Auch diesmal.
Das Experiment: Ohne Handy in einer Welt, die dich schreitend überholt
„I hate my phone so I got rid of it“ heißt sein aktuelles Video. Es beginnt, wie so viele moderne Geschichten: mit Frust. Ein „dummer Clip“ auf Twitter, eine Stunde vergeudeter Bildschirmzeit, die sich anfühlt wie ein Blackout. Eddy entscheidet: Das reicht. Er sperrt sein Smartphone in einen Safe – und dokumentiert seinen Alltag mit Camcorder und Notizblock.
Dabei geht es nicht um technologische Nostalgie. Sondern um eine Bestandsaufnahme. Wie funktioniert das Leben, wenn man aufhört, sich permanent kontrollieren zu lassen? Wenn man wieder wissen muss, wann der Bus kommt, statt es nachzusehen? Wenn man eine Einladung zur Party nur per Festnetz erhält – und plötzlich niemand mehr anruft?
Humor trifft Schmerz
Eddy bleibt sich treu: Das Video ist witzig – etwa, wenn er wie ein Detektiv versucht, in Los Angeles ein analoges Busticket zu kaufen. Oder wenn er sich an der Kinokasse mit einem ausgedruckten QR-Code abmüht. Aber da ist auch eine stille Melancholie, eine Art digitale Trauerarbeit. Eine der stärksten Stellen? Als Eddy einen Moment lang einfach dem Regen zusieht. Kein Scrollen. Keine Musik. Nur… Stille. Und das Erstaunliche: Es wirkt nicht wie ein Witz. Sondern wie ein Weckruf.
Die Kommentare: Das wahre Herzstück
Die Community reagiert überwältigend ehrlich. Viele teilen eigene Geschichten vom digitalen Burnout. Nutzerin @zariaaa652 etwa schreibt: „Ich habe mein Handy weggelegt und festgestellt, dass meine Tochter mit mir spielen wollte, während ich genervt von ihr war – weil ich lieber scrollen wollte.“ Andere werden poetisch: „Ich liebe die Idee, dass ein Telefon wie ein Kondom ist, das dich vor der echten Welt schützt.“
Und dann gibt es diesen einen ironischen Kommentar: „Der Räuber wollte mein Handy, ich erklärte ihm, dass ich keins habe, er sah mich an und sagte: ‚Du schaust Eddy Burback‘ – dann erschoss er mich.“ Schwarzer Humor, klar. Aber irgendwie auch ein Spiegelbild unserer Abhängigkeit.
Kulturkritik mit Camcorder
Was das Video so besonders macht, ist sein subtiles Spiel mit unserer Gegenwart. Eddy vergleicht seine Erfahrungen mit „Sex and the City“. Nicht, weil er sich als Carrie Bradshaw sieht. Sondern weil es eine Welt war, in der Menschen Pläne machten und nicht nachrichteten. In der man nicht in Echtzeit wusste, wie sich jeder Mensch im Umkreis von 50 Kilometern gerade fühlt. Und genau das vermisst er – und mit ihm viele Zuschauer.
Fazit: Pflichtvideo für alle, die ihr Handy manchmal hassen
„I hate my phone so I got rid of it“ ist mehr als ein Selbstexperiment. Es ist eine Einladung zum Nachdenken. Und ein stiller Schrei danach, sich das eigene Leben zurückzuholen. Vielleicht wirst du dein Smartphone nicht wegsperren. Vielleicht nicht mal Apps löschen. Aber du wirst nach diesem Video anders auf dein Display schauen.
Unbedingt ansehen. Und danach vielleicht: einfach mal wieder telefonieren. Mit einem echten Hörer in der Hand.